Gemeinderat,
4. Sitzung vom 27.6.2001, Wörtliches Protokoll
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mit der Kollegin Laska verlaufen sind, weil du dich ja
darauf stützen kannst. Du musst lernen - und nütze diesen nächsten Monat dazu!
-, den Unterschied zwischen der Bundesverfassung und der Gemeindeverfassung zu
machen. Es kann in unserer Gemeindeverfassung keine einzige Zusage des
Kulturstadtrats geben, auf die man sich dann als nicht eingelöst berufen kann.
- Vielleicht jetzt, bei einer absoluten Mehrheit - das weiß ich nicht -, wenn
man weiß, man hat die ganze Partei im Rücken, da kann man vielleicht Zusagen
geben. - Aber von einem Kulturstadtrat, der als Minderheit mit 15 Mandaten
in diesem Haus seine Arbeit machen muss, kann es keine Zusage geben! Das heißt,
du kannst nicht sagen: "Der Stadtrat hat Zusagen gemacht, die jetzt die
Regierung absolut einlösen muss", weil es das nicht geben kann, und weil
es weder mündlich noch schriftlich noch sonst irgendwie eine Zusage gegeben
hat. - Das zum Ersten.
Zum Zweiten: Das Kindermuseum beziehungsweise das
Kindertheater sowie auch das Tanzhaus ist ja keine Marotte der SPÖ oder des
Herrn Marboe oder der ÖVP gewesen, sondern das war ein Regierungsbeschluss, den
wir nach besten Kräften zu vollziehen hatten und daher auch zu budgetieren
hatten. Da hat nicht der Marboe gesagt: ich will ein Kindertheater, gebt mir
ein Geld!, sondern das war ein Regierungsbeschluss, durch den Frau Laska und
ich beauftragt wurden, das durchzuführen. Und anstatt das jetzt so verfehlt
darzustellen, sollte man einmal allen - Frau Haas und wirklich allen, die im
Kindertheater mitgearbeitet haben: Boris Marte, Barbara Goess, der MA 7 -
dafür danken, dass sie das so vorbereitet haben, dass man in wenigen Tagen eine
Subventionsentscheidung treffen konnte. Das waren monatelange Vorbereitungsarbeiten,
in denen die Wirtschaftlichkeit der Budgets erarbeitet wurde, die Höhe der
Baubudgets, der Betriebsbudgets, bis endlich mit Frau Laska alles außer Streit
gestellt war, was die Höhe ... (Zwischenruf
des amtsf StR Mag Dr Andreas Mailath-Pokorny.) Ich will nur, dass das
klargestellt wird, auch für dich!
Als nächster Schritt war es notwendig und bestand die
Absicht, zum Finanzstadtrat zu gehen, um dort diese Budgetierung zwischen den
Ressorts auszuverhandeln - übrigens über ausdrücklichen Wunsch des Herrn
Bürgermeisters, der dieses Joint Venture wollte. Das hätte auch stattgefunden,
jetzt im April, im Mai, wann immer, und wir hätten es zusammengebracht. Und ich
kann nur hoffen, dass es in einer Alleinregierung noch eher möglich ist, das zusammenzubringen,
als in der Koalition.
Und das ist etwas, was man wissen muss. Du kannst
doch nicht oder sonst irgendjemand kann doch nicht ernsthaft sagen: Ja, die
Koalition hätte es zusammengebracht, aber wir bringen es nicht zusammen. -
Also, diesen Satz wünsche ich mir, ehrlich gesagt, nicht - wenn es jetzt schon
eine absolute Mehrheit in Wien gibt. - Im Bund, da können solche Zusagen ja
durchaus gemacht werden. Da kann einer wirklich eine Zusage für die nächste
Legislaturperiode machen, weil er nicht alle vier Wochen mit einer Mehrheit in
den Gemeinderat muss.
Ich kann dir einmal die ganze Liste von Punkten
aufzählen, wo es Schwierigkeiten gab: Musikverein, Konzerthaus, Filmreform,
Kinoförderung, Tanzhaus, Archiv, Josefstadt, Dreijahresverträge. Die Liste der
anfänglichen Neins ist endlos! Und trotzdem haben wir es zusammengebracht, weil
wir uns zusammengesetzt haben, weil wir das ausdiskutiert haben und weil wir
schließlich auch den Erfolg gehabt haben, der heute außer Streit steht - weil
beide Parteien dankenswerterweise dazu ihren Beitrag geleistet haben. Das ist
ja immer lächerlich, wenn gesagt wird, eine Partei hat alles gemacht. In einer
Koalitionsregierung ist das der Erfolg einer Regierung und auf den sollten wir
auch stolz sein und ihn uns nicht nachträglich durch den SPÖ-Kultursprecher
vermiesen lassen, meine Damen und Herren! (Beifall
bei der ÖVP.)
Was das mit dem Volkstheater in den Außenbezirken, im
Akzent Theater betrifft: Nun, jeder freut sich, wenn ein Theater offen bleibt,
Wurscht, wie es heißt, und jeder freut sich, wenn das Akzent Theater jetzt
weiterspielt, und jeder freut sich, wenn in den Außenbezirken Theater gemacht
wird. Aber bitte, darf denn wirklich die erste Reaktion einer so mächtigen
Organisation, einer auf Bildung und Kultur so stolzen Organisation wie der
Arbeiterkammer bei einer Einsparungsnotwendigkeit von 1,5 Prozent darin
bestehen, ein Theater zu schließen und das Theater in den Außenbezirken zu
bedrohen? Meine Damen und Herren, was ist denn das für ein Kulturverständnis
einer von den Sozialdemokraten dominierten Interessenorganisation? (Zwischenrufe der GRe Christian Oxonitsch
und Kurt Wagner.) Genauso war es!
Daher - lassen Sie mich das so offen sagen - hat das
ja nicht den Charakter einer Theaterrettung, sondern wir, aus unserem kleinen
Kulturbudget - sonderdotiert, okay -, subventionieren die Arbeiterkammer, damit
sie das Akzent Theater nicht schließt (Amtsf
StR Mag Dr Andreas Mailath-Pokorny: Tun wir eh nicht! Tun wir nicht!),
anstatt dass die uns sponsert, damit wir Theater für die Arbeiter in Wien
machen können, meine Damen und Herren! (Beifall
bei der ÖVP. - Amtsf StR Mag Dr Andreas Mailath-Pokorny: Wir zahlen dem Akzent
nichts!)
Es ist aber nichts anderes: eine Sonderdotierung von
9 Millionen S an die Arbeiterkammer! Ich bin ja froh, dass es das
Theater weiterhin gibt, aber ich hätte mit der Arbeiterkammer verhandelt! (GR Ernst Woller: Wie oft haben Sie
verhandelt mit der Arbeiterkammer in den letzten Jahren?) Ich hätte mich
auseinander gesetzt. Ich hätte geschaut, warum die Arbeiterkammer die
9 Millionen S für ein Theater nicht aufbringen kann und warum die AK
die 9 Millionen dem Wiener Steuerzahler zuschanzen muss, damit sie ihre
Drohung nicht wahrmacht, das Theater zu schließen. Das nennt man verhandeln,
das nennt man Kulturpolitik! (GR Johann
Driemer: Sie müssten sich mit dem AK-Budget auseinander setzen, dann würden Sie
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