Gemeinderat,
3. Sitzung vom 25.6.2001, Wörtliches Protokoll
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nicht bei den Ländern war, in denen es wenig Schulden gibt.
Ich weiß, wir alle wissen, dass in Kärnten kein Sozialdemokrat an der Regierung
sitzt.
Wir haben im Jänner einen Wahrnehmungsbericht des
Rechnungshofs diskutiert - ich glaube, Ende Jänner war es hier in diesem Haus
-, darin hat sich der Rechnungshof auch mit den Budgets und mit dem Schuldenabbau
der österreichischen Bundesländer beschäftigt. Da kam auch eines zu Tage - das
wüsste man, wenn man genau aufgepasst hätte -: Wenn ich zwei Jahre
zusammennehme, 1998 und 1999, dann hat Niederösterreich - und das ist ja auch
keine politische Domäne der Sozialdemokraten - die Schulden um
10,8 Prozent erhöht, und Kärnten, geschätzte Damen und Herren -, das ist
durchaus im erlaubten Bereich, das stimmt mit den Kriterien noch zusammen -,
hat ein Plus von 11 Prozent. Wahrscheinlich haben Sie deswegen Kärnten
ausgelassen. Aber ein Minus im Schuldenabbau hat de facto Wien gemacht mit vorbildlichen
10,6 Prozent.
Meine Damen und Herren! Das sind eben Realitäten, das
sind Fakten, und die müssen wir zur Kenntnis nehmen. (Beifall bei der SPÖ.)
Ein dritter Vergleich zum Defizit, denn es ist eben
ein Unterschied, wie man zu einem Defizit kommt, das heißt, der Weg ist oft ein
unterschiedlicher. Wien - ich habe das schon gesagt und es wurde heute schon
mehrmals erwähnt - hat einen Maastricht-Überschuss ohne Sozialabbau, ohne
Belastungspolitik und ohne Kaputtsparen der Konjunktur erreicht. Das ist ein
deutlicher Gegensatz zur Bundespolitik, obwohl - ich kann mich noch gut
erinnern - die Liste der Versprechungen dieser schwarz-blauen Bundesregierung
sehr, sehr lange war. Da hat es geheißen, es wird eine ausgabenseitige
Budgetkonsolidierung kommen, es wird keine Steuererhöhungen geben, es wird
keine Abgabenerhöhungen geben, die Flat tax wurde von der Freiheitlichen Partei
versprochen.
Ich kann mich noch gut erinnern an diese Diskussion
innerhalb der Freiheitlichen Partei, weil es ja öffentlich diskutiert wurde.
Mit 16 Prozent genereller Lohnsteuer wurde begonnen, dann kamen
19 Prozent, jetzt stehen sie bei 23 Prozent. Es würde eine eigene
Diskussionsrunde in Anspruch nehmen, wie ungerecht diese Steuer für die
Bezieher kleinerer und mittlerer Einkommen wäre. Aber das ist ja ein
finanztechnisches Perpetuum mobile. Das heißt wenig Steuer, viele Ausgaben,
viele Investitionen. Nur wo ist jetzt die so genannte Flat tax? Wo ist sie? -
Sie wird nicht kommen. Genauso wenig wird, auch wenn sie jetzt angekündigt
wird, eine Steuererleichterung im Jahr 2003 genau vor der Wahl kommen. Es wird
sich wahrscheinlich gerade bei dieser Bundesregierung nicht ausgehen.
Dafür, meine sehr geehrten Damen und Herren, ist aber
die Liste der Grauslichkeiten, die diese Regierung den Menschen dieses Landes,
den Menschen dieser Stadt aufgebürdet hat, sehr, sehr lange geworden. Ich
erinnere an die motorbezogene Versicherungssteuer, an die Energiesteuer - es
klagen viele Menschen, weil sie jetzt, wenn sie die Endabrechnung bekommen, den
Unterschied sehen, wie die Steuer auf Energie wirkt; das fehlt ihnen in den
Taschen zum Leben -, der Preis für die Autobahnvignette wurde fast verdoppelt,
fast um 100 Prozent hinaufgesetzt. Aber auch sonstige Gebührenerhöhungen
gab es. Wenn eine Familie, bestehend aus vier Personen, Pässe braucht, wenn sie
einen Urlaub machen will, rechnen Sie sich aus, welche Belastungen den Familien
damit zugemutet wird. Dazu kommen die Ambulanzgebühren, Urlaubsaliquotierung,
Verschlechterung im Arbeitsrecht, die Streichung von Absetzbeträgen, die
Einführung von Studiengebühren, die Besteuerung der Unfallrenten, die Pensionskürzungen
und so weiter und so fort. Ich will Ihnen die Aufzählung der anderen Erhöhungen
ersparen.
Das wird sich im Jahr 2003 mit sagenhaften
43,4 Milliarden S auswirken, die die Arbeitnehmer dieses Landes
weniger in ihren Geldbörsen haben werden.
Meine sehr verehrten Damen und Herren! Die Menschen
merken sich derartige Versprechungen und was dann herausgekommen ist,
insbesondere merken sie es sich bei den Wahlen. Ein deutliches Zeichen haben
Sie am 25. März dieses Jahres gesehen. Ich kann dem Klubobmann der
Freiheitlichen Partei nur raten, das Jahr 2003 abzuwarten. Es hilft der
Freiheitlichen Partei und auch der ÖVP auch die derzeit geführte Scheindebatte
über die Abhaltung eines Referendums zur EU-Erweiterung überhaupt nichts. Ich
glaube, Sie werden die Rechnung präsentiert bekommen.
Vielleicht noch eine Anmerkung zum Kollegen Tschirf -
er ist ja leider jetzt nicht hier -: Er hat eine Prognose gewagt und wir wissen
ja alle, dass Prognosen sehr fehlerhaft sind. Er hat die Prognose gewagt, dass
der derzeitige Bundeskanzler, der nicht viel redet, auch 2003 Bundeskanzler
bleiben wird. Ich sage ihm von hier aus: Wenn er so weitermacht wie jetzt, wird
ihm das nicht gelingen, meine sehr verehrten Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ.) Ich habe
jedenfalls diese Prognose, die der Kollege Tschirf hier erstellt hat, nebenbei
auch noch als gefährliche Drohung empfunden.
Geschätzte Damen und Herren! Der nächste Vergleich gilt dem
Bereich der Wirtschaft, wozu es heute schon einige Stellungnahmen gegeben hat.
Da sprechen die Zahlen auch eine sehr deutliche Sprache. Ich behaupte, so wie
andere Wirtschaftsökonomen, dass die Bundesregierung mit ihrer
Belastungspolitik ... (GR Michael Kreißl:
Sind Sie ein Wirtschaftsökonom?) Ich bin keiner, aber andere behaupten das
auch, vielleicht passen Sie genau auf, dann werden Sie es merken. (GR Kurth-Bodo Blind: Nein, Sie haben das so
gesagt!) Ich behaupte, dass die Bundesregierung mit ihrer Belastungspolitik
die Konjunktur kaputtspart. Die Wachstumsprognosen - wir wissen, dass sie nicht
sehr genau sind - stürzen ab. Für heuer wurde ein Wirtschaftswachstum von 3 bis
3,5 prognostiziert, dann
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