Gemeinderat,
3. Sitzung vom 26.6.2001, Wörtliches Protokoll
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"Haus ohne Hoffnung" hat das der ORF ganz
richtig genannt -, zahlt die Gemeinde 3 600 S. Um den
Quadratmeterpreis wohnt ein anderer in einem Appartement am Stephansplatz.
Das zahlt die
Gemeinde, aber wenn sich einer privat was findet um dasselbe Geld, dann kann er
es nicht nehmen, denn er wird vielleicht eine geringe Ablöse oder vor allem
eine Mietvorauszahlung zahlen müssen. Aber woher soll denn der Mensch die
15 000 S Mietvorauszahlung haben? Warum tun wir denn da nicht etwas?
- Das ist doch nicht nur gescheit, das ist auch kostengünstiger. Bitte sagen
Sie mir, warum auf dem Gebiet nicht Veränderungen vorgenommen werden? Es würde
mich tatsächlich interessieren. Es ist eine ganz coole Frage und ich bitte um
eine ganz coole Antwort und nicht wieder um die große Verteidigungslinie.
Nächste Frage:
Wir haben eine Heimreform gemacht. Na bravo! Die haben wir ja lange angestrebt.
Ich weiß nicht, wie oft ich in meinen Reden, solange Frau StR Smejkal noch hier
saß und ganz stark gegen die Heimreform war, gesagt habe, dass wir die Umwandlung
von den großen Heimen in Wohngemeinschaften brauchen. Ganz oft habe ich das
gesagt. Ganz oft! Frau StR Laska hat es dann gemacht. Auch in der Verwaltung
sitzen tüchtige Leute, die das gemacht haben. Es ist ja geschehen. Ich sage
jetzt leise dazu: Die Umsetzung ist ein zweites Kapitel. Da gibt es einen
Haufen Probleme. Da ist noch nicht alles Wonne und Sonnenschein. Aber gemacht
wurde es.
Nur bitte -
und jetzt kommt meine Frage und ich bitte um Beantwortung -: Warum sind die
privaten Heime, für die wir Tagsätze bezahlen, nicht ebenfalls in die
Heimreform eingegliedert worden? - Ich habe das von Anfang an gefordert. Ich
habe das immer gesagt. Sie haben immer gesagt: Nein, machen wir nicht! Ich habe
immer gesagt: Das sollten wir schon machen.
Wir haben dort
die ärmsten Kinder. Ein Großteil der behinderten Kinder ist in den Großheimen
von konfessionellen Einrichtungen und die Tagsätze dort sind zu niedrig. Ich
würde gerne von einem Redner oder einer Rednerin der SPÖ eine Antwort hören,
wenn ich sage, die Tagsätze dort sind zu niedrig, weil wir damit die Qualität
nicht anbieten können, die selbstverständlicher Standard sein sollte. Und was sagen
Sie, bitte? Sagen Sie, die Qualität dort ist bestens, alles in Butter? Was
sagen Sie darauf? Was sagen Sie den Fachleuten, die seit Jahren urgieren, dass
es das geben sollte? Was sagen Sie den Fachleuten in diesem Punkt? - Ich hätte
auch da gerne eine Antwort.
Ich könnte
jetzt noch sehr viele Beispiele bringen und zwei werde ich auch noch bringen,
denn die sind mir doch ganz wichtig.
Wir haben zum
Beispiel in Bezug auf Kindergärten und auf Kinder mit nichtdeutscher
Muttersprache immer gemutmaßt, dass, wenn diese Kinder in einen Kindergarten gehen,
sie in allererster Linie auch Deutsch sehr viel leichter und sehr viel besser
erlernen. Das haben die Lehrerinnen und Lehrer immer schon gemutmaßt und auch
gesagt, nur beweisen haben wir es noch nicht können. Jetzt können wir es
beweisen. Es hat eine Untersuchung gegeben. Man kann es beweisen.
Ich wünsche
mir von der Stadt Wien eine Aktion, eine Hereinholaktion der Kinder mit
nichtdeutscher Muttersprache in die Wiener Kindergärten. Jedes dieser Kinder
soll zumindest zwei Jahre lang, bevor es in die Schule kommt, in einen
Kindergarten gehen können und dann werden wir sehen, dass ihre Chancen auch in
der Schule wesentlich besser sind. Dann werden wir auch in der Schule weniger
Begleitmaßnahmen benötigen, weil sich diese Kinder besser artikulieren werden
können - in der eigenen Sprache und in der deutschen Sprache. Es ist eine
starke ... (Beifall bei den GRÜNEN.)
Jetzt war der Applaus pünktlich. (VBgm
Grete Laska: Etwas zu früh!) Etwas zu früh, sagt die Frau Stadträtin. (VBgm Grete Laska: Beim dritten Mal haut es
dann hin!) Beim dritten Mal haut es hin. Das wird der Schlussapplaus sein,
da kann man nicht viel falsch machen. (Heiterkeit.)
Es gibt ja
auch eine Forderung aus dem Stadtschulrat, dass das so gemacht werden soll.
Bitte machen wir es! Fangen wir an! Laden wir diese Leute aktiv ein und holen
wir sie herein in die Kindergärten. Da muss die Stadt etwas tun, da kann man
etwas tun, und ich schwöre, das verhindert - sollte das das ziehende Argument
sein - auch viele Folgekosten, die man sich in der Schule ersparen kann, wenn
man schon im Kindergarten tätig wird.
Ein
allerletztes Beispiel von den vielen, die ich im Kopf habe, betreffend jene Menschen,
die süchtig sind. Ist es wirklich zwangsweise so, dass Süchtige, dass
Heroinabhängige verelenden, irgendwo herumkugeln, auf irgendeiner Toilette an
einer Überdosis sterben müssen? Ist das alles zwangsweise so? - Ich behaupte:
Nein! Ein sinnvolles, gut aufgebautes, auf die Wiener Verhältnisse adaptiertes
Modell zur Abgabe von Heroin, das über Ärzte, über Ärztinnen, über SozialarbeiterInnen
läuft, würde diese Verelendung zurückschrauben, und zwar ganz stark. Man sieht
es ja dort, wo es gemacht wird. Überall dort, wo das gemacht wird, ist es so,
dass die Menschen wieder ein Stück weit hereinkommen in die Gesellschaft, ein
bisschen am Arbeitsmarkt Fuß fassen und sei es der zweite Arbeitsmarkt, dass
sie wieder zu wohnen beginnen, dass sie Stabilität in ihr Leben hineinkriegen.
Vielen von denen gelingt es auch - selbst wenn das jetzt absurd klingen mag -,
mit Heroin herunterzukommen auf eine niedrigere Dosis. Bitte hören wir auf,
diese Menschen auf den Schwarzmarkt zu schicken und verelenden zu lassen! Das
ist einer Stadt wie Wien nicht würdig. (Beifall
bei den GRÜNEN.)
Mein Klub applaudiert
ja nicht nur, mein Klub hat mich auch bedroht für den Fall, dass ich ganz lange
rede. Deswegen schließe ich jetzt mit dem Sozialbereich ab und möchte noch ein
paar Dinge ... (Beifall bei der ÖVP.)
Bitte, ja, jetzt kann einmal die andere
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