Gemeinderat,
3. Sitzung vom 25.6.2001, Wörtliches Protokoll
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(Beginn um 9.00 Uhr.)
Vorsitzender
GR Rudolf Hundstorfer: Einen
wunderschönen guten Morgen, meine sehr geehrten Damen und Herren!
Ich darf die
Sitzung für eröffnet erklären.
Entschuldigt
sind Herr GR Rauchenberger und Herr GR Hatzl.
Bevor wir zur
Erledigung der Tagesordnung kommen, gebe ich gemäß § 15 Abs. 2 der
Geschäftsordnung bekannt, dass an schriftlichen Anfragen nur 5 vom Klub der
Wiener Freiheitlichen eingelangt sind, von den anderen Parteien keine.
Weiters sind
Anträge eingelangt, und zwar 2 Anträge vom Grünen Klub im Rathaus und
3 vom Klub der Wiener Freiheitlichen, von den anderen Parteien sind keine
eingelangt. Diese Anträge sind auch entsprechend bekannt gegeben und die
Zuweisungen erfolgen wie beantragt.
Die
Postnummer 1 (PrZ 318/01-MDBLTG)
der Tagesordnung betrifft den Rechnungsabschluss der Bundeshauptstadt Wien für
das Jahr 2000.
Ich schlage
folgende Vorgangsweise vor: Nach einem einleitenden Referat von Herrn
Vizebürgermeister, Amtsführenden Stadtrat für Finanzen, Wirtschaftspolitik und
Wiener Stadtwerke, Dr Sepp Rieder, folgen die allgemeine Beratung des
Rechnungsabschlusses und im Anschluss daran die Debatte über die
Geschäftsgruppe Finanzen, Wirtschaftspolitik und Wiener Stadtwerke.
Voraussichtlich
am Dienstag dieser Woche wird, nach dem Schlusswort des Berichterstatters, VBgm
Dr Rieder, über die Anträge zum Rechnungsabschluss und zum Inventar abgestimmt
werden. Ich nehme an, Sie sind mit dieser Vorgangsweise einverstanden.
Ich bitte nun
den Berichterstatter, Herrn Vizebürgermeister, die Verhandlung über die
Postnummer 1 der Tagesordnung, den Rechnungsabschluss 2000, einzuleiten.
Berichterstatter
VBgm Dr Sepp Rieder: Herr
Vorsitzender! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Wir - das
heißt, die Länder - haben in den letzten Wochen verhältnismäßig zäh mit dem
Bund über das Zustandekommen des Stabilitätspakts verhandelt. Eine der
Schwierigkeiten war die Frage, welche der in den Ländern angewendeten
Budgetmethoden mit den Spielregeln von Eurostat, also den Maastricht-Kriterien,
vereinbar ist. Ich bin sehr froh, hier sagen zu können, dass wir als Vertreter
des Landes Wien uns in diesem Zusammenhang um keine wie immer geartete
Sonderregelung - anders als andere Bundesländer - bemühen mussten, weil so
gesehen das Budget 2000, und damit auch der Rechnungsabschluss, quasi ein
"stinknormales" Budget - entschuldigen Sie bitte diesen Ausdruck -
gewesen ist, also keine besonderen Regelungen, weder Ausverkauf von Wohnbauförderungsdarlehen
noch spezielle Ausgliederungen enthalten hat, was natürlich bedeutet, dass wir
in die kommenden Jahre des Nulldefizits ohne eine Altlast einsteigen.
Zum anderen
möchte ich zum Ausdruck bringen, dass der Rechnungsabschluss ein Jahr betrifft,
nämlich das letzte Jahr, in dem es noch nicht um das Nulldefizit gegangen ist.
Wir - das
heißt, die Länder und Gemeinden - haben am vergangenen Montag mit dem
Finanzminister diesen Stabilitätspakt abgeschlossen. Dieser Abschluss ist vor
dem Hintergrund einer zunehmend verflachenden europäischen Konjunktur erfolgt -
bekanntlich war das Budgetjahr 2000 ein deutliches Hochkonjunkturjahr, nicht
nur hier in Österreich, sondern auch in ganz Europa -; umso wichtiger ist es,
dass die Länder jetzt zusammenrücken. Ich halte es auch für außerordentlich
positiv, dass der Finanzminister von seinem hohen Ross heruntergestiegen ist
und den Ländern beim Abschluss des Stabilitätspakts entgegengekommen ist, also
nachgegeben hat.
Wenn dieses
Zusammenwirken zwischen den Ländern, den Gemeinden und dem Bund funktioniert,
so denke ich, dass man das Ziel des Stabilitätspakts erreichen kann. Ich halte
es aber für unvorstellbar, meine sehr geehrten Damen und Herren, dass die
Länder oder die Gemeinden die Zeche dafür zahlen sollten, wenn jetzt der Bund
mit Spendierhosen in den Wahlkampf geht oder sich auf eine Harakiri-Politik der
Abfangjäger einlässt. Ich glaube, dass eine derartige Politik, die von vornherein
das Erreichen des Ziels des Stabilitätspakts in Frage stellt, ein klarer
Kündigungsgrund ist. Ich kann daher von dieser Stelle aus nur einmal mehr die
strikte Einhaltung auch jener Verpflichtungen einmahnen, die der Bund in diesem
Rahmen, was die Stabilität betrifft, gegenüber den Ländern und Gemeinden hat. (Beifall bei der SPÖ.)
Es gibt, meine sehr
geehrten Damen und Herren, noch einen Punkt, den man sich in Erinnerung rufen
muss: Es hat - dies ist im Hochkonjunkturjahr 2000 vielleicht nicht so
aufgefallen - im Jahr 2000 geradezu eine Springflut an Gebühren-, Steuer- und
Abgabenerhöhungen seitens der Bundesregierung gegeben. Mit Recht wird von den
Tageszeitungskommentatoren und auch von den Wirtschaftsexperten die Auffassung
vertreten, dass neben anderen Faktoren, wie dem Energiepreis, bei der
Steigerung der Inflationsrate etwa jetzt im Mai auf 3,4 Prozent vor allem
auch das Wirksamwerden der Ambulanzgebühr eine Rolle spielt, die ja jeden
Haushalt im Durchschnitt mit 270 S im Jahr betrifft. Man muss sich darüber
im Klaren sein, dass hier der Steuerzahler beziehungsweise die Bevölkerung
mehrfach zur Kasse gebeten wird: Sie wird einmal zur Kasse gebeten, weil sie
das zahlen muss. Sie wird aber über die Inflationsrate auch dadurch zur Kasse
gebeten, weil im Lohnsackerl oder im Pensionsbetrag um 3,4 Prozent weniger
drinnen ist, wenn man vom Realeinkaufswert ausgeht. Und wir spüren das
natürlich auch in der Inlandskonjunktur. Aber man sollte nicht vergessen, meine
sehr geehrten Damen und Herren, dass diese Anheizung der Inflationsrate auch
Auswirkungen auf die Indizes der Mietzinsregelungen hat und dass da die 5-Prozent-Hürde
sehr
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