Gemeinderat,
3. Sitzung vom 25.6.2001, Wörtliches Protokoll
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dass wir es in den
Blick nehmen müssen.
Palliativmedizin
heißt, diesen Lebensabschnitt, wo es nicht mehr um Heilung geht, sondern um
Betreuung, um medizinische und psychosoziale Unterstützung in dieser
Lebensphase vor dem Tod, dass man dort Zeit investiert, Kompetenz investiert
und Zuwendung investiert, weil dann ist es nicht notwendig, dass wir uns hier
über holländische Modelle Gedanken machen müssen, denn dann würden die Menschen
mit einer gewissen Zuversicht auch so einer Lebensphase entgegenschauen können.
Und da wir
nicht genug Hospize haben und in der Schnelligkeit einrichten können, schlagen
wir vor, dass es palliativmedizinische Teams geben soll, die in den Stationen
der Krankenanstalten, auf der Onkologie oder der Internen oder anderen
Stationen, wo Sterben ein Thema ist, Kompetenz und Unterstützung im
medizinischen und im psychosozialen Sinn weitergeben, mit den Angehörigen
arbeiten, die Schmerztherapie zusammen mit den Ärzten einstellen und vor allem
die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schulen, damit hier nachhaltig diese
Lebensphase auch betreut und begleitet werden kann. So, das waren meine Punkte
zum hohen Alter und zum Sterben.
Jetzt, und ich
habe versprochen, dass ich nicht solange bin und auch nicht an den Anfang
zurückkehre, noch drei weitere Punkte, die mir wichtig sind, in aller Kürze.
Ich habe
unlängst ein Gespräch geführt mit Vertretern der Ordensspitäler in Wien und sie
haben mir gesagt, dass ihre Situation sehr prekär ist. Die finanziellen
Einbußen, die sie erleiden mussten in der letzten Zeit, bringen sie an den Rand
der Existenz. Und wenn es uns wichtig ist - da mag man zur Religion stehen, wie
man möchte -, dass es Vielfalt der medizinischen Betreuung und der
Einrichtungen in dieser Stadt gibt, dann haben die Ordensspitäler hier auch
ihren Platz und die Auslastung und die Akzeptanz seitens der Bevölkerung zeigt,
dass sie hier einen wichtigen Platz einnehmen. Daher müssen sie in einer
Situation sein, wo sie finanziell nicht an den Rand des Abgrunds gedrängt
werden.
Vor allem ist
es wichtig. dass wir ihnen nicht nur die Rollen zuteilen, die wir gerne, und
historisch traditionell und von der Kirche auch immer persönlich eingenommen,
zuteilen, nämlich die der Pflege und die der Hospizbewegung. Viele der
Ordensspitäler können gut mithalten im medizinischen Sinn, denken wir an das
Orthopädische Krankenhaus in Speising, da sind wirklich Kompetenz und ein
ausgezeichneter medizinischer Standard gegeben. Ich habe davon gesprochen, dass
Sie und ich vielleicht eines Tages pflegebedürftig sein werden und dann wollen
wir gut versorgt sein. Vielleicht brauchen Sie und ich eines Tages auch
Strahlentherapie, weil Sie von Ihrem Arzt eine Diagnose bekommen haben, die Sie
schwer verdauen können, nämlich, dass Sie krebserkrankt sind und
Strahlentherapie brauchen. Ich kann Ihnen nur sagen, hoffentlich passiert Ihnen
das nicht ab dem 2. Juli.
Ab dem
2. Juli ist nämlich der Linearbeschleuniger im Donauspital, das ist ein
Gerät, ein sehr teures Gerät, das man zur Strahlenbehandlung braucht, im
Service.
Das muss so
sein, denn es ist ein Gerät, das sehr ausgelastet ist, ständig im Einsatz und
hin und wieder fällt es aus wegen Überlastung und einmal im Jahr muss es für
drei Wochen durchgecheckt werden. Wenn Sie nun in diesen drei Wochen im
Donauspital auf der Strahlentherapie behandelt werden, dann haben Sie Pech
gehabt. Zwei Drittel der Patienten müssen nämlich leider drei Wochen warten,
egal ob sie Schmerzen haben, ob sie die Therapie dringend brauchen oder nicht.
Und nur für ein Drittel gibt es eine Ausweichmöglichkeit im Wilhelminenspital,
wo eine Spätschicht am dortigen Linearbeschleuniger eingelegt wird.
Unhaltbare
Zustände, unhaltbar vor allem deshalb, weil im Österreichischen
Krankenanstaltenplan die Finanzierung eines zweiten Linearbeschleunigers durch
das Bundesland Niederösterreich mit einem Sternderl ohnehin schon vorgesehen
ist.
Allein dazu
kam es nicht und kommt es nicht, weil sich die betroffenen Bundesländer nicht einigen
können. Sie können sich nicht einigen, wie sie die Kosten hin- und herschieben,
obwohl es Beispiele einer solchen Einigung gibt. In Wiener Neustadt steht ein
Linearbeschleuniger, an dem sich das Burgenland finanziell beteiligt, weil
burgenländische Patienten dort sind. Im Donauspital sind sehr, sehr viele
niederösterreichische Patienten aus Mistelbach und aus der umgebenden Gegend,
und diese Patienten und Patientinnen haben Anspruch auf diese Therapie, und
denen ist es ziemlich egal, wie sich die Bundesländer einigen, was die
Finanzierung betrifft. Und wir meinen, dass es hoch an der Zeit ist, diese
Einigung auf höchster Ebene auch voranzutreiben und einen Strahlentherapieplan
für den Großraum Wien mit den betroffenen Bundesländern Burgenland und Niederösterreich
herzustellen.
Es ist teuer
für Wien, hier diese Einigung nicht herzustellen und es soll nicht
lebensbedrohlich für die Patienten und Patientinnen sein.
Jetzt komme
ich an den Anfang des Lebens: Geburtshilfe in Wien. Die Semmelweis-Klinik, die
eine wichtige Funktion in der ... - viele Anwesende sind vielleicht dort
geboren oder haben selbst geboren, wenn sie Frauen sind - die Semmelweis-Klinik
hat eine wichtige, eine traditionell anerkannte, fachlich hoch qualifizierte
Rolle in dieser Stadt.
Im kommenden
April erreicht der Primar das Pensionsalter und plant in Pension zu gehen. Wie
soll es weitergehen mit der Semmelweis-Frauenklinik? Mit den 2 800
Geburten, die dort stattfinden, und mit der Geburtshilfe insgesamt in Wien?
Ich glaube, dass es
hoch an der Zeit ist, hier einen Gesamtplan zu erstellen, der alle
Möglichkeiten von der einen Seite der Low-risk-Geburt bis auf der anderen Seite
im Allgemeinen Krankenhaus der hoch technisierten Geburtsmöglichkeit für
Risikoentbindungen
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