Gemeinderat,
3. Sitzung vom 25.6.2001, Wörtliches Protokoll
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spät. Es kommt neun
Jahre zu spät, denn seit dem Jahre 1992 fordert unsere Fraktion, und hier vor
allem Herr StR Herzog, dass die Mietbeihilfe für alle Wienerinnen und Wiener
gleich vergeben werden soll und nicht nur für solche, die im sozialen Wohnbau
leben. (Beifall bei der FPÖ.)
Und ich muss
jetzt noch einmal betonen, dass es die Freiheitlichen waren und dass nicht, wie
Kollege Fuchs sehr selbstsicher meinte, alles von der ÖVP gekommen ist. In
diesem Falle sicher nicht. (Beifall bei
der FPÖ.)
Dabei hatte es
seinerzeit Herr StR Herzog nicht einmal leicht, denn es wurde ja von der
sozialistischen Fraktion gar nicht anerkannt. Herr StR Edlinger hat ihn ausgelacht
und es war von einer Hausherrenbeihilfe die Rede. So ließ man es jetzt neun
Jahre lang treiben und hat dabei übersehen, dass neun Jahre lang 33 000
Familien nicht in den Genuss dieser Förderung gekommen sind. Ich glaube, dass
man hier doch innerhalb dieser Zeit die Zweiklassengesellschaft noch weiter
auseinander dividiert hat.
Und wenn
zuerst Frau GR LUDWIG davon gesprochen hat, dass sie für die Gleichstellung der
Frauen ist, dann weiß ich schon, dass sie gemeint hat: Gleichstellung zwischen
Mann und Frau. Aber warum hat sie sich nicht auch für eine Gleichstellung zwischen
Frau und Frau eingesetzt, nämlich der alleinerziehenden Mutter, die im
geförderten sozialen Wohnbau lebte, und jener, der man diese Förderung nicht
zuteil werden ließ? - Auch das wäre ein Einsatz gewesen, der dem sozialen
Gedanken entsprochen hätte. (Beifall bei
der FPÖ.)
Und wenn Sie,
Herr Stadtrat, in einer Aussendung schreiben, wir wollen eine sozial
durchmischte Stadt, dann war das nicht unser Grundgedanke, denn diese sozial
durchmischte Stadt gab es schon gegen Ende des 19. und zu Beginn des
20. Jahrhunderts. Ich darf hier nur an Corbusier oder Bauhaus oder die Werkbundsiedlungen
erinnern, die diese Forderung schon hatten. Das wirklich Neue an dieser Idee
war weg, als es keine ausschließliche Förderung mehr gab für den sozialen
Wohnbau, keine ausschließliche Förderung mehr für Wohnfabriken oder Großbauten
und keine ausschließliche Förderung mehr vor allem für Objekte, sondern
revolutionär war hier erstmalig der Schritt hin zur Subjektförderung und das
betrifft immerhin 40 Prozent jener, die hier ansuchen.
Eine Bitte
hätte ich selbstverständlich, denn das große Griß, wie es noch in der
"Kronen Zeitung" gestanden ist, das für diese Anfragen und Anträge um
die Wohnbeihilfe herrscht, hält sich schon in Grenzen. Und wenn man bedenkt -
ein Kollege von mir hat es ja schon gesagt -, dass hier zig Seiten
Antragstexte, Anleitungen und so weiter zuerst einmal durchgelesen und erfasst
werden müssen, so muss man sagen: Es ist den Leuten nicht zuzumuten, vor allem,
wo es sich hier um ältere und um sozial schwächere Personen handelt, die damit
einfach überfordert sind. Und man soll hier die Leute nicht durch unnötigen
Bürokratismus abschrecken, sondern soll ihnen entgegenkommen, damit möglichst
viele davon Gebrauch machen können.
Und so fürchte
ich auch, dass von diesen 500 bis 600 Millionen S, die bereitgestellt
werden, ein Teil allein dafür aufgehen wird, um diesen Bürokratismus zu bewältigen.
Ich bitte Sie, dass wir alle zusammen das noch einmal überdenken, um hier
vielleicht Möglichkeiten zu schaffen, dass es auf eine leichte, unbürokratische
Weise allen möglich ist, von diesen Förderungen und von der Wohnbeihilfe für
alle Gebrauch zu machen. (Beifall bei der
FPÖ.)
Vorsitzender
GR Rudolf Hundstorfer: Herr
GR Dr Stürzenbecher, bitte.
GR Dr Kurt Stürzenbecher (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtags
und Gemeinderats): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr
Stadtrat! Sehr geehrte Damen und Herren!
Vielleicht
zuerst eine Bemerkung überhaupt zu unseren Beratungen, die ja wieder auf eine
Art und Weise stattfinden, wie wir es gewöhnt sind. Also wir haben sie ja vor
kurzem, vor zwei, drei Jahren, glaube ich, von drei auf zwei Tage beschränkt.
Das hat sozusagen eine Linderung gebracht, aber keine substanzielle Änderung.
Trotzdem ist es den ganzen Tag üblich, dass man 20, 30, 40 Minuten redet
und man erwartet sich dann vom letzten oder vorletzten Redner, dass er seine
ohnehin kurze Rede noch einmal weiter verkürzt, was natürlich nur bedingt fair
ist. Aber trotzdem werde ich mich bemühen, mich kurz zu halten.
Wir sprechen
über das Kapitel Wohnbau, und ich glaube, dass die Wohnzufriedenheit der
Wienerinnen und Wiener einer der wesentlichen Gründe dafür war - neben dem
sozialdemokratischen Spitzenkandidaten und vielen anderen Gründen natürlich -,
dass die Wahlen am 25. März so ausgegangen sind, nämlich mit einem großen
Erfolg der Sozialdemokraten. Ich glaube, dass schon damit auch ausgedrückt
wurde, dass ein sozial verantwortlicher Weg der Wohnungspolitik weitergegangen
werden soll.
Diese Politik
besteht aus vielen Faktoren, aber das Wichtigste ist ein ausreichendes
Wohnangebot, denn das ist der beste Mieterschutz. Wenn man genug Angebot hat,
dann kann sich der Mieter eine leistbare Wohnung aussuchen, und das ist das Um
und Auf. Und deshalb haben wir eben in den letzten zehn Jahren 80 000
Neubauwohnungen gefördert und werden - weil eben jetzt wirklich ein sehr hohes
Niveau an Angebot gegeben ist - etwa 5 000 Wohnungen pro Jahr
weiterfördern, weil das die richtige Zahl ist nach allen Studien, die wir
haben, und nach allen Erkenntnissen. Damit sichern wir diese bestmögliche Wohnqualität,
wobei natürlich Sanierungen auch besonders dazukommen und wir einen wichtigen
Schwerpunkt bei den Sanierungen setzen werden.
Aber auch wenn man
sehr gute Rahmenbedingungen hat, ist es trotzdem so, dass ein gewisser, wenn
auch kleiner Prozentsatz in Schwierigkeiten ist und man diesem Prozentsatz an
Menschen - und das sind
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