Gemeinderat,
3. Sitzung vom 25.6.2001, Wörtliches Protokoll
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oft Menschen in Verzweiflung
- helfen muss. Dafür haben wir das Projekt der Notfallswohnungen geschaffen,
die ja auch einen wichtigen Integrationscharakter haben. Ich glaube, dafür
haben wir der Stadtregierung zu danken und besonders StR Faymann, dass er
dieses Projekt so ambitioniert umgesetzt hat. (Beifall bei der SPÖ.)
In dem
Zusammenhang nur eine Bemerkung zum Kollegen Ellensohn. Mit dieser behutsamen
Öffnung der Gemeindebauten, die unter anderem damit verbunden war - darüber
hinaus gibt es ja auch noch die Integrationswohnungen -, hat man genau den
richtigen Mittelweg eingeschlagen. Eine radikale und sofortige so genannte
Öffnung wäre nicht richtig gewesen. Genauso ist es falsch, wenn man sagt: Grundsätzlich
keine ausländischen Mitbürger in den Gemeindebau. Man hat eine behutsame
Öffnung vorgenommen, in Übereinstimmung mit der überwältigenden Mehrheit der
Gemeindebaubewohner, denen man dieses sinnvolle soziale Projekt gut erklärt
hat. (Beifall bei der SPÖ.)
Dann ist schon die Allgemeine Wohnbeihilfe erwähnt worden. Natürlich hat jeder
Sieg viele Väter und das mag schon vorher auch irgendwann irgendjemand gefordert
haben, nur dass man es sich auch leisten kann und dass man auch das Geld zur
Verfügung hat und dass wirklich jetzt zusätzlich 33 000 Familien in den
Genuss von dieser Allgemeinen Wohnbeihilfe kommen werden, das hat die vorige
Stadtregierung erreicht. Das war durchaus eine gemeinsame Arbeit, aber unter
Federführung von StR Faymann. Diesen Erfolg, der für alle Wienerinnen und
Wiener da ist, kann niemand wegreden.
Darüber hinaus möchte ich jetzt nur noch kurz erwähnen, dass wir für
personenbezogene Wohnbauförderungen wie Superförderungen und Jungfamilienförderungen
auch wieder 1,8 Milliarden S vorgesehen haben. Dass aber das
Wichtigste in der Wohnpolitik der Stadt Wien ist, dass wir unser
sozialpolitisches Juwel, nämlich die 220 000 Gemeindewohnungen, weiterhin
haben, dass wir sie im Eigentum der Stadt Wien haben und dass die soziale
Treffsicherheit so hoch wie noch nie zuvor bei den Gemeindewohnungen ist! (Beifall bei der SPÖ.)
So können sie ihre soziale Funktion ausüben, ihre integrationspolitische
Funktion, ihre wichtige Funktion für junge Familien, aber was für uns auch
besonders wichtig ist, dass eben der Gemeindebau eine durchmischte Wohnkultur
hat, dass dort auch die Durchschnittsfamilie wohnt, dass dort auch Leute
wohnen, die normal verdienen und dass es keine sozialen Ghettos sind, sondern
dass eben die verschiedenen Funktionen in einem sinnvollen Zusammenleben von verschiedensten
Schichten gewährleistet sind. Das ist eben das Großartige, was die
Gemeindebauten der Stadt Wien für ganz Europa und die ganze Welt ausmachen,
dass diese soziale Funktion so gut erfüllt wird.
Unter dem Blickpunkt, dass pro Jahr 60 000 neue Haushalte gegründet
werden und immerhin 12 000 davon in die Gemeindewohnungen einziehen, etwa
12 000 in den Genossenschaftsanteil, das heißt, 40 Prozent der neuen
Haushalte - also Familien, aber auch Singles - ziehen in günstige
wohnbaugeförderte Wohnungen ein, so ist das wirklich eine Zahl, auf die man
auch stolz sein kann. Deshalb glaube ich, dass der Wähler entschieden hat, es
ist falsch, die klassischen Gemeindewohnungen abzuverkaufen. Die Gemeindewohnungen
sollen im Besitz der Stadt Wien bleiben. Die Instandhaltungskosten einer
gekauften Wohnung wären für den Käufer übrigens ungefähr gleich hoch wie die
Miete, es würde ihm also nichts bringen. Es wären weniger Wohnungen für soziale
Zwecke zur Verfügung und wir hätten das gigantische Problem Mischhaus. Da gibt
es jetzt eine wirklich interessante Studie von der SRZ-Stadt- und Regionalforschung
GesmbH über Probleme der Verwaltung von Mischhäusern. Da ist herausgekommen,
dass sich Mischhäuser eben besonders katastrophal für die Instandhaltung und
Sanierung auswirken würden.
Weiters geht aus dieser Studie hervor, dass, wenn die Miete leistbar ist,
kein oder nur geringes Kaufinteresse besteht. Auch in guten Lagen können
mietergeschützte Wohnungen nur deutlich unter dem Verkehrswert verkauft werden.
Der Mieterschutz fällt weg, da die Mieter bei Weitervermietung von Eigentumswohnungen
nicht mehr geschützt sind. Interessenkonflikte erschweren die Instandhaltung.
Neue Wohnungseigentümer in Althäusern sind schlecht informiert und
unterschätzen die tatsächlichen Kosten. Die unterschiedlichen Rechtsverhältnisse
führen zu Konflikten innerhalb der Hausgemeinschaft. Im Sanierungsfall
verschärfen sich diese Konflikte. Es gelten drei verschiedene Gesetze - das
Mietrechtsgesetz, das Wohnungseigentumsgesetz und das Wohnungsgemeinnützigkeitsgesetz
- und die Kosten für die Hausverwaltung steigen für alle Mieter. Es wären
solche Mischhäuser also einfach nicht im Interesse der Mieterinnen und Mieter
und mit gutem Grund haben wir das abgelehnt und werden das auch weiterhin
ablehnen. (GR Georg Fuchs: Doch
reaktionär! Doch reaktionär!) Das ist im Interesse der Mieter. Man wohnt
besser und zahlt weniger Miete und das ist immer fortschrittlich. (GR Georg Fuchs: Also doch reaktionär! -
Beifall bei der SPÖ.) Aber der Wähler hat es ohnehin entschieden. (Aufregung bei der ÖVP.)
Noch einige Worte: Wohnbauförderung ist kurz erwähnt worden. Die Tatsache,
dass es sie weiter auch vom Bund her in einem halbwegs ordentlichen Ausmaß
gibt, ist der guten Verhandlungstaktik der Vertreter der Stadt Wien zu
verdanken. (GR Johannes Prochaska: Lauter
Reaktionäre!)
Dann noch ein Satz zur Gemeinnützigkeit. Die Gemeinnützigkeit ist ja von
der blau-schwarzen Bundesregierung schon des Öfteren in Frage gestellt worden.
Ich glaube, im Interesse der Mieterinnen und Mieter soll die Idee der
Gemeinnützigkeit in einer sicher weiter entwickelten Form ein attraktives und
zukunfts
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