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Gemeinderat, 3. Sitzung vom 25.6.2001, Wörtliches Protokoll  -  Seite 74 von 127

 

können sich ja mit Ihrer Kollegin, mit Frau Laska, zusammentun, weil wir alle wissen, dass der gute Ruf der Musikstadt Wien sehr wohl auf unseren großen Orchester begründet ist. Sie wissen ganz genau, dass es einen wirklich dramatischen Mangel an Nachwuchsmusikern gibt, und zwar deswegen, weil wir hier ins Hintertreffen nicht nur zu anderen Bundesländern, sondern auch zu anderen europäischen Ländern geraten sind. Das heißt, in den anderen Ländern haben Kinder und Jugendliche schon viel früher die Chance, ein Musikinstrument oder Gesang zu studieren, kommen dann nach Wien, gehen hier zur Aufnahmeprüfung und sind einfach viel besser und unsere Kinder kommen ins Hintertreffen. Ich glaube, das sollte man ganz einfach nicht hinnehmen.

 

Ich komme noch einmal auf die Antrittsrede von Herrn Bgm Häupl zurück, weil er gesagt hat, dass Wien die optimale Ausschöpfung aller Begabten fördere, und dann hat er auch gesagt, politisches Gestalten heißt auch Verpflichtungen zu erkennen und danach zu handeln. Also ich bitte Sie, Herr Kulturstadtrat, nehmen Sie sich dieses Anliegens an. Hier ist wirklich Handlungsbedarf.

 

Ja, in vielen Bereichen werden wir Freiheitliche ähnliche Vorstellungen haben wie die Sozialdemokraten, vielleicht auch wie die anderen Parteien hier im Haus, sicherlich ähnliche Vorstellungen, was die Nutzung des Theaters an der Wien angeht, auch vielleicht ähnliche Vorstellungen bei den neu zu schaffenden Besetzungsmodalitäten. Das wird sicher eine ganz große Sache in den nächsten Jahren werden. Natürlich, glaube ich, haben wir auch die gleiche Einstellung über die erfolgreiche Entwicklung des Klangbogens und dem Intendanten Roland Geyer. Es gibt aber viele Bereiche, wo unsere Vorstellungen wahrscheinlich verschieden bleiben werden. Ich finde das aber auch in Ordnung, weil ich finde es nicht notwendig, dass man überall den Konsens haben muss.

 

Zum Beispiel stehen wir nicht nur - und ich zitiere wieder das Arbeitspapier der Sozialisten - konsequent auf der Seite der Kunst- und Kulturschaffenden, sondern auch auf der Seite derjenigen, für die diese Kunst gemacht wird. Also kurz gesagt, auf der Seite des Publikums.

 

Wir finden, dass Subventionen nicht nur nach den subjektiven künstlerischen Kriterien des Antragstellers vergeben werden - da unterscheiden wir uns von den GRÜNEN, weil ich habe immer den Eindruck, dass die nur überlegen, wie sie die Bedürfnisse der Künstler befriedigen können -, sondern sie müssen auch danach vergeben werden, welchen Wert das künstlerische Projekt beziehungsweise das Produkt für das Publikum hat. Ein Gradmesser - und wir haben das seit Jahren immer wieder gesagt - sind natürlich Besucherzahlen, ganz egal, ob das Theater ist, Festwochen oder Film. Sie sind sehr wohl ein Gradmesser, ob dieses Produkt auch einen Wert für das Publikum hat.

 

Zum Beispiel habe ich mir vorige Woche die Ausstellung "Eine barocke Party" in der Kunsthalle angeschaut und außer mir waren nur zwei Menschen dort, außer dem Aufsichtspersonal. Die beiden waren sehr bemüht, mit Hilfe einer Broschüre das Kunstwerk, das aus einem Staubsauger, einer Matratze und einem Stuhl bestand, zu verstehen. Wenn jetzt Tausende von Menschen hinkämen, um dieses Kunstwerk zu sehen, weil es so lieb ist, und wenn Tausende kämen und Eintritt zahlen würden, finde ich es in Ordnung, aber die Besucherzahlen der Kunsthalle lassen manchmal wirklich zu wünschen übrig. Zum Beispiel in der zusätzlichen Ausstellung ... (Amtsf StR Mag Dr Andreas Mailath-Pokorny: Wissen Sie, wie viele es sind? - GR Ernst Woller: Es ist dreimal so viel wie das Museum für moderne Kunst!) Na ja, es gibt schon manchmal Ausstellungen, wo viele Leute hinkommen. Ich weiß schon, zum Beispiel wo diese 45 nackten Mädchen waren. Das ist schon klar, da ist der Eintritt frei, wer sieht das nicht gern! Das ist doch klar! Jeder schaut sich gerne wunderschöne junge Mädel an. Ich frage mich nur: Wozu muss man das subventionieren? - Das ist ja nicht notwendig. Ich meine, wie ich das gesagt habe, ist man wütend über mich hergefallen. Herr StR Marboe hat mir sogar körperliche Verklemmungen attestiert. (Heiterkeit bei der SPÖ.) Ich habe mich furchtbar gefürchtet, Herr Stadtrat! Da war ich sehr erschrocken! (Heiterkeit des StR Dr Peter Marboe.)

 

Na gut, also ich würde sagen, man sollte sich diese Besucherzahlen genau anschauen. Vielleicht war es, als ich dort war, gerade zufällig so, dass niemand dort war. Aber ich war schon oft in der Kunsthalle am Karlsplatz. Da sind ein paar Sandler gesessen und haben sich halt dort irgendwelche Filme angeschaut. Ich meine, das ist eben die öffentliche Auseinandersetzung. Ich schäme mich nicht, Dinge zu sagen, die in manchen Kreisen so ein bisschen tabu sind. Das ist so wie des Kaisers neue Kleider. Also ich bin das Kind, das halt sagt, mein Gott, der ist ja nackert und alle sagen: Wow, schau die schönen Spitzen, und wie schön. Also, das stelle ich mir auch unter einer offenen Diskussion vor.

 

Auch bei den Festwochen ist das so mit den Besucherzahlen. Es heißt zwar immer, es ist gut ausgelastet, aber wenn man hingeht, sind halbe Bankreihen leer, und darüber muss man sprechen. Die Intendantenzukunft ist mit Luc Bondy festgeschrieben. Es ist leider nicht so, wie es heute mehrmals gesagt wurde, dass es Herrn StR Marboe geglückt ist, die Politik aus der Kultur fernzuhalten. Das stimmt nicht so, weil Intendant Luc Bondy sicher jemand ist, der auch Parteipolitik macht. Es ist auch so, dass weiterhin, auch nach dem Schlingensief-Skandal, Leute eingekauft werden, nur weil sie, so wie es Hans Haider - bitte der hat das so formuliert, so schön kann ich das gar nicht - in der "Presse" vom 20. Juni formuliert, "das politisch passende avantgardistische Fähnlein schwenken". Und die heurige Plakatwerbung - ich weiß nicht, ich sage halt, ich glaube nicht, dass sie sehr viele Menschen angesprochen hat. Die Festwochenführung

 

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