Gemeinderat,
3. Sitzung vom 26.6.2001, Wörtliches Protokoll
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wir haben politische Mitbewerber. Wir haben unterschiedliche Ansichten. Und
wir pflegen den demokratischen Diskurs. Aber wir bezeichnen niemals einen
politisch Andersdenkenden als Feind. Das ist ein grundlegender Unterschied! (Beifall bei der FPÖ. - Allgemeine
Aufregung.) Und wenn man sich bei den GRÜNEN ... (Weitere große allgemeine Aufregung.)
Vorsitzende GR Mag Heidemarie Unterreiner
(unterbrechend): Meine sehr geehrten
Damen und Herren! Ich möchte Sie darauf aufmerksam machen, dass der Redner das
Recht hat, seine Wortmeldung in aller Ruhe vortragen zu können. Gewähren Sie
ihm das! (GR Kurt Wagner: Wir dürfen das
Recht haben auf Zwischenruf!)
GR Ing Herbert RUDOLPH (fortsetzend): Herr Kollege! Sie dürfen alles. Sie dürfen alles! Das ist überhaupt
kein Problem! (GR Kurt Wagner. Fragen Sie
den Herrn Kabas, was er gesagt hat bei einer Wahlveranstaltung!) Das ist
überhaupt kein Problem.
Weil wir gerade bei Ihnen sind, meine Damen und Herren von den GRÜNEN, ich
habe mir natürlich auch Ihre Homepage angeschaut, was ja ganz interessant ist,
denn ich lese das mit Interesse, was Sie hier schreiben. Da gibt es ja auch
unterschiedliche Links, wo man dann weiterkommt. Also "Grüne
andersrum", "Grüne Wirtschaft" (GR Mag Christoph Chorherr: Von Links!), "Grün Alternative
Jugend" und "Alternative und Grüne GewerkschafterInnen". Na gut.
Jetzt habe ich mir gedacht, jetzt schau ich einmal in den "Alternativen und
Grünen GewerkschafterInnen" nach, was dort so alles zu lesen ist. Bei
diesen "Alternativen und Grünen GewerkschafterInnen" findet man
natürlich jetzt einen massiven Aufruf für das Weltwirtschaftsgipfeltreffen in
Salzburg. Da findet man einen Aufruf "Für ein demokratisches und soziales
Europa gegen die Gewalt der Konzerne". Und "Seit Seattle, Prag,
Nizza, Davos und Porto Allegre müssen die selbst ernannten globalen Führer mit
dem Widerstand all jener rechnen, denen soziale Gerechtigkeit, Gesundheit, eine
intakte Umwelt sowie ein friedliches und gleichberechtigtes Zusammenleben
wichtiger ist, als Profitgier und Konzerninteressen." Und so weiter und so
weiter. So geht es weiter. "Anlässlich des Weltwirtschaftsforums in
Salzburg schließen wir uns auch in Österreich den Protesten an, wobei diese
natürlich einen friedlichen und gewaltfreien Charakter haben müssen, um unseren
Anliegen nicht zu schaden. Wir verwahren uns aber ganz entschieden gegen den Versuch
der Kriminalisierung und der medialen Vorverurteilung jener, die diese Form der
Globalisierung ablehnen. Die gegenwärtige Form der Globalisierung ist so
gewalttätig, sie stellt eine Bedrohung für Leben und Gesundheit von Menschen
dar, betreibt Raubbau an der Natur, bedroht die kulturelle Vielfalt, dass es absurd
und zynisch ist, gerade diejenigen als Gewalttäter abzustempeln, die eine
andere Globalisierung wollen." Und dann zum Schluss geht es gegen die Diktatur
der Konzerne: "Arbeit und Bildung, Gesundheit statt Profite, die Hälfte
der Welt und Macht den Frauen und Existenzsicherung für alle" und so
weiter und so weiter.
Jetzt ist es ja so, dass Einzelteile da drinnen - und das ist ja immer das
Bestechende an solchen Texten - ja durchaus Sinn machen und nicht abzulehnen
sind. Aber man muss es natürlich politisch in einer Gesamtschau sehen. Wissen
Sie, ich bin, seit ich 14, 15 Jahre alt bin, ein politischer Mensch und
mir sind viele politische Vorgänge in der Zeitgeschichte - und wenn ich
Zeitgeschichte sage, meine ich durchaus die Geschichte der Jetztzeit - auch
massiv in Erinnerung. Das durchweht - ich sage nicht, dass Sie sich damit
identifizieren - so ein bisschen der Geist von Ebergassing, der weht da so ein
bisschen durch. Da wehen diese krausen ideologischen Ansätze durch, die ich von
einem Bader, von einem Meinhof, von einem Enslin, von einem Raspe kennen lernen
durfte. Wissen Sie, man kann hier politisch durchaus interessant diskutieren,
aber man muss immer nur aufpassen, was man möglicherweise bei dem einen oder
anderen Narren damit auslöst. (GR Martina
Malyar: Ja genau!) Daher ist es auch nicht so, dass Sie sagen können, meine
Damen und Herren von der SPÖ, das geht uns nichts an, denn ich habe hier auf
einer anderen Seite auch etwas gefunden, und nicht nur dass man über die SJ das
alles auch erkennen und lesen kann. Der GR LUDWIG hat gestern die Frage
gestellt: Was hat das mit der SPÖ zu tun? - Es gibt in einer dieser Seiten, die
man hier finden kann, ein Link zum WWF-Forum mit dem Untertitel "Die
offizielle Seite des World oeconomic forum": "Man sollte seine Gegner
kennen, um sie zu bekämpfen." - Also wir haben die regierungsfeindlichen
Demonstrationen, Gegner, die es zu bekämpfen gilt.
Es gibt und es gab hier im Hause eine Stadträtin, mittlerweile ist sie in
der Vorstandsetage von Siemens - ist ja auch so ein bekanntes kleines
Familienunternehmen und alles andere als ein Konzern -, die auf die Frage,
weswegen sie seinerzeit Wirtschaft studiert hat, gesagt hat: "Man muss den
Kapitalismus studieren, um ihn bekämpfen zu können." - Na ja mittlerweile
hat sie sich mit ihm arrangiert und bekämpft ihn nicht mehr. Aber ich muss
gestehen, mir ist es lieber, sie arrangiert sich, als sie bekämpft ihn. Denn
das Bekämpfen, so wie Sie das formulieren, hat eine Fülle von gewalttätigen
geistigen Inhalten und ich habe die Sorge, dass Sie, meine Damen und Herren von
den GRÜNEN, hier herinnen so etwas wie der politische Arm derjenigen sind, die
dann draußen auf der Straße Randale machen. Ich glaube, es stünde Ihnen gut an,
sich hier glaubwürdig zu distanzieren. Bislang haben Sie das jedenfalls
vermissen lassen. (Beifall bei der FPÖ.)
Meine Damen und Herren! Ich lasse jetzt das Sozialkapitel weg, um es nicht
allzu lang zu machen, aber ich möchte noch einen Punkt bringen. (GR Dipl Ing Martin Margulies: Wir sind aber
beim Sozialkapitel!) Ich kann es gerne fortsetzen. Es ist überhaupt kein
Problem für mich. Wir können uns gerne über das
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