Gemeinderat,
3. Sitzung vom 25.6.2001, Wörtliches Protokoll
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Mahnmals auf dem Judenplatz. Es ist letztes Jahr am Nationalfeiertag
enthüllt worden.
Dieses
Gesamtensemble, nicht nur das Mahnmal von Rachel Whiteread, sondern damit auch
verbunden die mittelalterlichen Ausgrabungen der im 13. Jahrhundert
zerstörten Synagoge und die Gedenkstätte für jene jüdischen Österreicherinnen
und Österreicher, die in der Nazizeit verfolgt und ermordet wurden, ist gerade
im letzten Jahr, zu einem sehr wichtigen Zeitpunkt, enthüllt und eröffnet worden.
Denn es war eine Situation, in der unser Land in sehr starker Diskussion gestanden
ist und viele ehemalige Österreicherinnen und Österreicher, Emigranten, wegen
der Regierungsbeteiligung der FPÖ nicht mehr nach Österreich, in ihre ursprüngliche
Heimatstadt, zurückkehren wollten. Es war ein wichtiges Zeichen, dass man diese
Zeit nie vergisst und ein Nie-mehr-wieder herbeiführt. Es war ein wichtiges
Zeichen, dieses Mahnmal zu eröffnen.
Ich kann mich
sehr gut daran erinnern, dass dieses Mahnmal und diese Gedenkstätte auch in
diesem Hause sehr stark umstritten waren, dass es sehr harte intensive
politische Diskussionen und harte Kritik, vor allem auch von Seiten der FPÖ, zu
diesem Mahnmal gegeben hat. Heute ist es, wie ich meine, ein wichtiges Zeichen
unserer Gesellschaft, dass in Wien kein Platz für Vorurteile, kein Platz für
Rassismus und Fremdenfeindlichkeit ist! (Beifall
bei der SPÖ. - StR Johann Herzog: Wir haben es gerade gehört!)
Ich denke,
dass es wichtig ist, dieses Mahnmal auch mit Aktivitäten zu füllen. Es war
erschütternd zu sehen, wie viele Österreicherinnen und Österreicher aus anderen
Ländern nach Wien heimgekehrt sind, um das Schicksal ihrer Verwandten im Dokumentationsarchiv
des Österreichischen Widerstands nachzulesen. Es war erschütternd, diesen
Menschen zu begegnen und zeigt, wie wichtig es war, diese Gedenkstätte
einzurichten.
Wenn Sie
vorher davon gesprochen haben - ich glaube, es war Mag Ebinger -, dass die FPÖ
immer wieder ausgegrenzt wird und dass sie sich, wenn man so will, in der
demokratischen Familie unserer Stadt nicht eingebunden fühlt, dann hängt das
sicher nicht damit zusammen, dass die FPÖ ausgegrenzt wird, sondern dass sie
sich selber ausgrenzt, und zwar immer wieder mit Aktivitäten und Äußerungen,
die nicht nur in Wien und in Österreich, sondern auch im Ausland mit großer
Skepsis verfolgt werden. Ich möchte nur zwei Beispiele bringen.
Da gab es im
letzten Wahlkampf die gelben Plakate. (StR
Johann Herzog: Die hat Ihr Vranitzky zur Regierungspolitik gemacht!) Ich
rede vom Wiener Wahlkampf, ich rede jetzt gar nicht von irgendeiner
Bundesregierungspolitik. (StR Johann
Herzog: Ein gewisser Herr Vranitzky hat das zur Regierungspolitik gemacht!)
Ich rede davon, dass in Wien im vorletzten Wahlkampf von der FPÖ mit gelben
Plakaten Politik gemacht wurde. (StR
Johann Herzog: Ich rede vom Ausgrenzen!) Ich rede davon, dass man sich
gedacht hat, dass die FPÖ bereit ist, aus Fehlern zu lernen, aber das einfache
Parteimitglied mit als antisemitisch einzustufenden Äußerungen nicht nur in Österreich,
sondern auch im Ausland sehr stark kritisiert worden ist. (GR Heinz Christian Strache: Sind Sie der Einstufende?)
In dieser Zeit
war natürlich die Eröffnung des Mahnmals von ganz besonderer Bedeutung, um zu
zeigen, dass Wien anders ist, dass Wien einen anderen Weg geht. Es hat bei
dieser Aktivität unter großer Anteilnahme und mit großem Engagement des Herrn
Bgm Dr Michael Häupl immer eine Allianz der Vernunft gegen die Ewiggestrigen in
unserer Stadt gegeben! (Beifall bei der
SPÖ.)
Herr Mag
Ebinger, Sie können sich sicher zu Recht über vieles den Kopf zerbrechen, aber
über etwas brauchen Sie sich mit Sicherheit nicht den Kopf zu zerbrechen,
nämlich über die Geschichte der Sozialdemokratischen Partei. Das ist nämlich
eine Partei, deren Mitglieder in der Nazizeit verfolgt wurden, wo Hunderte
eingesperrt waren, Dutzende verfolgt und ermordet worden sind! Über die
Geschichte der SPÖ brauchen Sie sich leibhaftig nicht den Kopf zu zerbrechen! (Beifall bei der SPÖ.)
Aber, Herr Mag
Ebinger, ich lade Sie ein, wenn Sie sich schon mit ideologischen Fragen
auseinander setzen wollen, im neuesten "profil" nachzulesen, wie die
Kontakte von Mitgliedern der FPÖ zum, wenn man so will, rechten Rand - da bin
ich sehr vornehm - des politischen Spektrums aussehen. Da können Sie dann unter
dem Titel "Germanische Glut" durchaus nachlesen, wie Sonnwendfeiern
unter Beteiligung von FPÖ-Mandataren durchgeführt werden. Darüber, denke ich,
sollten Sie sich den Kopf zerbrechen, wenn Sie sich mit ideologischen Fragen
auseinander setzen wollen! (Beifall bei
der SPÖ. - GR Heinz Christian Strache: Sind Sie gegen Sonnwendfeiern?) Ich
unterstütze keine gewaltbereiten Veranstaltungen, also mir brauchen Sie das
nicht vorzuwerfen. Das sind Vorwürfe, die weder mit der SPÖ noch mit
sozialdemokratischen Mandataren irgendetwas zu tun haben. Das werden Sie mir
schwer andichten können.
Aber ich möchte
vielleicht noch zu einem Punkt Stellung nehmen, der sich ebenfalls mit der
Geschichte und der Gegenwart unserer Stadt beschäftigt. Hier hat Herr Dr Marboe
immer auch einen Bündnispartner in uns, in der SPÖ, gehabt. Das war nämlich die
Heimholung von Menschen nach Wien, die in der Nazizeit verfolgt wurden, oder
auch von Künstlerinnen und Künstlern, deren Werk entweder in Vergessenheit
geraten ist oder keinen Platz in unserer Stadt gehabt hat. Dass es gelungen
ist, Werke von Arnold Schönberg in einem eigenen Archiv, von Alexander Zemlinski,
Ernst Krenek, Friedrich Kiesler, Max Reinhardt zu bekommen, war zweifellos eine
hervorragende Tat für das kulturelle Leben unserer Stadt. Auch das war eine
Koalition der Vernunft, wie ich meine, gegen die Vorstellungen der
Ewiggestrigen. (StR Johann Herzog: Wir
haben zugestimmt, Herr Kollege! Was erzählen Sie
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