Gemeinderat,
3. Sitzung vom 25.6.2001, Wörtliches Protokoll
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vermeiden,
Kampf den Herz- und Kreislauferkrankungen, gesunde Ernährung und Vorbereitung
des Programms "Ein Herz für Wien", ein umfassendes
Herz-Kreislauf-Präventionsprogramm.
Herz-
und Kreislauferkrankungen sind europaweit die häufigste Todesursache. Auch in
dem Städtenetzwerk "Gesunde Städte Österreichs" wurden zahlreiche
Maßnahmen zur Verhinderung von Herz-Kreislauf-Krankheiten diskutiert. In Wien
ist ihr Anteil mit 56 Prozent aller Todesfälle besonders hoch. Zum
Vergleich: Auf die zweithäufigste Todesursache, die Krebserkrankungen, ist in
Wien nur etwa jeder vierte Todesfall zurückzuführen.
Im Projekt "Gesundheitsförderung in Wiener Spitälern
und Pflegeheimen" soll ein neuer Impuls im Kampf gegen Herz- und
Kreislauferkrankungen gesetzt werden. Frau Primaria Pils vom Sophienspital hat
das Programm "Alter mit Hirn und Herz" präsentiert, das sich
spezifisch den Risken und Möglichkeiten älterer Menschen in der
Herz-Kreislauf-Prävention widmet. Grundsätzlich soll aber auch bei allen Erkrankungen
und stationären Aufenthalten von Risikopatienten die Gelegenheit für Anregungen
zur Lebensstilveränderung genutzt und an die Patienten weitergegeben werden.
Der Herz-Info-Tag, der einen überwältigen Besuch
vorweisen konnte, war der Startschuss für dieses Programm. Daraus haben sich
konkrete Projekte ergeben, zum Beispiel Gesundheitsförderung für ältere
Menschen durch Vorträge und praktische Übungen. Schwerpunkte wie
Blutdruck-Screening, Wettbewerbe und Gesundheitsplattformen sollen in der
betrieblichen Gesundheitsförderung gesetzt werden, vor allem aber ist auch der
Schwerpunkt Bewegung den Menschen näher zu bringen. Die Bevölkerung soll
animiert werden, die Bewegung in ihren Alltag zu integrieren. Es gilt, ein
Bewusstsein dafür zu schaffen, dass man Wege auch zu Fuß oder mit dem Fahrrad
zurücklegen kann.
In der Folge steht auch das Jahr 2001 unter dem Motto
"Bewegung findet Stadt". In diesem Zusammenhang haben unzählige
Anreize die Wienerinnen und Wiener zum aktiven Bewegen bewogen.
Erstmals wurde im Jahre 2000 der Wiener Kindergesundheitsbericht
erstellt. Er beschreibt ausführlich die physische und psychische Situation der
Wiener Kinder und gibt darüber hinaus einen Überblick über die demographische
Situation, über Risiken, Gefährdungen, Sexualität, Gesundheitsvorsorge und Gesundheitsversorgung
sowie über weitere Rahmenbedingungen für die Gesundheit von Kindern. Dabei wird
auch auf die rechtliche Position, die sozialen Umstände und das familiäre und
schulische Umfeld der Kinder eingegangen.
Eine effiziente Gesundheitsförderung, die wir uns ja
für alle Menschen bis zu ihrem Tode wünschen, muss beim Kleinkind, ja sogar
beim Ungeborenen - wenn ich an das Rauchen von Müttern denke - beginnen. Leider
wird durch die Vorbildwirkung der Erwachsenen oft schon sehr früh ein sehr
ungesundes Verhaltensmuster an die Kinder weitergegeben. Haltungsschäden,
falsche Ernährung, übermäßiger Alkohol- und Nikotinkonsum und zu wenig Bewegung
machen Alt und Jung gleichermaßen krank.
Die Stadt wirkt dieser Entwicklung mit zahlreichen
gesundheitsfördernden Programmen und Kampagnen entgegen, und im Gegensatz zu
Frau Schmalenberg muss ich sagen, dass das gesundheitsfördernde Netzwerk an den
Schulen, aber auch die "bewegte Schule" sehr, sehr gut greifen.
Gerade in der Vorwoche konnte ich an einer Veranstaltung von 700 Kindern
im Stadion teilnehmen, die alle aktiv bei der Leichtathletik mitgemacht haben
und das Schlagwort "Bewegung findet Stadt" tatsächlich umgesetzt
haben.
Ich selbst als Lehrerin weiß, dass von den Lehrern
ungeheuer viel gemacht wird, um ein konfliktfreies Klassenklima zu schaffen, um
positives Sozialverhalten durchzusetzen und vor allem auch um Suchtprävention
den Kindern näher zu bringen.
Bedenklich ist aber leider der hohe Anteil der Jugendlichen
als Konsumenten der so genannten legalen Drogen, nämlich Alkohol und Nikotin.
Im internationalen Vergleich liegt der Zigarettenkonsum im oberen Viertel,
wobei der Anteil der 15-jährigen Burschen 14 Prozent und jener der Mädchen
bereits 23 Prozent beträgt. Ebenso trinken die Wiener Jugendlichen überdurchschnittlich
viel Alkohol. 69 Prozent der 15-jährigen Burschen hatten schon mindestens
einmal einen Rausch.
Leider können wir da in der Präventionsarbeit nur
dann weiterkommen, wenn auch die Wirtschaft mittut, wenn die Erwachsenen ein
Vorbild leben und wenn das Jugendschutzgesetz eingehalten wird. Es ist
nachgewiesen, dass ein Großteil der jugendlichen Alkoholkonsumenten weniger
problemorientiert, sondern vielmehr anlassbezogen trinkt. Leider wird in viel
zu wenig Lokalen auch noch das Jugendgetränk angeboten und das müssen wir
weiterhin vehement einfordern.
Im Rahmen der Gesundheitsvorsorge haben auch wieder
Männer- und Frauengesundheitstage stattgefunden, die in hohem Maße besucht
wurden. Das Frauengesundheitsprogramm, für das im Jahr 2000
12 Millionen S zur Verfügung standen, war besonders erfolgreich. Im
Frauengesundheitszentrum F.E.M.-Süd konnten die Kontakte zu den Migrantinnen
weiter ausgebaut werden. Um eine höhere Inzidenz von Hepatitis B bei
MigrantInnen zu reduzieren, wurden Informationsfolder verteilt und
Informationsveranstaltungen in ihren Muttersprachen in den Communitys vor
3 000 Personen abgehalten.
Im Rahmen der Wiener Kampagne gegen Essstörungen
wurde eine Gratis-Hotline geschaffen und ein Folder entwickelt und im Rahmen
der schulischen und außerschulischen Jugendarbeit das Problem enttabuisiert und
den Betroffenen so rasch wie möglich Hilfe angeboten.
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