Gemeinderat,
5. Sitzung vom 21.9.2001, Wörtliches Protokoll
- Seite 24 von 105
intensiv darüber nachdenken, wie es hier zu einer
produktiven Zusammenarbeit mit den Erweiterungsländern kommen kann, und auch
die Chancen nützen, die in den großen Finanzsummen liegen, die jetzt von der
Europäischen Union in Richtung Ungarn, Tschechien oder Rumänien fließen und bei
denen es darauf ankommt, inwieweit wir hier partizipieren oder nicht. Ich habe
schon einmal gesagt, dass ich es für mehr als bedenkens- und kritikwürdig
halte, dass ein kleines Land wie Irland in den Erweiterungsländern mehr EU-Mittel
lukrieren kann als Österreich. Hier haben wir wesentliche Chancen -
wirtschaftliche Chancen, aber auch Chancen in der Wirtschaftsförderung -
verschlafen.
Ein zweiter Bereich: Zu Recht werden hier, wenn es um
Schwerpunkte bei der Innovationsförderung geht, die creative industries
angesprochen. Nur orte ich in diesem Zusammenhang eine - um es zurückhaltend zu
formulieren - nicht sehr optimale Kooperation zwischen den Geschäftsgruppen.
Ich las zum Beispiel gestern in "ORF-Kultur", dass der Kulturstadtrat
neue Formen der Filmförderung anspricht. Vielleicht bin nur ich schlecht
informiert, aber nach Gesprächen, die ich geführt habe, glaube ich nicht, dass
betreffend den österreichischen Film, der kultur-, aber auch wirtschaftspolitisch
eine große Rolle spielen kann, eine enge Kooperation zwischen dem Kulturressort
- dessen Verantwortlicher zum Beispiel jetzt auch nicht hier anwesend ist - und
der Wirtschaftsförderung gegeben ist.
Ich werde in Zukunft eine Reihe von Fragen stellen,
um sicherzugehen, dass das, was hier richtigerweise steht, auch in die Praxis
übergeführt wird. Gerade im Bereich der Kultur und Kunst, der creative
industries, wo Wien ein Potenzial hat, bestand ein Problem der Vergangenheit
darin, dass zwischen dem Kulturressort auf der einen Seite und dem Wirtschafts-
und Technologieressort auf der anderen Seite keine optimale Koordination
stattgefunden hat. Eine solche sehe ich auch jetzt nicht. So verspricht zum Beispiel
der Kulturstadtrat seit Monaten - und ich würde mich freuen, wenn der Kollege
oder die Kollegin von der Sozialdemokratie uns dann hier etwas dazu sagen
könnte - einen Gipfel zum Thema Filmförderung zwischen der Stadt Wien, dem Bund
und dem ORF. Ein solcher Gipfel hat, so denke ich, relevante wirtschaftspolitische
Auswirkungen. - Gibt es den? Wer leitet den? Wer ist im Bereich der
Wirtschaftsförderung dafür zuständig? - Ich habe das Gefühl, da gibt es noch
keine optimalen Koordinationen. Die sind aber notwendig.
Jetzt möchte ich zu jenem Punkt kommen, der den Grund
dafür bildet, warum ich dieses Geschäftsstück ablehne - wobei es nach unserer
Intervention im Ausschuss nicht mehr ganz so schlimm ist, aber noch immer nicht
gut -: Es gibt eine hervorragend funktionierende Förderung, die bisher von
Seiten des Wirtschaftsförderungsfonds 7 bis 10 Millionen S betragen
hat. - Das ist angesichts eines Beschlusses, den wir heute über
135 Millionen S für Volksgaragen fassen werden, ein Witz. - Es ist
die einzige Umweltförderung des Wirtschaftsförderungsfonds und es ist eine
selten unumstrittene, meine Damen und Herren! Wann gibt es eine
Wirtschaftsförderung, über die von den GRÜNEN über die Kammer über den Bund bis
zu Frau Rothauer alle sagen: die funktioniert gut, die entlastet die Umwelt,
die schafft Innovation, und sie ist verhältnismäßig billig? - Ich kenne nicht
viele Fälle. Es ist dies eine Förderung, bei der es über eineinhalb Jahre lang
gedauert hat, sie überhaupt in die Höhe zu bringen, die jetzt unumstritten ist,
die auf ein tolles Echo stößt. Es wäre schön, wenn sich manche daran erinnern
würden, dass, glaube ich, einmal jährlich im Festsaal des Rathauses 500, 600
oder 700 Menschen aus Klein-, Mittel- und Großbetrieben vom Umweltstadtrat
für Innovationen geehrt wurden - Innovationen, bei denen vorweg eine Beratung
stattfindet, die durch das Umweltressort gefördert werden, wo auf Fragen wie CO2-Reduktion
oder Wasseroptimierung technologische Antworten gesucht und umgesetzt werden.
Und dann, bevor irgendetwas mit jenen, die im Bereich
der MA 22 dafür zuständig sind, geredet wurde - und ich sage das hier auch
ganz klar -, bekommen wir und die Kolleginnen und Kollegen der MA 22 eine
Wirtschaftsförderung auf den Tisch, bei der es auf einmal heißt: Die monetäre
Förderung im Rahmen der Aktion Öko-Business-Plan wird mit 30.9.2001 eingestellt.
Punkt. – Also, das ist Politmanagement by Sonder-Chaos!
Dazu muss man Folgendes wissen: Sehr viele, die die
Beratungsleistung durchgemacht haben und heute wissen, wo sie investieren
wollen, und auf eine Förderung im nächsten Jahr warten, wären vor den Kopf
gestoßen! - So, jetzt relativiere ich: Es haben - danke an alle Beteiligten! -
inzwischen Gespräche stattgefunden, damit zumindest einmal jene, die diesen Beratungsprozess
und den Findungsprozess von Investitionen durchlaufen haben, einen Anspruch auf
eine Förderung haben. Das ist gut so - aber es kommt eben gewissermaßen erst
jetzt im Nachhinein, nachdem man das eine Auge blau und das andere Auge blau
und die Nase blutig geschlagen hat, die Entschuldigung: "So haben wir es
nicht gemeint", und es werden die Taschentücher gereicht und man beteuert,
man wolle ohnedies nicht noch einmal hinhauen.
Ich habe das Gefühl, dass jene, die hier mit der
Optimierung der Wirtschaftsförderung betraut waren, keine Ahnung vom
Öko-Business-Plan hatten. Das ist schlimm! Und das sollte auch zu denken geben
über das, was ich eben erst in Bezug auf den Kulturbereich gesagt habe:
Wirtschaftsförderung muss in enger Kooperation mit jenen agieren, die in den
jeweiligen Bereichen - sei es Kultur, sei es Umwelt - etwas umsetzen.
In Richtung StR Rieder sei hier noch einmal zum Ausdruck
gebracht, was ich schon im Ausschuss gesagt habe: Bei uns findet man kein
Verständnis
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular