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Gemeinderat, 3. Sitzung vom 26.6.2001, Wörtliches Protokoll  -  Seite 38 von 121

 

Regierung geht. Dass so etwas wie die Messe, ein 2,5-Milliarden-Projekt, einfach so vergeben wird, ist indiskutabel. Das zeigt eine grundsätzliche Herangehensweise, die fast noch ärger wird, wenn man nachher sagt: Wir haben eh den Peichl drübergehen lassen! - Da zeigt sich ein vollkommenes Missverständnis darüber, wie man das Bauen in einem relevanten öffentlichen Raum umsetzt.

 

Wir haben einen Antrag eingebracht. Weil es mir damit so ernst ist, weil er mir so wichtig ist, möchte ich - ich werde ihn nicht noch einmal einbringen, sondern er ist, hoffe ich, schon irgendwie in Behandlung - noch einmal im Inhaltlichen darauf eingehen, weil er in einer gewissen Weise auch den Kern unseres Planungsverständnisses darstellt.

 

In manchen - leider zu wenigen - Medien, in manchen Veranstaltungen, speziell solchen der Architektenschaft, wird vehement darauf gedrungen, eine Totalreform der Wettbewerbe vorzusehen. Wenn man davon ausgeht, dass Planen ein öffentlicher Akt ist, Herr Stadtrat, dann ist es auch ein Wettbewerb. Dabei gibt es verschiedene Verfahren für Wettbewerbe, das heißt, nicht immer nur anonyme, sondern es gibt die unterschiedlichsten Möglichkeiten, wie man das machen kann. Der Aufruf, dass sich Alternativen präsentieren müssen, und eine qualifizierte Jury auch öffentlich begründet, warum das Verfahren A und nicht das Verfahren B umgesetzt wird, ist meiner Ansicht nach ein Schlüssel zur Demokratisierung in der Architektur und in der Stadtplanung.

 

Erstens geht es beim Rechnungsabschluss ganz banal darum: Qualitätssichernde Verfahren kosten zwar wenig Geld, aber sie kosten auch Geld. So muss den zuständigen MA 18, 19 und 21 auch das Geld gegeben werden, um derartige Verfahren durchzuführen. Auch ist sicherzustellen, dass es um eine verbindliche Verfahrensordnung geht, wie zum Beispiel diese Bauträgerwettbewerber - ich weiß, dass das auch im Schnittfeld mit StR Faymann liegt - und diese Verfahren umgesetzt werden könnten.

 

Es geht sehr stark um die Öffentlichkeit und die Qualität der Wettbewerber. Ich nenne Ihnen dafür ein schlechtes, ein ganz schlechtes Beispiel, den so genannten Schönbrunn-Wettbewerb, der in ein paar Wochen ein Ergebnis erbringen soll. Wer auch immer von den Damen und Herren Beamten dafür verantwortlich zeichnet - wenn so etwas das nächste Mal daherkommt, werden wir noch lauter aufschreien.

 

Man sagt nicht mutig, was für eine Richtung man in gewissen Bereichen von der Stadt her vorsieht. Zum Beispiel das wäre mutig: Unsere Position, unabhängig vom Ergebnis des Wettbewerbs, ist, dass dort, wo jetzt eine Kaserne steht, historisch ein großer Park war und das soll weitgehend wieder als Park zugänglich gemacht werden. - Wie das dann in der Ausformung genau umgesetzt werden kann, das soll und kann durchaus ein Wettbewerb klären. Aber zu sagen: da haben wir eine Fläche, darauf steht jetzt eine Kaserne, die vielleicht irgendwann einmal wegkommen wird, was könnten wir denn dort machen?, und dazu einen Architektenwettbewerb zu machen, ist absurd.

 

Das riecht nach etwas anderem, vor allem im umstrittenen Bereich der Steyr-Gründe, die jetzt der Bank Austria Immobilien gehören. Man sagt nicht, welche Form von Verdichtung gemeint ist - Klammer auf: das war ja das Umstrittene, Klammer geschlossen -, oder durchaus auch beschreibend wäre, welche Art von Nutzung in diesem sensiblen Gebiet interessant wäre - wie ich zuerst gesagt habe: Trennung von Dichten- und qualitätsmäßigem Entwurf -, sondern man sagt: Hallo, da haben wir eine Fläche, was könnten wir denn dort machen?

 

Das ist kein Wettbewerb, meine Damen und Herren! Das ist kein Wettbewerb und dann läuft das Ganze noch durchaus parallel in der Weise, dass die Schönbrunn-Gesellschaft ihr eigenes Verfahren mit Herrn Prof Rainer macht und dass die Stadt Wien parallel dazu etwas macht. Ich bin gespannt, was herauskommen wird, wenn man das umsetzt.

 

Ein Detail war interessant, ist aber wieder gefallen, und das ist mein Anliegen. Ursprünglich war - da hätte schon, glaube ich, diese Woche die Jury sein sollen - etwas ganz Neues geplant: dass die Jury tagt, aber am Tag vor der Entscheidung AnrainerInnen Zugang zu allen Projekten haben und ihre Meinung sagen können, bevor die Jury entscheidet. Das halte ich für einen ganz interessanten, ganz wichtigen weiteren Schritt, indem wir sagen: Ja, Demokratisierung noch vor dem Verfahren!

 

Wir sind jetzt nicht dafür, dass über Verfahren abgestimmt wird, nämlich abgestimmt im Sinne einer klassischen Abstimmung. Aber dass eine Jury, bevor sie entscheidet, Kenntnisse einholt, die von Anrainern gegeben sind, sie auch bewertet und insofern in die Entscheidung einschließen lässt, finde ich für sehr interessant. Ich weiß ja nicht, wann die Schönbrunn-Jury endgültig tagen soll. Ich würde jedoch sehr darauf dringen, dass diese kleine, aber wichtige Innovation entsprechend beibehalten wird.

 

Ein Nächstes an politischen Grundvoraussetzungen für eine Jury ist, wer dort drinsitzt. Es waren sehr renommierte Architekten, die gesagt haben: Sag mir, wer in der Jury sitzt, und ich sage dir, welcher Entwurf gewinnt. Es geht um dieses Hin- und Herhüpfen: Einmal bin ich prominenter teilnehmender Architekt, einmal sitze ich in der Jury, und - sagen wir es einmal weich, um hier nicht etwas anderes zu sagen - eine Hand kennt die andere. Da liegt es sehr wohl an der öffentlichen Hand, über die Zusammensetzung der Jury Qualität wirklich sicherzustellen und zu sagen, warum ich prinzipiell eine bestimmte Anzahl von internationalen Besetzungen von Menschen befürworte, die in Wien noch nicht gebaut haben, vielleicht auch gar nicht in Wien bauen wollen und insofern auch kein Interesse haben, gewissen Seilschaften, die es auch in der Architektenschaft gibt, die Hand zu reichen.

 

Der nächste Punkt ist, Jurysitzungen transparent und nachvollziehbar zu machen, damit so etwas wie

 

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