Gemeinderat,
3. Sitzung vom 25.6.2001, Wörtliches Protokoll
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könnte ich dem nicht zustimmen. Aber es gibt mit der
Wirtschaftskammer bereits Gespräche darüber - es hat ja auch in der
Wirtschaftskammer eine Meinungsbildung zu diesem Thema gegeben - und wir werden
im Rahmen des Wirtschaftsförderungsfonds über dieses Thema reden, weil es nahe
liegend ist, dass hier auf Kleinst- und Kleinbetriebe Kosten zukommen, die vielleicht
anderswo in dem Maße nicht gegeben sind. Nur in der Form, wie das beantragt
worden ist, ist das, wie gesagt, nicht zu akzeptieren.
Ich sehe jetzt den Kollegen Margulies nicht im Raum.
Das ist schade, denn ich wollte ihm etwas erklären, aber er wird es dem
Protokoll entnehmen können. Er hat hier die große Frage gestellt, die große,
weltbewegende Frage jedes frischen Abgeordneten, wenn er zum ersten Mal mit dem
Rechnungsabschluss befasst ist: Wieso darf sich denn der vom Voranschlag
unterscheiden? Wieso ist es da plötzlich besser gelaufen, als im Voranschlag
geplant? - Routinierte Gemeinderäte sagen: No na, net! Ich wäre ein
Wahnsinniger als Finanzstadtrat, wenn ich es umgekehrt anlegen würde. Aber es
gibt natürlich noch etwas anderes zu bedenken: Mitte des Jahres 1999 wurde
dieser Voranschlag vorbereitet, und zwar damals - ungeachtet der Tatsache, dass
es im Oktober einen Nationalratswahltermin gab - noch ganz unter dem Eindruck
der kurz vorangegangenen Steuerreform. Man hat daher kalkuliert, dass die
Einnahmen im Jahr 2000 relativ niedrig sein werden.
Wenn man sich jetzt im Rechnungsabschluss anschaut,
wie sich die Einnahmensituation für die Stadt entwickelt hat, dann ergibt sich,
dass bei den eigenen Einnahmen, also bei den eigenen Steuern, eine relativ
kleine Steigerung von 9,8 Prozent festzustellen ist, aber bei den
Bundesabgaben ist eine Steigerung von 29,8, also fast 30 Prozent erfolgt.
Und das, meine sehr geehrten Damen und Herren, deckt sich mit der kritischen
Bemerkung auch in der Öffentlichkeit, dass im Jahr 2000 und in den folgenden
Jahren das Steueraufkommen des Bundes durch Maßnahmen der Bundesregierung
explodiert ist und dass sich allein bei der Lohnsteuer, die die
Lohnsteuerpflichtigen trifft, bis zum Jahr 2000 eine Mehreinnahme von
35 Milliarden S auf 235 Milliarden S ergibt.
Natürlich profitieren davon die Bundesländer und
natürlich hat man zum Zeitpunkt der Erstellung des Budgets 2000 nicht wissen
können, dass ab dem Februar 2000 eine Bundesregierung am Werke ist, die einfach
abkassiert und die Lohnsteuer hinaufschnalzt bis geht nicht mehr. Aber davon
profitieren, wie gesagt, die Länder und Gemeinden und das hat sicher dazu
beigetragen, dass sich die Situation gegenüber dem Voranschlag des Jahres 2000
entschärft hat.
Das zweite Thema, das hier angesprochen worden ist,
auch mehrfach vom jetzt nicht da sitzenden Klubobmann Görg angesprochen wurde -
ich bitte um Verständnis, dass ich es nicht ganz chronologisch und auch nicht
ganz vollständig mache; es soll niemand traurig sein, wenn seine Wortmeldung
jetzt nicht unmittelbar behandelt wird -, betrifft das Thema der Verkehrsbetriebe
und der Tarifhoheit des Unternehmens. Ich bin zunächst einmal überzeugt davon,
dass wir genauso gründlich und sorgfältig an die Frage der Tariferhöhung
herangehen werden, Herr Klubobmann Tschirf, wie das unter der Mitwirkung der
ÖVP zu Beginn des Jahres 1999 geschehen ist. Auch damals hat sich die
Notwendigkeit einer Tariferhöhung ergeben und es war damals die ÖVP davon zu
überzeugen. Diesmal gelingt es vielleicht nicht, die Opposition zu überzeugen,
aber ich bin davon überzeugt, dass man natürlich genauso sorgfältig an die
Sache herangeht.
Mir ist aufgefallen, dass eigentlich keiner, der sich
hier lautstark mit Sorge - das gilt auch für Chorherr & Co - zur Frage
der Tariferhöhung der WIENER LINIEN zu Wort gemeldet hat, auch nur mit einem
Wort erwähnt hat, was für eine Riesenbelastung die ÖBB losgetreten haben mit
ihrer Tariferhöhung im VOR. Da hat für die niederösterreichischen Pendler eine
gewaltige Erhöhung stattgefunden und ich kann mich nicht erinnern, dass da
irgendjemand aufgestanden wäre und gesagt hätte: Unglaublich! Ungeheuerlich! (GR Mag Christoph Chorherr: Nein! Das haben
Sie nur nicht gehört!) Ich habe auch mit den Niederösterreichern geredet.
Die Niederösterreicher haben gesagt, sie finden das in Ordnung. Sie haben
insgesamt in Niederösterreich das Interesse an einer Vereinheitlichung der
Tarifstruktur, weil dort auch in den anderen Verkehrsverbünden der 21-S-Tarif
gilt. Daher ist es mehr oder weniger sang- und klanglos über die Bühne
gegangen. Wenn ich ausnahmsweise einen sanften Chorherr nicht gehört habe, dann
entschuldige ich mich bei ihm, aber jedenfalls ist es in einer merkwürdigen
Disharmonie zu den damaligen Tariferhöhungen. (GR Mag Christoph Chorherr: Was hat denn der Vorsitzende und offizielle
Vertreter Wiens dort gemacht?)
Dritter Punkt ist die Frage der Strompolitik. Gemessen
an all dem, was in Österreich in den letzten Monaten oder im letzten Jahr auf
diesem Gebiet passiert ist, ist das, was in Kärnten passiert ist, zweifellos
der Höhepunkt, nämlich dass man dort um zugegebenermaßen viel Geld die
Landesenergiegesellschaft an ein ausländisches Energieunternehmen, die RWE,
verkauft hat. Jetzt will ich gar nicht das Thema hineinbringen, ob die
irgendetwas mit Atomstrom zu tun haben. Na sicher haben sie auch mit Atomstrom
zu tun, aber das ist nicht das Entscheidende. Das Entscheidende ist, dass zu
einem Zeitpunkt, wo es ein wirkliches Liebeswerben des Verbundes, dem sonst
Liebeswerben überhaupt nicht eigen ist, um die Kärntner Energiegesellschaft
gegeben hat, und sich dann der Landeshauptmann, der noch kurz vorher nicht oft
genug und nicht lautstark genug von der großen österreichischen Lösung reden
konnte, gesagt hat: Der Verbund ist schuld, weil er zu wenig geboten hat. Wir
haben es einfach an den Bestbietenden ins Ausland verscherbelt. (GR Mag Hilmar Kabas: Das ist doch ein
Märchen!)
Das, meine sehr geehrten Damen und Herren, ist
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