Gemeinderat,
3. Sitzung vom 25.6.2001, Wörtliches Protokoll
- Seite 55 von 127
wurde auf 2 bis 2,2 Prozent korrigiert. Sie werden
sehen, am Freitag wird eine neue Prognose herauskommen, die deutlich unter
2 Prozent liegen wird. Das heißt, das Wirtschaftswachstum im Jahr 2000
wird kräftig nach unten revidiert werden, und da, geschätzte Damen und Herren,
ist doch sehr viel Hausgemachtes dabei, wie wir es heute schon gehört haben.
Das heißt, durch die Belastungen wird die Kaufkraft
der Bevölkerung stark reduziert und jede und jeder unselbständig Erwerbstätige
hat ab heuer zirka 18 000 S netto weniger zum Ausgeben zur Verfügung.
Das ist fast ein Monatsverdienst. Und das schlägt sich eben auf die Konjunktur
nieder. Die Kaufkraft, meine sehr verehrten Damen und Herren, war immer ein
wesentlicher Bestandteil einer florierenden Wirtschaft. Wir sind im
EU-Vergleich gerade im Wirtschaftswachstum lange Zeit über dem EU-Durchschnitt
gelegen. Jetzt liegen wir bereits deutlich darunter und wenn es so weitergeht,
werden wir bald die rote Laterne haben.
Das sind natürlich sehr "tolle"
Perspektiven. Wenn das die Impulse der schwarz-blauen Regierung sind, dann kann
man sich ausmalen, was in der Zukunft noch alles auf uns zukommt.
Aber nicht nur das, meine sehr verehrten Damen und Herren,
wir haben heute auch schon gehört, dass auch die Arbeitslosigkeit bereits
wieder steigt. Und die Bundesregierung tut nichts dazu, dass das Rekordergebnis
bei der Inflation im Mai mit 3,4 Prozent künftig gesenkt werden könnte.
Laut einer EU-Untersuchung werden wir durch die
Politik dieser Bundesregierung auch Schlusslicht in der Einkommensentwicklung
sein, und zwar, meine Damen und Herren, an letzter Stelle von allen Staaten in
der Europäischen Union. Das heißt, die Menschen werden künftig weniger zum
Ausgeben haben. So wirkt sich eben die Politik aus. Wie man auch weiß, fördert
die Tatsache, dass die Menschen weniger zum Ausgeben haben, auf keinen Fall die
Kaufkraft. Das ergibt einen Kreislauf, den jeder kennen sollte: Weniger
Kaufkraft bedeutet weniger Nachfrage und weniger Nachfrage heißt weniger
Beschäftigung. Das ist eben ein logischer Kreislauf und den sollten wir alle
beachten.
Aber was tut die schwarz-blaue Bundesregierung? - In
Wahrheit tut sie nichts. Sie investiert nichts. Insbesondere in die
Infrastruktur - die Debatten kennen wir - für die Ostregion investiert sie
überhaupt nichts. Ich behaupte auch von hier aus, es wäre zehnmal sinnvoller,
in eine zukunftsorientierte Infrastruktur gerade in Bezug auf die
EU-Erweiterung Milliarden zu investieren als Abfangjäger zu kaufen. (Beifall bei der SPÖ.)
Gestatten Sie mir noch kurz eine Replik auf die
Wortmeldung von Herrn Klubobmann Kabas zum Thema Beschäftigung und
Gebührensenkung. Er hat ja eine Gebührensenkung gefordert, ich habe nur den
Aufschrei vermisst, wie die große Gebührenerhöhung da drüben (Der Redner weist in Richtung Parlament.)
beschlossen worden ist. Aber Herr GR Kabas hat in seiner Jubelrede über
Schwarz-Blau die Gleichstellung der Arbeiter und Angestellten so dargestellt,
als wäre sie bereits 100-prozentig vollzogen. Dem ist sicher nicht so. Aber
anscheinend hat er nur die Überschrift gelesen. Ja, ich gebe ihm Recht, beim
Krankengeldbezug ist eine 100-prozentige Gleichstellung erfolgt. Da gebe ich
ihm vollkommen Recht, das ist erledigt. Aber in § 8 Abs. 3 des
Angestelltengesetzes, in dem es um eine Regelung der Freizeit für persönlich
wichtige Dinge geht, ist keine Rede davon. (GR
Kurth-Bodo Blind: Was habt ihr gemacht?) Man soll es nicht ankündigen und
feiern, wenn es nicht stimmt. Das meine ich damit. Passen Sie nur auf!
Bei den Kündigungsfristen, meine sehr verehrten Damen
und Herren, gibt es gravierendste Unterschiede und Ungleichbehandlung zwischen
Arbeitern und Angestellten. (GR
Kurth-Bodo Blind: Das ist euer Verdienst gewesen!) Von der Biennienregelung
will ich gar nicht reden! Also, man soll nicht eine 100-prozentige
Gleichstellung von Arbeitern und Angestellten ankündigen oder feiern, wenn sie
letztendlich nicht vollzogen ist. Aber ich denke, dass, wenn die Freiheitliche
Partei einen diesbezüglichen Antrag im Nationalrat stellen würde, dieser sicher
die Zustimmung von uns Sozialdemokraten bekommen würde.
Meine Damen und Herren! Wien setzt bei Investitionen
im Gegensatz zum Bund auf Wachstum, Beschäftigung, Betriebsansiedlungen. Wir
haben schon gehört, die Investitionsquote in Wien ist deutlich höher als die
des Bundes, nicht nur in Prozenten. Im Jahr 2000 wurden
21,8 Milliarden S, das sind 15,7 Prozent der Gesamtausgaben des
Budgets, in die Wirtschaft investiert. Der Bund hat 20,6 Milliarden S
investiert. Das sind sage und schreibe 2,6 Prozent. Im heurigen Jahr wird
der Bund seine Investitionen in die Wirtschaft gar auf 2 Prozent oder
16,5 Milliarden S reduzieren. Die Auswirkungen für die Wirtschaft und
für die Beschäftigung dieses Landes werden fatal sein. Ich kann den Bund von
hier aus nur auffordern, von solchen Zusperrprogrammen Abstand zu nehmen.
Meine Damen und Herren! Wien fördert auch die
Wirtschaft mit einem doppelt so hohen Anteil wie der Bund. Mit
1,95 Milliarden S oder 1,4 Prozent der Gesamtausgaben lagen die
Förderungen - wir haben es heute schon zweimal gehört - um
490 Millionen S über dem Budget von 2000. Die Mittel sind gerechtfertigt,
da Kooperationen von Wirtschaft und Wissenschaft gefördert werden und das
Vienna Biocenter beziehungsweise Tech Gate Vienna mit infrastrukturellen
Maßnahmen positioniert wurden. Wien investiert in Zukunftsprojekte.
Nicht verschweigen möchte ich, dass auch an der
Entwicklung des Biotechnologie-Clusters in der Muthgasse weitergearbeitet
werden muss, um der Referenz, die die Stadt Wien hat, gerecht zu werden, um
sicherzustellen, dass Wien ein absolutes Kompetenzzentrum im Bereich der
Biotechnologie sein wird.
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular