Gemeinderat,
3. Sitzung vom 25.6.2001, Wörtliches Protokoll
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deuten würde, dass derjenige, der die Verantwortung trägt, definiert, was
Kunst ist, in diesem Werk nicht festschreiben.
Noch einmal: Uns Freiheitlichen ist es wichtig, dass in der Kulturpolitik
die Meinungsvielfalt verankert ist und das Ressort, das Sie jetzt übernommen
haben, nicht als Ideologieressort geführt wird.
Ich möchte hier gleich mit einem Beispiel kommen, und zwar mit dem Beispiel
der Gestaltung der Albertina-Rampe. Es ist Kunst im öffentlichen Raum. Es ist
Kunst, die jeder sieht, die jeder erlebt, die jeden etwas angeht. Wie wir alle
wissen, haben wir hier ein barockklassizistisches Baujuwel, das bei einem Bombenangriff
schwer zerstört wurde. Das Palais wurde zwar nach dem Krieg wiederum
funktionsfähig gemacht, aber die Rampe in der Augustinerstraße wurde abgetragen
und durch eine steile Stiege ersetzt. Es wurde der Danubius-Brunnen verkleinert
und es ist auch das Wasser versiegt. Die Fassadengliederung wurde abgebrochen.
Wir haben jetzt diese Um- und Renovierungsarbeiten. Für den Eingangsbereich hat
man eine Jury ausgeschrieben und Architekt Hollein hat mit der Entscheidung einer
kleinen Expertenrunde jetzt die Gelegenheit, dort diesen Eingangsbereich zu
gestalten.
Ich möchte nur bei diesem einen Beispiel ins Detail gehen. Es ist sehr
schade, dass man sich sehr viele Fragen nicht gestellt hat, nämlich: Nehmen wir
überhaupt Rücksicht auf die Geschichte des Ortes? Die zweite Frage wäre: Wie
geht man überhaupt mit der Geschichte um? Rekonstruiert man jetzt die historische
Substanz oder akzeptiert man, was aus Gründen der Kostenersparnis in den
fünfziger Jahren gemacht wurde oder - so wie das im Moment jetzt ausschaut -
darf ein Stararchitekt dort sein Logo hinsetzen? Darf er dort diesen Platz
markieren?
Jetzt kommt unsere Fundamentalkritik, wie Salcher sagen würde: Wir sagen -
unsere differenzierte konstruktive Oppositionspolitik -, nämlich die Forderung
nach der Achtung der Meinungsvielfalt. Es ist jetzt die Forderung, dass in
einem offenen Kulturklima die verschiedenen Meinungen öffentlich diskutiert
werden sollen und wie Sie wissen, wurde das auch von einem unserer großen
Architekten gefordert, von Roland Rainer, der sagt, es ist zu früh, um jetzt
diese Entscheidung wirklich zu akzeptieren. Man sollte das sehr wohl noch
öffentlich diskutieren. Es erinnert mich ein bisschen an das Mahnmal-Projekt.
Auch da wurde die Entscheidung hinter verschlossenen Türen gefällt. Es wurde
zwar diskutiert, aber erst als die Meinung schon feststand, und das war sehr
schade, weil ein Großteil der Bevölkerung hat sich daran sehr aktiv beteiligt.
Man ist aber niemals auf die Argumente eingegangen. (Amtsf StR Mag Dr Andreas Mailath-Pokorny: Sie wissen aber schon, dass
das der Bund ist, der dafür zuständig ist.) Nein, für die Fassadengliederung
vorne ist auch die Stadt zuständig. Der Bund ist zuständig für all die großen
Umbauarbeiten, selbstverständlich, aber ... (Amtsf
StR Mag Dr Andreas Mailath-Pokorny: Auch für die Ausschreibung!) Ja, aber
was den Danubius-Brunnen angeht und die Fassadengestaltung vorne, das geht auch
die Stadt etwas an. Das weiß ich deswegen, weil ich noch als Bezirksrätin, wie
ich noch im 1. Bezirk war, damals schon Anträge gestellt habe. Da ging es
um den Danubius-Brunnen. Da hat man dort wieder zwei Figuren hineingestellt.
Also, es geht sehr wohl auch die Stadt etwas an.
Deswegen haben wir auch einen Antrag eingebracht, dass man hier eine Visualisierung
im Maßstab eins zu eins machen solle, damit eben die Bevölkerung mitreden kann,
ob oder inwieweit dieses Projekt realisiert werden soll. (Amtsf StR Mag Dr Andreas Mailath-Pokorny: Ist das im Nationalrat auch?
Von der FPÖ im Nationalrat?) Ja.
Ein weiterer Punkt ist der, dass die Oppositionsparteien sich auch wünschen
würden, dass die eine oder andere Idee, die sie vorbringen, nicht missachtet
wird. Ein jahrelanges Bemühen der Freiheitlichen, im Sommer ein Freilufttheater
für Opern- und Theateraufführungen zu ermöglichen, wurde bisher immer im Keim
erstickt. Sogar im Rechnungshofbericht zu den Vereinigten Bühnen geht man auf
eine Studie ein, die ergab, dass es im Angebot für Opernaufführungen eine Lücke
gäbe und man hier Strukturen schaffen möge.
Ich bringe aus diesem Grund wieder einen Antrag ein: Es geht darum, dass ja
jetzt, wie Sie wissen, im Auftrag der Schloss Schönbrunn Kultur- und Betriebsgesellschaft
Architekt Roland Rainer ein Gesamtkonzept für die zukünftige Gestaltung des gesamten
großen Schönbrunner Areals vorgestellt hat. Unter Wahrung der historischen
Identität soll zusätzlich Raum für eine kulturelle Nutzung der Gesamtanlage
geschaffen werden. Nun werden natürlich Gespräche geführt, weil das jetzt ein
großes Unterfangen ist, wo verschiedene Stellen Verantwortung tragen. Aber man
sollte diesen Zeitraum nützen, um auch eine Machbarkeitsstudie zu machen, ob
man nicht dort in diesem Areal ein Theater einrichten kann, und unser Antrag
lautet:
"Der Stadtrat für Kunst und Wissenschaft wird aufgefordert, eine
Machbarkeitsstudie für die Errichtung eines Gartentheaters im Schlosspark
Schönbrunn erstellen zu lassen. Basierend auf der gutachterlichen Studie"
- die gibt es nämlich schon - "des Vereins der Freunde Schönbrunns und der
Österreichischen Bundesgärten, die die Errichtung eines Gartentheaters
empfiehlt, soll bei der Erarbeitung dieser Machbarkeitsstudie vor allem an die
Erstellung eines künstlerischen Konzepts sowie eines Veranstaltungskonzepts,
weiters an die Klärung der/des Errichter/s" - das ist ja noch offen -
"und der/des Betreiber/s, sowie an die Klärung der Finanzierung gedacht werden."
(Amtsf StR Mag Dr Andreas
Mailath-Pokorny: Ich bin aber unzuständig, aber das macht nichts!)
Ein weiteres wichtiges Thema - und das hat mein Kollege Herr Dr Salcher
schon aufgegriffen - ist wirklich die Problematik mit der Musikerziehung. Ich
weiß, das fällt nicht unmittelbar in Ihr Ressort, aber Sie
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