Gemeinderat,
3. Sitzung vom 25.6.2001, Wörtliches Protokoll
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nicht lange ausführen - einkommensabhängige Mieten. Es ist
nicht einzusehen, wieso ich mit 25 Jahren in einen Gemeindebau einziehe
und vielleicht sogar noch in Ausbildung bin und 15 Jahre später mit meinem
abgeschlossenen Studium immer noch eine niedrige geförderte Miete bezahle. Wir
glauben, dass wir mit einer einkommensabhängigen Miete für mehr Verteilungsgerechtigkeit
der Wohnbauförderungsmittel sorgen könnten.
Für die Abgeordneten im Gemeinderat, die so wie ich
neu sind: Wenn es jemanden genauer interessiert, kann er das gerne vom Grünen
Klub haben. Wir werden Ihnen das gerne zuschicken.
Punkt 2: Garagenförderung. Es ist nicht einzusehen,
wieso 50 Prozent der Haushalte in Wien, die kein Auto haben, die Garagen
mitfördern müssen. In meinem Haushalt wohnen zwei Menschen, wir zahlen die
Garage mit, obwohl wir kein Auto haben. Das ist verteilungsungerecht. Wir
fordern schon lange die Entkoppelung von Wohnbau- und Garagenförderung.
Ich möchte beim Thema Garage noch einen ganz kurzen
Schlenker zur Märzpark-Garage machen. Ich war bis vor kurzem Bezirksrat in
Rudolfsheim-Fünfhaus. Bei der Märzpark-Garage, die ausnahmsweise einmal nicht
aus den Wohnbauförderungsmitteln gefördert wird, wurde im 15. Bezirk
versprochen, dass sie zu 100 Prozent aus der Parkometerabgabe bezahlt
wird. Wir sehen jetzt, dass Garagen nicht nur aus Wohnbauförderungsmitteln,
sondern auch aus Sportförderungsmitteln gebaut werden, und wir werden demnächst
wahrscheinlich eine Garage mit Gesundheitsmitteln bauen - ich hoffe, die Frau
Pittermann wird dann dagegen sein -, wir werden demnächst die Garagen aus noch
weiteren Budgettöpfen finanzieren.
Das ist absurd, das ist vorgestrig, das ist nicht nur
vom Verkehrskonzept her abzulehnen. Ich wohne vis-à-vis der neugeschaffenen
Hofferpark-Garage. Jeden Tag leuchtet es auf: Frei, frei, frei. Das war das
Ziel, leere Garagen zu bauen. (Heiterkeit
und Beifall bei den GRÜNEN. - GR Christian Oxonitsch: Wo ist was leer?)
Wir fordern außerdem eine Qualitätskontrolle. Es wird
viel am Bedarf vorbeigebaut. Sie geben Studien in Auftrag, um die
Wohnzufriedenheit zu messen. Dann kommt heraus, was die Leute sich wünschen,
und dann bleibt es dabei. Eine Studie wird in Auftrag gegeben, die Leute
wünschen sich zum Beispiel ein Schwimmbad. Überall, bei jedem Wohnpark kommt,
wo es nicht vorhanden ist, immer das Schwimmbad vor. Wenn man solche Studien in
Auftrag gibt, dann sollte man sie auch ernst nehmen und umsetzen.
Dringend notwendig ist - das wird Sie wenig überraschen
bei den Grünen - ein
Ökologieschub. Baumaterialien, Baustoffe, Solarzellen - auch wenn die Fernwärme
sagt, wir kommen bald, wir sind schon da, hätten wir gerne eine Förderung von
Solarzellen bei Neubauten -, Innenhofbegrünung. Die Sanierung sollte mit einer
Begrünungsoffensive von Fassaden und Innenhöfen gekoppelt werden.
Angesichts des kurzen Schlenkers des grünen Kollegen
Margulies betreffend Antisemitismus, zusammenhängend mit Ausländerfeindlichkeit
zu einem ganz wichtigen Punkt - den hören Sie auch nicht das erste Mal -:
Öffnung der Gemeindebauten. Öffnung der Gemeindebauten für die Ärmsten der
Armen. Weg mit den Untergrenzen beim Bezug oder beim Einziehendürfen in eine
Wohnung, aber vor allem Öffnung der Gemeindebauten für alle Wiener und
Wienerinnen, unabhängig von ihrer Herkunft. Bei mir hört man wahrscheinlich,
dass ich aus Vorarlberg zugewandert bin, aber das ist ja zulässig in
Österreich. Meine Mutter ist aus Großbritannien zugewandert, das ist schon
wieder nicht zulässig. Mittlerweile schon: Europäische Union.
Ich darf Ihnen ganz kurz aus der "Kronen
Zeitung" vom Sonntag, 24. Juni - man muss nicht lange suchen - einen
kleinen Miethit vorlesen: Neubau, 1160, Kellerabteil, Vorzimmer, WC,
Fliesenbad, Wohnzimmer mit integrierter Küche, Schlafzimmer mit kleinem Balkon,
Kinderzimmer, alle Räume zentral begehbar. Kaution 25 000 S,
6 900 S, nur Inländer.
Im vergangenen Jahr hat die Gemeinde Wien 11 809
Gemeindewohnungen neu vermietet und ist stolz darauf. Und wenn es ein Inserat
gewesen wäre, hätte es geheißen: 11 809 Gemeindewohnungen werden
angeboten, nur für Inländer. Und da frage ich mich schon, wie lange die SPÖ das
noch so macht: in einer kleinen Dosis, vielleicht, ein paar Notfallswohnungen,
wir wissen nicht recht, jedenfalls ganz kompliziert, aber ja nicht so, dass die
"Kronen Zeitung" was mitkriegt. Aber das ist nicht nur in der
"Kronen Zeitung" so, das ist ausnahmsweise nicht der Fehler des kleinen
Formats.
Kann mir irgendjemand von der SPÖ erklären, warum in
einem Gemeindebau ein Ausländer, eine Ausländerin - ich weiß schon, anerkannte
Flüchtlinge, EWR ausgenommen - nicht in den Genuss einer Gemeindewohnung kommen
soll, oder warum wir das so langsam machen, dass das vielleicht in
50 Jahren oder so etwas Ähnliches der Fall ist? Wieso muss man das langsam
machen? Wieso hat niemand den Mut dazu?
Es kann schon sein, dass die FPÖ glaubt, dass wir das
nicht machen sollen. Es kann schon sein, dass in Österreich nicht alle der
Meinung sind, dass sie neben einem Ausländer oder neben einer Ausländerin wohnen
möchten. In jeder Nichtgemeindewohnung wohnen Leute unterschiedlicher Herkunft.
Ich wohne im 16. Bezirk. In dem Haus wohnen Leute aus Jugoslawien, Leute
aus der Türkei, Leute aus Spanien, Leute aus Österreich - kein Problem. Und
wenn es ein Problem ist, ist es nicht das Problem der Nationalität, sondern
weil ich nicht gut auskomme mit jemandem. Das passiert mir aber mit Wienern und
Wienerinnen auch hin und wieder, das passiert mir mit Vorarlbergern hin und
wieder und das mag mir schon auch einmal mit einer Jugoslawin oder einem Türken
passieren.
Was ist das für ein sozialer Wohnbau in dieser
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