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Gemeinderat, 2. Sitzung vom 23.5.2001, Wörtliches Protokoll  -  Seite 46 von 74

 

wollen, die Hand zu erheben. - Dieser Antrag ist einstimmig angenommen.

 

Wir kommen jetzt zur Abstimmung über den Beschluss- und Resolutionsantrag der GRÜNEN, betreffend Sicherstellung der kulturellen Vielfalt im Museumsquartier.

 

Wer sich dafür ausspricht, den bitte ich um ein Zeichen der Zustimmung. - Das ist mit Mehrheit angenommen.

 

Es gelangt nunmehr die Postnummer 28 (PrZ 39/01-M07) der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft eine Subvention an den Wiener Film Fonds.

 

Ich bitte die Berichterstatterin, Frau GR Elisabeth Vitouch, die Verhandlung einzuleiten. - Bitte.

 

Berichterstatterin GR Elisabeth Vitouch: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren!

 

Ich ersuche um Zustimmung zu diesem Akt.

 

Vorsitzender GR Günther Reiter: Ich eröffne die Debatte. Zum Wort gemeldet ist Herr GR Mag Chorherr. Ich erteile es ihm.

 

GR Mag Christoph Chorherr (Grüner Klub im Rathaus): Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren! Herr Kulturstadtrat!

 

Es wurde heute schon einige Male angesprochen: Es ist in diesen Tagen besonders schön, über den österreichischen Film zu sprechen, weil es für alle Filminteressierten, die zwar gewusst haben, dass es sehr qualitätsvolle, auch international organisierte Produktionen gibt, schon überraschend war, wie groß die Zustimmung in Cannes für Michael Hanekes Film war. Und gerade weil dort so ein internationaler Erfolg gegeben ist, sollten wir uns ein bisschen genauer mit der Stellung des Films in Österreich auseinander setzen, denn die Rahmenbedingungen sind schlecht.

 

Die Pressekonferenzen und Auseinandersetzungen der letzten Monate und Jahre und auch Publikationen haben gezeigt, dass dem Film in kaum einem anderen europäischen Land so wenig öffentliche Unterstützung und so wenig Rahmenbedingungen gegeben werden, wie bei uns, insbesondere wird dem Zusammenhang zwischen Wirtschaftspolitik und Filmpolitik, der zum Beispiel in Deutschland ganz klar erkannt wurde, nicht Rechnung getragen. Insofern muss man leider sagen, dass dieser tolle Erfolg von Haneke nicht wegen der österreichischen Politik, sondern trotz österreichischer Politik gelungen ist, wiewohl ich der Korrektheit halber durchaus sagen möchte, dass die Position, die Wien in den letzten Jahren hier eingenommen hat, durchaus eine abweichende war, denn hier sind die vielen Förderungen aufgestockt worden. Ich stehe auch nicht an, hier noch einmal den ehemaligen Kulturstadtrat Marboe durchaus positiv zu erwähnen, der sich sehr bemüht hat, diesem widrigen Klima für den gesamten Film in Österreich entsprechend gegenzusteuern.

 

Ich mache nur eine Kleinigkeit Richtung FPÖ, ich tue es selten, aber man soll nicht alle Aussagen vergessen. Ich zitiere die heute abwesende Kultursprecherin der FPÖ, die zum Thema "Der österreichische Film liegt im Koma" - sie hat damit Haneke gemeint - gesagt hat: "Belichtetes Celluloid macht noch keinen Film und wirtschaftliche Misserfolge legitimieren diese Produkte noch lange nicht als Kunst. Es gibt nur zwei Arten von Filmen: Erfolgreiche und erfolglose", so Unterreiner. Dann sagte sie in Richtung Haneke: "Wer zwei Flops produziert, soll nach hinten gereiht werden. Diese Art der Qualitätsüberprüfung ist die einzig objektive Kontrolle. So kann es nicht passieren, dass Haneke-Filme, die nach spätestens zwei Tagen wegen Desinteresse des Publikums abgesetzt werden müssen, regelmäßig gefördert werden."

 

Wir sollten das nicht vergessen, wenn Frau Unterreiner wieder da herauskommt und kulturpolitisch und filmpolitisch tätig ist!

 

Es ist heute, glaube ich, niemand von der FPÖ gemeldet. Das ist gut so und zeigt einen gewissen ersten Schritt, Dinge zu lernen. Man kann aber auch einmal nach Cannes fahren! (Beifall bei den GRÜNEN.)

 

Ich möchte ein bisschen auch in Richtung ÖVP - und jetzt nicht in Richtung Marboe, sondern weil, glaube ich, nach mir der Herr Salcher spricht - schon fragen, wieso eine durchaus breiter erkannte Notwendigkeit des österreichischen Films - und ich sage es noch einmal in diese Richtung - maßgeblich auch unterstützt wurde, nämlich vom Herrn Marboe und auch von der ÖVP, und warum so gänzlich konträr unter einem schwarzen Kanzler und dem schwarzen Kunstminister mit dem Film umgegangen wurde? - Da wurde im Bereich des ÖFI drastisch gekürzt, und ich erspare Ihnen jetzt, weil Sie das ja wissen, Kollege Salcher, die Ausführungen von Filmproduzenten, die sich bei Morak anstellen, wenn sie überhaupt dorthin kommen und quasi demütig etwas argumentieren müssen, das kulturpolitisch aber auch wirtschaftspolitisch auf der Hand liegt.

 

Jetzt möchte ich hier nur eine einzige wirtschaftspolitische Argumentation bringen. Hier habe ich vor mir eine Auswertung der wirtschaftspolitischen Effekte von vier Haneke-Produktionen in Wien liegen:

 

Für die vier Produktionen "Die 71 Fragmente der Chronologie des Zufalls" 1993, "Das Schloss" 1995, "Funnygame" 1996 und "Die Klavierspielerin" 2000, alle von der Wega-Film produziert, wurden Wirtschaftsförderungsfondsmittel in der Höhe von 25 Millionen S gegeben und allein die direkten wirtschaftspolitischen Wien-Effekte - also gar nicht mit einem Multiplikator im nachhinein gerechnet - sind bei 53 Millionen, also bei mehr als dem Doppelten, gelegen! Wenn es schon keinen kulturpolitischen Grund gibt - auf den komme ich aber dann noch -, dann gibt es relevante wirtschaftspolitische Dinge, dass man neben vielem anderen - Fleischerförderungen, die schon notwendig sind, Rauchfangkehrerförderungen, alles notwendige Dinge -, wo die Wiener Wirtschaftskammer da herauskommt und gelegentlich durchaus richtig argumentiert, auch sagt: "Hallo, auch Film hat etwas Wirtschaftspolitisches und sollte aus diesem Grund unterstützt werden."

 

Darum würde ich mir jetzt in einer ersten Conclusio

 

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