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Gemeinderat, 2. Sitzung vom 23.5.2001, Wörtliches Protokoll  -  Seite 47 von 74

 

wo ich auf die Kulturpolitik und auch noch einige andere Bereiche eingehe, sehr wünschen, dass es möglich wäre - und ich habe positiv wahrgenommen, dass der Herr Kulturstadtrat gesagt hat, er möchte sich insbesondere für den heimischen Film einsetzen, und ich kenne auch die Haltung des Herrn Marboe -, wenn es hier gelänge, einen weiteren Schritt, einen weiteren vehementen Schritt gemeinsam getragen für den österreichischen Film zu setzen, der, und das können wir auch ehrlich sagen, zu einem Großteil natürlich Wien-relevant ist.

 

Jetzt komme ich zu einem für mich kulturpolitischen Bereich, wo ich mich immer wundere, dass gerade jene Parteien, die immer den Begriff der Nationalidentität vertreten, der mir nicht sehr angenehm ist, aber den ich einmal positiv interpretieren möchte, nicht erkennen und verstehen wollen, dass gerade im Filmbereich dieser Begriff vehement getätigt wird! Wie Sie wissen, bin ich ein leidenschaftlicher Kinogeher und möchte hier einen anderen Film anführen, den ich filmisch hervorragend gefunden habe und wo ich mir gedacht habe: Na servas, wie kannst du mit Film Geschichte umdrehen! Ich habe mir, ich kann ihn durchaus empfehlen, er ist filmisch hervorragend, den Film "Thirteen Days", den US-amerikanischen Versuch, die Kubakrise aus dieser Sicht neu zu erzählen, angesehen. Wenn da jetzt viele junge Leute diesen Film sehen, dann denken sie sich sicher: Ach, so war das mit der Kubakrise, ach, das war interessant. Aber dort wird die ganze Abhandlung, welche Rolle Kennedy gespielt hat und welche Rolle die Sowjets gespielt haben, in einer nachweislich schwer manipulativen Form für ein Millionenpublikum auf der gesamten Welt gezeigt! Amerika weiß, wie wichtig das ist, um in den Köpfen der Menschen Dinge zu erreichen. In diesem Film sind die Armen die Amerikaner, die da ja wirklich von den Sowjets heimgesucht werden. Kein einziger Sowjet darf auch nur auftreten! Und da kommen diese Raketen nach Kuba - stimmt, bedrohlich. Dass gleichzeitig in vielen anderen Bereichen schon Raketen auf die Sowjetunion gerichtet waren, kommt in dem Film nicht vor. Ich spare mir das, dass ich das jetzt alles unterteile.

 

Ich will damit nur sagen: Wenn es eine Möglichkeit gibt, auch seine eigene Geschichte zu erzählen, eine europäische Geschichte, ja eine österreichische Geschichte, die in vielen Bereichen anders ist, als sie gesehen wird, dann ist es das Medium Film. Ein populäres Medium, in das zunehmend auch sehr junge Leute gehen. Es zeigt sich im ORF - auf den möchte ich heute auch noch kurz kommen -, dass die Quoten im Fernsehen speziell bei heimischen Produktionen durchaus sehr hoch sind. Da verstehe ich die derzeitige Bundesregierung überhaupt nicht, warum in diesem Bereich so wenig passiert und so vehement gekürzt wird, und da sind wir von ihr stark abhängig, denn man kann von Wien-Seite nicht alles gegensteuern. Kulturpolitisch, identitätsstiftend, wenn ich das hier sagen darf, aber auch wirtschaftspolitisch spricht alles dafür, den Film ernst zu nehmen.

 

Darum möchte ich ganz kurz auch auf einen Bereich eingehen, weil er dieser Tage entschieden wird und auf den österreichischen Film auch maßgebliche Auswirkungen hat, und zwar auf das ORF-Gesetz.

 

Da verstehe ich ja schon überhaupt nicht diese Kürzungsüberlegungen, die dann noch dazu unter dem Argument "öffentlich-rechtlich" gebracht werden. Wenn es einen vernünftigen öffentlich-rechtlichen Auftrag gibt, dann am Wirtschaftsstandort Österreich, und ich sage hier in diesem Haus: Relevant in Wien ist, Produktionsvoraussetzungen zu schaffen. Der größte Auftraggeber in der Filmbranche ist der ORF. Ich habe hier zu wenige - und das geht jetzt in Richtung Wien - Kooperationsangebote, gemeinsame Unterstützungen gesehen. Da hätte man viel mehr machen können. Wenn jetzt auch von der schwarz-blauen Regierung dem ORF Geld massiv weggenommen wird, so ist es doch unglaublich naiv - um nichts Schärferes zu sagen - zu glauben, dass dann Privatfernsehen insbesondere in heimische Produktionen investieren wird! Bitte schauen wir uns ATV an, das sind ausschließlich Abspieldinger, die dort passieren! Wenn es einen öffentlich-rechtlichen Auftrag gibt, dann den, in Österreich selber zu produzieren und Voraussetzungen für heimisches Filmschaffen zu geben. Das höre ich zu wenig und auch hier erwarte ich mir vom Kollegen Salcher einen Beitrag, weil es für den Filmstandort Wien sehr wesentlich sein wird, wie das ORF-Gesetz letztendlich aussieht.

 

Zwei kurze Bereiche noch ergänzend. Es hat vor der Wahl einen ersten, glaube ich, positiven Versuch gegeben, auch die beträchtlichen Mittel des Presse- und Informationsdienstes nicht ausschließlich der Gutenberg-Technologie und verschiedensten drucktechnischen Dingen zukommen zu lassen, die uns überfluten. Bis hin zur Subvention von Parteizeitungen kennen wir das, ich werde es kurz machen: Rote und schwarze Parteizeitungen bekommen signifikante Beiträge. Aber nicht nur Parteizeitungen. Ich blättere zum Beispiel durch das "News" oder das "Format" und sehe da Seiten um Seiten um Seiten um Seiten Beiträge vom PID geschalten, von einer auch ästhetischen, um nicht zu sagen Erbärmlichkeit, sage ich halt mit Bescheidenheit dazu.

 

Jetzt ging man einen Schritt und sagte: Okay, versuchen wir einmal in einem kleinen Pilotversuch, auch das Medium Film einzusetzen. Das war ein Kinospot, der produziert wurde, in einem, glaube ich, ganz anständigen Wettbewerb, der an junge Leute signalisiert hat: Hallo, wählen gehen! Ich fände es spannend, das sage ich auch in Richtung Kulturstadtrat, ob Sie vielleicht auch mit dem PID einmal Gespräche führen könnten, um auch Mittel des Presse- und Informationsdienstes verstärkt in Richtung Film umzuleiten. Hier gibt es auch einige durchaus positive Beispiele, zum Beispiel die spannende Universum-Dokumentation - ich glaube, vor drei Jahren war die - über den Stephansdom, wo gezeigt wurde, was der Stephansdom

 

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