Gemeinderat,
3. Sitzung vom 25.6.2001, Wörtliches Protokoll
- Seite 104 von 127
"Der
Bürgermeister der Stadt Wien wird ersucht, darauf einzuwirken, dass seitens des
Präsidiums des 'Fonds Soziales Wien' gemäß § 12" - et cetera, et
cetera - "die Fondssatzungen dahingehend abgeändert werden, dass ab 2002
der Tätigkeitsbericht analog zur Erstellung des Jahresarbeitsprogramms und
seines Budgets jährlich veröffentlicht wird."
Meine sehr
geehrten Damen und Herren! Sollte es wieder so werden wie vor unserer
Regierungsbeteiligung, sollten Sie wieder selbstherrlich und ganz allein alles
nur dann entscheiden, wenn man Sie mit aller Macht dazu drängt, sollten Sie
wieder die Macht bedenkenlos einsetzen, um sich nicht zu bewegen, dann, meine
Damen und Herren, wird uns das nicht schaden - sicherlich nicht. Wenn Sie
glauben, weiterhin nur in Ihrer Rolle als Fundamentalopposition gegen die Bundesregierung
berühmt zu werden, dann wird uns das auch nicht schaden. Aber dann wird Sie der
Wähler bei der nächsten Entscheidung wieder zurück an die Schulbank für
Demokratieverständnis schicken!
Wir von der Volkspartei
wollen im Bereich der Drogenarbeit den Eltern Mut machen und den Jugendlichen
ein Selbstwertgefühl geben. Wir wollen den Suchtkranken helfen und
gewissenlosen Dealern das Handwerk legen. Wir wollen die legal arbeitenden
Behörden unterstützen und ihnen die für ihre Arbeit notwendigen Mittel in die
Hand geben. Wir wollen weiterhin einen Weg der Ausgewogenheit und des Augenmaßes
in der Drogenpolitik gehen. (Beifall bei
der ÖVP.)
Vorsitzender
GR Günther Reiter: Zum Wort
gemeldet ist Frau GR Mag Schmalenberg. Ich erteile es ihr.
GR Mag Heidrun
Schmalenberg (Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr
geehrte Frau Stadträtin! Sehr geehrte Damen und Herren!
Zur Debatte
steht heute die Gesundheitspolitik in Wien. Die Gesundheitspolitik in Wien kann
nicht diskutiert werden, ohne dass der Fall Gross erwähnt wird. Dieser Fall ist
nur zu typisch für die SPÖ und ihre Art der Machtausübung, und der Fall Gross
ist auch ein Fall Rieder. Selbst Sie, Frau StR Pittermann, die Sie es mit der
Vergangenheit so genau nehmen, haben noch keine klaren Worte gefunden (Amtsf StR Dr Elisabeth Pittermann: ...
nachlesen!), klare Worte, die meiner Meinung nach unbedingt notwendig
wären. Auch die Historikerkommission, von der Ihr Obmann Gusenbauer gesprochen
hat, scheitert daran, dass er einen Sponsor sucht. - So weit das Armutszeugnis,
das sich Ihre Partei, was die Vergangenheitsbewältigung betrifft, selbst
ausstellt - von dem Bild, das Sie im Ausland abgeben, ganz zu schweigen. (Heiterkeit der GR Ursula Lettner.)
Ich fordere
Sie daher auf: Öffnen Sie die Archive, gründen Sie die Historikerkommission und
hören Sie auf, den Span im Auge des anderen zu sehen, aber nicht den Balken im
eigenen. (Beifall bei der FPÖ.)
Sehr geehrte
Damen und Herren von der SPÖ! Erst wenn Sie diese Schritte gesetzt haben,
werden Sie sich diese Debatten ersparen können, und dann können wir ohne diese
Belastung über die Wiener Gesundheitspolitik diskutieren. (GR Ursula Lettner: Das ist unschlagbar!) Diese liefert ohnehin
genug Gesprächsstoff.
Sehr geehrte
Frau Stadträtin! Ich habe erst kürzlich ein Interview mit Ihnen gelesen, das in
der Zeitschrift "Inside", einem Blatt, das von der kollegialen
Führung der Krankenanstalt Rudolfstiftung herausgegeben wird, abgedruckt ist.
Von der viel zitierten Demut ist da keine Rede, denn Sie schaffen es, zum Thema
Gesundheitspolitik ein Interview zu geben, in dem der Hauptdarsteller, nämlich
der Patient, kaum Erwähnung findet. Es kommt aber in diesem Interview ganz klar
zum Ausdruck, worum es Ihnen in der Gesundheitspolitik geht, nämlich um den
Ausbau der Macht der SPÖ. Ich muss sagen, Frau Stadträtin, Hut ab vor Ihrer
Offenheit! Ich bewundere die Klarheit, mit der Sie in diesem Interview Ihr
Amtsverständnis vermitteln.
Da wird Ihnen
zunächst die Frage gestellt, ob Sie die Linie Ihres Vorgängers Dr Sepp Rieder
weiterverfolgen werden oder ob Sie andere Vorstellungen haben. Sie antworten:
"Natürlich hat jeder seine eigenen Vorstellungen, aber die Grundlinie
bleibt die sozialdemokratische, die wir seit jeher verfolgt haben." (GR Dr Elisabeth Neck-Schaukowitsch: Das war
aber bei Rieder auch!)
Weiter heißt
es: "Wahrscheinlich werde ich die Prioritäten anders setzen, was aber
nicht heißt, dass ich die Politik von StR Rieder nicht sehr geschätzt
habe."
Diese
sozialdemokratische Grundlinie, die kennen wir schon: Wer nicht Ihre Gesinnung
hat, dem nützen weder fachliche Qualifikation noch Fleiß, der wird einfach
nichts. Wir kennen diese Grundlinie und es ist traurig, dass Sie hier
ankündigen, in dieser Hinsicht noch ein Schäuferl nachzulegen.
Frau
Stadträtin! Dass Sie andere Vorstellungen haben und dass Sie Prioritäten anders
setzen, das haben Sie bereits in Ihrer ersten Pressemeldung gezeigt. Sie sind
für die Legalisierung von weichen Drogen. Wir haben in diesem Haus über Ihre
diesbezüglichen Äußerungen auch schon diskutiert, aber ich komme nicht umhin,
an dieser Stelle festzuhalten, dass ich diese Politik der Verharmlosung für
extrem gefährlich und für fahrlässig halte. Ich werde mich immer dafür einsetzen,
dass eine Politik von diesem Zuschnitt und dass Ideen dieser Art nicht in die
Tat umgesetzt werden können. (Beifall bei
der FPÖ.)
Wenn man in
diesem Interview weiterliest, dann muss man feststellen, dass Ihre
Amtsauffassung eine eher oberflächliche ist. Denn schon im Titel heißt es, dass
es Ihnen am wichtigsten sein wird, das Niveau des Gesundheitswesens zu
erhalten. Sie werden dafür Sorge tragen, dass entsprechende Mittel zur Verfügung
stehen, um das Gesundheitswesen human zu gestalten. - So lautet Ihr
Originalzitat.
Meine sehr geehrten
Damen und Herren! Wir Freiheitliche glauben, dass die Aufgabe der Gesundheitsstadträtin
darüber hinausgeht. Es geht nämlich darum,
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular