Gemeinderat,
3. Sitzung vom 26.6.2001, Wörtliches Protokoll
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Seite klatschen. Ich
möchte noch ein bisschen was zum Schulbereich sagen, weil ich den zurzeit für
hochspannend finde. (VBgm Grete Laska: Da
werden sie nicht klatschen!) Da wird diese Seite nicht applaudieren, das
weiß ich schon. Aber eines möchte ich hier gesagt haben: Diejenigen, die schuld
daran sind, dass in der Schule gespart wird, dass die Qualität praktisch
abnehmen muss - wir werden das übrigens prüfen, das wird evaluiert werden -,
dass vor allem auf dem Rücken der Kinder gespart wird, diese Herrschaften
sitzen in diesem Teil (Die Rednerin weist
in Richtung FPÖ und ÖVP.) des Hauses. (GR
Walter Strobl: Hinter Ihnen!) Hinter mir? - Nein, bei dem Punkt bin ich
noch nicht. Aber ÖVP und FPÖ sparen im Bildungssystem. Und das ist falsch! Das
ist nicht nur falsch, weil es die Qualität der Bildung zurückschraubt, sondern
das ist auch deswegen falsch, weil bei der Bildung zu sparen in der Folge
wahnsinnig viel Geld kostet. Da werden Sie auch noch draufkommen. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Uns fehlen -
ich möchte es ganz kurz fassen - jetzt im Pflichtschulbereich ganz genau
10 500 Stunden, die eingespart werden. Wir haben eine Kürzung bei den
Kindern mit nichtdeutscher Muttersprache - ich weiß, das ist Ihnen vielleicht
Wurscht, aber mir ist es wichtig - in einem Ausmaß von einem Fünftel
hinzunehmen und bei den Kindern mit Behinderungen und einem besonderen
Förderbedarf von ebenfalls einem Fünftel. Und das ist viel.
Herr Abg
Strobl schaut mich so an, dass ich nicht genau weiß, ob er jetzt gleich nickt
oder schüttelt. Aber er hat mit dem Kopf genickt, also wir sind einer Meinung:
Das ist viel.
Jetzt richtet
sich die erste Kritik natürlich an die Regierungsparteien. Das haben die
Regierungsparteien zu verantworten. Aber ich füge jetzt etwas Zweites hinzu -
und jetzt weiß ich schon, wir sind nicht einer Meinung, meine Damen und Herren
von der SPÖ -: Ich finde, dass in dieser brisanten, für die Entwicklung der
Stadt so wahnsinnig wichtigen Sache, die SPÖ sagen müsste: Jetzt springen wir
ein! Das sind 250 Millionen S in etwa, wenn überhaupt. (GR Walter Strobl: Das wird für etwas
anderes ausgegeben!) Ja, da sind wir beim gestrigen Tag. Derselbe Betrag
wird ja völlig unnötig für einen Grundstücksankauf ausgegeben, für ein
Grundstück, das kein Mensch braucht. Also, ich denke mir, das Geld ist ja da.
250 Millionen S in den Schulbereich hineinzustecken, macht Sinn.
Bitte tun Sie es!
Jetzt komme
ich noch zur Direktorenbestellung. Bei der Direktorenbestellung müssen wir weiterreden,
denn das ist eine ganz, ganz wichtige Sache. Wir reden in einem Arbeitskreis
seit eineinhalb Jahren über die Direktorenbestellung. Herr GR Vettermann,
sitzen Sie dort? - Ja, Sie sitzen dort. Herr GR Strobl sitzt auch dort und ich
sitze auch dort. Immer sitzen wir dort und reden über die Direktorenbestellung.
Und wir drei Menschen - jetzt sage ich das einmal selbstkritisch -, wir müssen
von einer Naivität und von einer Blauäugigkeit sein, die ihresgleichen sucht.
Wir haben nämlich begonnen, über die Veränderungen zu reden, wohl wissend, dass
das Geld nicht gesichert ist. Dazu kommt noch, dass wir Unterschiedliches
meinen bei dem Assessmentverfahren. Da gehen ja die Meinungen noch weit
auseinander, was da ein jeder darunter versteht. Aber trotzdem, wir haben
eineinhalb Jahr lang darüber geredet, in der Annahme, die Bundesregierung zahlt
und die Wiener zahlen. Wir waren schön blöd! Keiner will zahlen, es will
überhaupt niemand zahlen. Wir haben eineinhalb Jahre lang geredet und niemand
will zahlen. So etwas muss man erst einmal finden, dass sich ein Haufen
Abgeordnete zusammensetzen und über etwas reden, wofür die Basis, nämlich die
Finanzierung, überhaupt fehlt.
Ich möchte für
die Grünen festhalten: Das, was wir
uns unter einer Direktorenbestellung vorstellen, ist weit weg von dem, was sich
andere Parteien vorstellen. Wir sehen das immer noch so: Wenn ein
Ex-Bürgermeister einmal gesagt hat, das ist zum Kotzen, dann kotzt er noch
heute, so Leid es mir tut für den Mann, aber da wird ihm nicht viel anderes
übrig bleiben, denn die Parteibuchbestellung ist in Wien nicht abgestellt.
Wir haben uns
sehr bemüht, und ich bedanke mich auch bei allen Mitgliedern, die in dieser
Arbeitsgruppe sitzen, aber da ist noch nicht viel weitergegangen, und es kann
nicht sein, dass wir weiterreden und kein Geld für die ganze Geschichte haben.
Ich glaube, 5 Millionen S fehlen uns. 5 Millionen S - das
ist ja der Witz des Jahrhunderts, dass wir darüber überhaupt debattieren
müssen.
Meine Damen
und Herren! Ich möchte gerne - auch, um nicht zu lang zu werden; es ist ja
ohnehin schon lang - jetzt am Schluss meiner Rede noch einen Antrag einbringen
- Sie kennen ihn alle schon, denn er kommt jede Legislaturperiode einmal -, das
ist mein Antrag, dass in Wien ein Armutsbericht erstellt werden soll. Ich füge
hinzu: kein Armutsbericht ohne nicht auch ein bisschen Reichtumsbericht, denn
die beiden Dinge gehören zusammen. Ich möchte Ihnen die Begründung nicht
verlesen, nur so viel von meinem Beschlussantrag:
"Dem
Wiener Gemeinderat soll ein Wiener Armutsbericht vorgelegt werden. Dieser
Bericht soll alle in Wien lebenden Menschen, unabhängig von Herkunft und
Staatsbürgerschaft, miteinbeziehen. Der Bericht soll Grundlage für eine Reform
der sozialen Grundrechte und deren Umsetzung durch den Magistrat sein."
In formeller
Hinsicht beantrage ich die sofortige Abstimmung dieses Antrags.
Ich möchte
abschließend noch sagen: Ich würde mich sehr freuen, wenn wir in dieser Debatte
zu einer lebendigen Diskussion fänden, die nicht im alten Ritual von Angriff
und Verteidigung erstarrt und in der vielleicht auch sichtbar wird, dass hier
viele Personen sitzen, die gemeinsam für Wien in Sachen Sozialpolitik und in
Sachen Bildungspolitik etwas zusammenbringen
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