Gemeinderat,
3. Sitzung vom 25.6.2001, Wörtliches Protokoll
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höhungen und
Steuerbelastungen einen großen Anteil an diesen hohen Inflationsraten haben.
Es steigt
bereits die Arbeitslosigkeit und ich darf hier erwähnen, was sehr bedenklich
und bedauerlich ist. Obwohl die Stadt Wien im vergangenen Jahr mehr als
21 Milliarden S in die Bauwirtschaft im weitesten Sinn investiert
hat, stellen wir fest, dass per Ende Mai 13 400 Bauarbeiter mehr
arbeitslos waren als im vergangenen Jahr. Das muss doch einen Zusammenhang mit
der restriktiven Investitionspolitik des Bundes haben. Wir stehen vor dem
Dilemma, dass jetzt keine Infrastrukturinvestitionen vom Bund durchgeführt
werden, die gerade Wien zur Verbesserung des Wirtschaftsstandorts in der
Drehscheibe Osten/Westen brauchen würde. Das ist als kritische Anmerkung ganz
richtig, glaube ich. Dagegen setzt Wien Maßnahmen zur Durchführung von
Investitionen, für Beschäftigung und auch für die Wirtschaftsförderung, was Sie
aus den Daten genau herauslesen können.
Meine Damen
und Herren! Es ist wirklich erschreckend, welche Folgen die derzeitigen
Maßnahmen der Bundesregierung nach sich ziehen, nämlich nicht nur eine hohe
Inflation, sondern auch - was sehr wesentlich ist - einen starken Rückgang der
Binnennachfrage. Das heißt, es werden der österreichischen Kaufkraft,
Konsumkraft 23 Milliarden S entzogen. Das wird sich auswirken. Die
Statistiken, die mir vorliegen, zeigen bereits: Die Sparguthaben, die
Sparquoten sinken und wir werden auch - so sagen EU-Experten - das schlechteste
Land in der Einkommenszuwachssituation in Zukunft sein. Also, das sind die
Auswirkungen der Maßnahmen der Regierung.
Meine Damen
und Herren! Wien, die Sozialdemokratie, wir machen die bessere und
menschlichere Politik. Wir werden uns von diesem Weg in keiner Weise abbringen
lassen, darauf können Sie sich verlassen. Und ich habe schon darauf verwiesen:
Das 100-Punkte-Programm enthält unsere Zielsetzungen für die nächsten fünf
Jahre. Wir in Wien setzen Initiativen für Investitionen für Betriebsansiedlungen,
für Wachstum, für Beschäftigung und auch in Richtung der Ausbildung.
Und ganz
interessant, Herr Kollege Kabas - Sie werden sich das ja auch angesehen haben
-: Wien investiert in die Wirtschaft nicht nur prozentuell, sondern auch
absolut mehr als der Bund, nämlich Wien 21,8 Milliarden S und der
Bund 20,6 Milliarden S. Wenn das keine Leistung der Stadt Wien ist!
Wien stellt
auch einen doppelt so hohen Anteil seines Budgets für Förderung der Wirtschaft
und des Gewerbes zur Verfügung als der Bund. Auch das ist, glaube ich, deutlich
darzulegen. Es wurde schon angeführt, dass es 5 774 Betriebsneugründungen
gegeben hat und dass vor allem auch von der Summe der ausländischen
Unternehmen, die Betriebe gegründet haben, ungefähr 50 Prozent den Wiener
Standort wählten. Also, so ein schlechter Wirtschaftsstandort, wie es hier von
den Kollegen der Oppositionsparteien - würde ich jetzt sagen - vorgebracht
worden ist, scheint Wien doch nicht zu sein. Bei uns liegt halt das
Schwergewicht - ich sage: ganz bewusst - in der Förderung von Wirtschaft und
Arbeit und in dieser Richtung wird die Sozialdemokratie auch weitertun.
Meine Damen
und Herren! Ich komme zu einem ganz besonderen Problem, wo ich auch vermisse,
dass keiner in dieser Bundesregierung - damit meine ich, kein Minister oder
Staatssekretär - endlich gesetzliche Maßnahmen setzt, damit dieses
Schwarzunternehmertum, die illegale Beschäftigung und auch die Schwarzarbeit
endlich überprüft, verfolgt und sanktioniert werden können.
Aus der Linzer
Kepler-Universität liegt eine Studie vor: Dem Staat entgehen an
volkswirtschaftlichen Einnahmen 291 Milliarden S, meine Damen und
Herren. Und jetzt stellen wir einmal gegenüber: Dem armen Bürger, den sozial
Schwachen nimmt man das Geld aus der Tasche, und auf diesem Gebiet ist man
nicht in der Lage, auch trotz meiner mehrfachen Aufforderung in meiner
Eigenschaft als Vorsitzender der Bau- und Holzgewerkschaft, endlich eine
gesetzliche Regelung einzuleiten. Das müsste doch auch in Ihrem Interesse sein!
Und ich würde mir wirklich wünschen, dass aus dem Wiener Gemeinderat oder aus
dem Wiener Landtag geschlossen einmal die Aufforderung an die Bundesregierung
ergeht, dass solche Maßnahmen zu setzen sind. Das wäre sehr gut und auch sehr
hilfreich.
Und was hier noch zu kritisieren
ist, berechtigt, würde ich sagen: Wir haben eigentlich von der EU eine Vorgabe,
dass die Arbeitnehmerentsenderichtlinien in gewissen Fristen umzusetzen sind.
Meine Damen und Herren! Die Regierung ist dieser Aufforderung der EU bis heute
nicht nachgekommen, indem die Entsenderichtlinien für die Bauwirtschaft noch
immer nicht umgesetzt sind. Das ist auch ein Faktum, das dazu führt, dass in
diesen Bereichen - jetzt sage ich bewusst - der Volkswirtschaft Geld entzogen
wird. Warum setzt diese Bundesregierung keine schlüssigen Handlungen, dass der
Staat, dass die Volkswirtschaft zu diesen Geldern kommt? - Wir würden uns
wesentlich leichter tun, wenn das alles legal abgewickelt würde.
Und was ich
auch vermisse - es ist hier auch vom VBgm und StR Rieder vorgetragen worden -:
Es ist ganz wichtig, die Dialogbereitschaft mit den Bürgern im Hinblick auf die
EU-Osterweiterung tatsächlich zu verwirklichen. Zur Zeit wird kein Dialog
betrieben. Und wer glaubt, dass dieses so wichtige wirtschafts- und
friedenspolitische Projekt EU-Osterweiterung ganz einfach durch Beschlüsse in
irgendwelchen Gremien auf Regierungsebene durchgesetzt werden kann, dem sage
ich: Grüß Gott, gute Nacht, das wird nicht so passieren!
Und verwerflich,
würde ich sagen, ist dabei, dass gerade Ihre Partei, Herr Kollege Kabas, die
Ängste für parteipolitische Zwecke ausnützt (GR
Mag Hilmar Kabas: Da seid ihr
Meister!), nämlich indem sie eine Volksabstimmung in den Raum stellt. Was
dadurch
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