Gemeinderat,
5. Sitzung vom 21.9.2001, Wörtliches Protokoll
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caux, die Mehrheit
der Gesellschaftsanteile besitzt.
Meine sehr
geehrten Damen und Herren! Immer wieder ist es Pflichtübung hier in diesem
Saal, aus dem einen oder anderen Grund auf die österreichische Bundesregierung
loszugehen. Wenn seitens der Bundesregierung zukünftige mögliche Sanierungen
beziehungsweise Privatisierungen diskutiert werden, wird von vielen Damen und
Herren, die hier sitzen, gleich ein großes Geschrei über den Ausverkauf unserer
österreichischen Firmen erhoben. Wenn man sich aber die Daten ansieht, dann
erkennt man, dass es eigentlich sozialistische Funktionäre sind, die im
sozialistischen Einflussbereich gelegene Firmen an das Ausland verkaufen. Und
das, meine Damen und Herren, möchte ich hier auch einmal klar und deutlich
feststellen. (Beifall bei der ÖVP. - GR
Harry Kopietz: Die ÖVP verkauft das!)
Wenn die ÖVP
verkauft - in diesem Fall war es allerdings nicht die ÖVP; so gut informiert,
Herr Kollege Kopietz, solltest du sein, dass du weißt, dass es nicht die ÖVP
war, sondern andere Teilorganisationen der ÖVP -, dann ist das reine Sache der
ÖVP, aber wenn die Gemeinde Wien ihre Anteile über die Holding, über die Bank
Austria letztendlich an ein französisches Unternehmen verkauft, dann ist das
eine Sache von uns allen. Das ist der Unterschied, das sollten Sie schon
merken. (Ironische Heiterkeit bei der
SPÖ.) Denn es ist nicht die ÖVP, die sagt, wir haben Anteile an einem städtischen
Unternehmen und damit gehört das städtische Unternehmen uns. Es sind immer wieder
die Sozialdemokraten, die glauben, alles, was der Stadt Wien gehört, gehört
gleichzeitig auch ihrer Partei. (Beifall
bei der ÖVP. - GR Harry Kopietz: Es hat nur die ÖVP verkauft, sonst hat niemand
verkauft!)
Wir werden daher heute einen Resolutionsantrag stellen, um
die branchenunüblich langen Verträge, die zur Monopolstellung der Gewista geführt
haben, wieder auf das zurückzuschneiden, was wirtschaftspolitisch - und jetzt
bin ich wieder beim wirtschaftlichen Bereich - notwendig ist, um die Konkurrenz
im Bereich der Werbewirtschaft auch in dieser Stadt wieder einzuführen, denn
das ist erforderlich.
Wir stellen
daher folgenden Beschlussantrag:
"Der
Wiener Gemeinderat spricht sich für eine vollständige Offenlegung der laufenden
Verträge zwischen der Firma Gewista und der Stadt Wien und für eine sofortige
Kündigung aller diesbezüglichen Verträge mit einer Laufzeit über zehn Jahre
aus."
In formeller
Hinsicht darf ich die sofortige Abstimmung dieses Antrags beantragen. (Beifall bei der ÖVP.)
Damit würden
dann endlich branchenübliche Zustände auch in diesem Bereich und im Rahmen der
Monopolwirtschaft herrschen, deren starker Vertreter du ja offensichtlich bist,
sonst würdest du dich nicht so mit Zwischenrufen engagieren. Wir möchten, dass
diese Monopolwirtschaft zumindest dann aufgehoben wird, wenn ein Unternehmen in
private Hände übergeben wird. (Beifall
bei der ÖVP.)
Meine sehr
geehrten Damen und Herren! Es gibt noch den zweiten Bereich, den Sie ja kennen,
das ist der Abbau des Bürokratismus und die Verwaltungsvereinfachung. Es ist
bekanntlich eine schwierige Materie. Viele Regierungen des Landes, viele Regierungen
dieser Stadt haben sich immer wieder darum bemüht. Teilerfolge sind ab und zu
sichtbar. Leicht ist es nicht, das wissen wir, und es wird auch in Zukunft
nicht leicht sein. Es gibt vielfältige Gründe dafür.
Es ist einmal
das grundsätzliche Verlangen nach gesetzlichen Regelungen, das immer dann
auftaucht, wenn irgendwo irgendetwas passiert. Dann schreien die gesamte
Bevölkerung oder Teile davon nach irgendwelchen gesetzlichen Regelungen. Jede
gesetzliche Regelung erfordert wieder einen Haufen von Beamten, die nachher
diese Dinge exekutieren müssen. Es ist aber sehr oft auch der Lobbyismus
einzelner Gruppen und das Verlangen nach Sicherheit innerhalb der Gesellschaft,
das dazu führt, dass sich der Verwaltungs- und Bürokratismusapparat aufblähen.
Und es ist sehr oft auch das Verharren in beamteten hierarchischen Strukturen
in einer Mentalität, die möglicherweise nur dazu dient, die bestehenden Dinge
fix und sicher und für immer festzuschreiben.
Diesbezüglich
habe ich einen Vorschlag, den Sie alle schon kennen, aber ich werde nicht müde
werden, ihn immer wieder vorzubringen, damit wenigstens in einem so kleinen
Bereich, wie ich ihn Ihnen vorschlage, eine Änderung dieses Bürokratismusdenkens
und dieses Verwaltungsdenkens stattfindet, das ist der Bereich der Einführung
der 10-Minuten-Parkscheibe.
Meine sehr
geehrten Damen und Herren! Der Ersatz der Parkscheine ist eine sinnvolle
Maßnahme, denn die Parkscheine sind praktischer, das wissen Sie. (VBgm Dr Sepp Rieder: Parkscheine?) Die
Parkscheine sind unpraktischer, die Parkscheibe ist praktischer. -
Entschuldigen Sie, bei so vielen Zwischenrufen kann schon einmal ein
Versprecher passieren. Die Parkscheibe ist praktischer, ganz einfach deshalb,
weil sie immer zur Hand ist und die Scheine nicht extra geholt werden müssen.
Sie müssen nicht erzeugt, verteilt, ausgeschrieben und dann entsorgt werden.
Das sollte besonders für die GRÜNEN als umweltfreundlicher Aspekt einen kleinen
Impetus bringen, vielleicht auch noch darüber nachzudenken und nicht nur, weil
es eine Parkscheibe ist, sofort dagegen zu sein. Parkscheiben sind vor allem
billiger. Die 12,5 Millionen S, die bisher ausgegeben wurden, wären
zum Beispiel für die Wirtschaftsförderung durchaus besser angebracht, als für
das Erzeugen von Wegwerfparkscheinen. Das wäre doch ein guter Vorschlag.
Viele Städte in
diesem Land kommen sehr gut damit aus, noch dazu bei einem kostenlosen 10-Minuten-Parkverfahren.
Hier geht es ja nicht darum festzustellen, ob einer irgendwo zwei Stunden, vier
Stunden oder sechs Stunden steht, sondern es geht um 10 Minuten. Und Gott
soll abhüten, er steht 12 Minuten dort! Was wird der große Nachteil sein?
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