Gemeinderat,
3. Sitzung vom 25.6.2001, Wörtliches Protokoll
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Im Wilhelminenspital
wurden für die Umsiedlung der tokologischen Intensivstation Kosten von
15 Millionen S verzeichnet.
Damit steigen
die Gesamtausgaben, liebe Kolleginnen und Kollegen, um netto
1,2 Milliarden S auf 32,135 Milliarden S, wobei dies vor
allem auf die vermehrten Investitionen des Krankenanstaltenverbunds, auf die
Rücklagenbildung, auf die höheren Beitragsleistungen an den Wiener
Krankenanstaltenfinanzierungsfonds und auf die Dotierung des "Fonds
Soziales Wien" zurückzuführen ist.
Meine Damen
und Herren! Die jetzige Bundesregierung hat mit ihrer Diskussion um die
Selbstbehalte die Wiener Bevölkerung verschreckt. Selbstbehalte, meine Damen
und Herren, sind unsozial. Sie belasten kranke Menschen mehr und treffen
einkommensschwache Bevölkerungsgruppen wesentlich stärker. (StR Karin Landauer: ... die Unwahrheit behaupten!) Sie leisten
keine Beiträge zur Gesundheitsversorgung und zur Gesundheitsprävention und
kosten in der Regel mehr, als sie selbst hereinspielen. Deswegen sind Selbstbehalte
entschieden abzulehnen. (Beifall bei der
SPÖ.)
Man soll sich
auch nicht der Argumentation der Lobby der niedergelassenen Ärzte anschließen,
wonach bei ihnen alle Leistungen von vornherein billiger wären. Die
Ambulanzkosten, liebe Kolleginnen und Kollegen, wurden noch von niemandem
wirklich so richtig errechnet und auch die Nutzung der Kapazitäten hat man sich
hier noch nicht genau angeschaut. Oft erscheint manches kostengünstiger, was
sich im Nachhinein als wesentlich teurer herausstellt.
Durch ein Hin
und Her zwischen niedergelassenen Ärzten und Spitälern erschwert man den
Menschen den raschen Zugang zur Medizin, Diagnosen sind durch
Doppelgleisigkeiten oft um ein Vielfaches teurer.
Meine Damen
und Herren des Wiener Gemeinderats! Wir sollten nicht gegen die
Sozialversicherung kämpfen, sondern wir sollten gemeinsam mit der Sozialversicherung
Wege finden, die für die Patientinnen und Patienten die besten sind. Eine Diskussion
Pflichtversicherung versus Versicherungspflicht ist entbehrlich. Es gibt keine
einzige private Versicherung in Österreich, die chronisch kranke Menschen
versichern würde. Es gäbe hier auch keinen Risikoausgleich. Diese Mittel würden
zur Gänze in der Finanzierung fehlen und müssten dann entweder vom Bund, von
den Ländern oder von den Gemeinden zugeschossen werden.
Meine Damen
und Herren! Was eine Versicherungspflicht bedeutet, merken wir am Beispiel von
Deutschland und der Schweiz, wo eine Breitenwirkung in dem Maße wie in
Österreich nicht gegeben ist und die Gesundheitssysteme insgesamt in der
Berechnung viel teurer kommen. Die Beiträge zur gesetzlichen
Krankenversicherung, meine Damen und Herren der Opposition, betragen in
Deutschland zwischen 12 und 14 Prozent. Private Leistungen sind für den
Anbieter zwar oft billiger, da man hohe Beiträge verlangt oder mit wenig
beziehungsweise wesentlich billigerem, nicht gut ausgebildetem Fachpersonal
arbeitet.
Meine Damen
und Herren! Was die Beiträge betrifft, die Sie uns - gerade von Seiten der
Freiheitlichen - auf Bundesebene zum Thema Gesundheitspolitik liefern, so darf
ich hier kurz einen unabhängigen und unverdächtigen Zeugen zitieren: Es ist
niemand von der Sozialdemokratischen Fraktion, es ist die "Sozialpolitische
Rundschau", die Monatszeitschrift der Dachorganisation der
Behindertenverbände Österreichs. Diese schreiben in ihrer Juni-Ausgabe:
"Blitzschnell
sollte er abgelöst werden: der Bremser, der Reformverhinderer, der Präsident,
der, wie gesagt wurde, die Sozialversicherung als parteipolitische Vorfeldorganisation
der Opposition missbraucht - mit einem Wort: der Chef des Hauptverbandes der
österreichischen Sozialversicherungsträger Hans Sallmutter."
Die Redaktion
schreibt weiter: "Den direkt Betroffenen, nämlich den Behinderten, dürfte
ein Bremser von Reformen wie den erwähnten wohl lieber sein als ein Manager,
der die Reformen rasch durchzieht und dabei die finanziellen Interessen der
Institutionen und der Budgetpolitik über jene der Klienten stellt, selbst wenn
diese Reformen angeblich sozial und treffsicher sind."
Meine Damen
und Herren, ich habe diesem Artikel nichts hinzuzufügen. Aber es kommt noch
besser. Es gibt noch eine zweite Zeitschrift, mit dem Namen "Bizeps",
und darin können Sie, meine Damen und Herren von der Freiheitlichen Partei,
auch nachlesen, was hier zum Thema "Das Unfallrentenchaos auf
Bundesebene" inhaltlich richtig geschrieben wird.
Meine Damen
und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir gehen in Wien Gott sei Dank
einen anderen Weg. Eines unserer Flaggschiffe in Wien ist das Allgemeine
Krankenhaus. Das Allgemeine Krankenhaus ist ein Zentralkrankenhaus, es ist auch
eine organisatorische Einheit als Universitätsklinik. Es sind mehrere
Forschungsinstitute beziehungsweise Versorgungseinrichtungen Dritter
integriert, darunter das Ludwig-Boltzmann-Institut, die Vergiftungszentrale und
vieles andere mehr. Wir bilden im Allgemeinen Krankenhaus von den 1 400
Ärzten, die dort beschäftigt sind, zirka 855 direkt aus, es gibt dort 27 Universitätskliniken,
49 klinische Abteilungen, 61 allgemeine Ambulanzen, 307 Spezialambulanzen, 83
Normalpflegestationen, 52 Operationssäle, 2 165 systemisierte Betten,
545 000 Erstbesuche, 1,047 Millionen ambulante Kontrollen bei einem
Mitarbeiterstand von 9 047.
Meine Damen
und Herren! Auch die Zahlen sprechen hier eine sehr eindeutige Sprache!
Auch die Wartezeiten
am AKH kann man nicht nur international erwähnen, sondern wir können stolz
darauf sein. Für gefäßchirurgische Eingriffe und plastische Eingriffe haben wir
eine Wartezeit von 2,5 Monaten, für dringliche Operationen von 2 bis
3 Wochen, gynäkologische Operationen 4 Wochen,
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