Gemeinderat,
3. Sitzung vom 25.6.2001, Wörtliches Protokoll
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Es genügt nicht, dass
die Menschen warm, satt und sauber untergebracht sind. Es ist wichtig, dass wir
die Bedürfnisse, die wir für uns selbst wichtig und selbstverständlich
erachten, eine Intimsphäre, einen Rückzug, eine Behandlung als erwachsene
Menschen, die ein Recht auf Respekt haben, dass wir das, was wir für uns
beanspruchen, auch für die Menschen in der Pflegebedürftigkeit gelten lassen.
Und da gibt es konkrete Dinge, die zu sanieren sind.
Beispielsweise
- und hier habe ich mit dem Personal im Geriatriezentrum Am Wienerwald
gesprochen, und es ist in den anderen Pflegeheimen vielleicht ähnlich - gibt es
da Anti-Dekubitus-Matratzen. Für diejenigen, die nicht vom Fach sind, das sind
Matratzen, die haben einen Motor eingebaut und man verhindert damit das
Wundliegen, indem unterschiedliche Druckpunkte hergestellt werden. Diese
Anti-Dekubitus-Matratzen hat es im vergangenen Jahr gegeben und sie haben die
Dekubitus-Rate um 30 Prozent gesenkt. Sie sind also hoch wirksam.
Heuer, hat mir
ein Arzt im GZW gesagt, gibt es statt 12 Millionen nur mehr
8 Millionen S dafür. Das heißt, das Programm muss zurückgefahren
werden, das Risiko, dass Patienten und Patientinnen sich wieder wund liegen,
ist gegeben.
Das ist jetzt
nicht nur ein ganz persönlich menschliches Problem, für die Person, die
betroffen ist, sondern es ist auch - und jetzt verwende ich die Argumente der
Gesundheitsökonomen - in jeder Hinsicht unwirtschaftlich, denn ein Dekubitus
muss medikamentös behandelt werden, mit Pflegeaufwand, es verlangt Zeit und ist
ein Risiko für den Patienten und das alles ist teuer. Es hat Kollegen aus dem
GZW gegeben, die mir gesagt haben, die sind nur gemietet, diese Matratzen. Ja,
wo sind wir denn in dieser Stadt, dass wir Dinge, die so wichtig, so
entscheidend für die Gesundheit unserer pflegebedürftigen Menschen sind, mieten
müssen und dann geht uns das Geld aus und wir mieten weniger und die Menschen
müssen die Folgen tragen?
Noch ein
Letztes zu dem Thema: Stellen Sie sich vor, Sie sind alt, Sie sind
pflegebedürftig und Sie sind in einer Station in einem der Pflegeheime. Da
könnte es sein, dass Ihre Blase schwach geworden ist und Sie müssen ziemlich
dringend aufs Örtchen. Das ist schon für einen durchschnittlich belasteten
Menschen oft ein eiliger Weg. Dann stellen Sie aber fest, dass das Klo wegen
Verstopfung oder permanenter Renovierung zugesperrt ist und Sie müssen in die
andere Etage gehen. Glauben Sie mir, das Personal hat es mir erzählt, und ich
sage nur Dinge, die ich glaube, und das bedeutet, dass viele alte Menschen
unterwegs Stuhl verlieren oder einnässen. Und was kriegen sie dann? - Eine
Windel.
80 Prozent
der über 75-Jährigen im Geriatriezentrum tragen Windeln. Und viele davon würden
diese Windeln nicht brauchen, wenn man die nötige Sorgsamkeit, die nötige
Infrastruktur, die nötigen kurzen Wege herstellen würde. Vielleicht haben Sie
das letzte Mal in der Volksschule in die Hose gemacht, es ist eine peinliche
Situation und die wollen wir den älteren Menschen nicht zumuten, wenn es nicht
notwendig ist. Das waren die Punkte, die wir kritisieren.
Wir haben aber
auch Vorschläge, wie man dem abhelfen könnte. Ich gebe zu, Frau Stadträtin, sie
kosten. Sie kosten Geld und sie kosten eine Änderung der Haltung gegenüber
alten Menschen, gegenüber pflegebedürftigen Menschen, und die würden wir am
besten dadurch beweisen, indem wir ihnen Rechte geben, Rechte, auf die sie
eigentlich Anspruch hätten. Und daher haben die Wiener GRÜNEN eine Punktation
für ein Pflegeheimgesetz vorgelegt, in der die wichtigsten Grundlagen für
menschliches, würdevolles Altern festgelegt sind, wenn man in einem Pflegeheim
ist:
Das Recht auf
Selbstbestimmung, schlicht und einfach Angehörigenrechte, qualitative
Mindeststandards, die dann schlicht und einfach verbieten würden, dass man
unter Zuständen, die wir hier kritisieren, leben muss und Heimverträge, die
sicherstellen, dass nicht aus schleichender Fürsorge eine fürsorgliche
Belagerung und dann vielleicht eine totalitäre Situation für die Menschen in
den Pflegeheimen entsteht.
Heimverträge,
die klarmachen, dass hier zwei gleichberechtigte Partner an der Situation
arbeiten und wo die gleichberechtigten Partner ihre Möglichkeiten, sich zu
äußern, auch haben. Ein Pflegeheimgesetz, das all diese Standards hier sichern
würde. Und dann meinen wir, dass es nicht gut ist, Großpflegeheime in Wien
weiterhin zu forcieren. Wir glauben, dass das ein überkommenes Modell von
Pflege, von Betreuung im hohen Alter ist. Insofern sind wir auch über die neu eröffneten
Großpflegeheime nicht glücklich. Den Verbleib in der sozialen Umgebung, der
Verbleib im Grätzel, das Leben in kleinen Einheiten, Dinge, die wir für uns
beanspruchen, sollten wir auch hier zu Grunde legen.
Daher wünschen
wir uns und fordern wir, dass im Kuratorium der Wiener Pensionistenhäuser der
Anteil der Pflegebetten - und da meinen wir dann auch kleine Wohneinheiten -
erhöht wird, verdoppelt wird und vor allem, dass Pflegebedürftigkeit nicht
weiterhin ein Ausschließungsgrund für eine Aufnahme ist. Das meinen wir, ist
der falsche Weg, denn wir wollen, dass auch pflegebedürftige Menschen in diesen
kleinen, überschaubaren Pensionistenhäusern Unterkunft finden.
Einen letzten Punkt
zum hohen Alter, zum Sterben und Lebensende. Palliativmedizin trifft nicht nur
die ältere Bevölkerung. Die Diskussion, die es in Holland gegeben hat und in
der Folge die Diskussion über Hospizbewegung in Österreich, zeigt, dass wir uns
mit dem Thema Sterben, Abschiednehmen, Schmerzen haben, Alleinsein, Einsamkeit
vor dem Tod, beschäftigen müssen und nicht zuletzt der Tod von Robert Hochner
hat dem Ganzen auch die mediale Emotionalität gegeben, die ich im Grunde
kritisiere, aber wo wir auf ein Thema hinweisen können, von dem wir glauben,
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