Gemeinderat,
5. Sitzung vom 21.9.2001, Wörtliches Protokoll
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türlich wird es für
die anhängigen Anträge auch im kommenden Jahr noch Geld geben. Der
Öko-Business-Plan, der bisher mit 7 Millionen S dotiert war, wird
auch im kommenden Jahr mit 3 weiteren Millionen auf
10 Millionen S aufgestockt werden, um die anhängigen Anträge noch
erledigen zu können. Also die Tatsache, dass jetzt eine Bremse eingezogen wird,
um die anhängigen Anträge zu erledigen, bedeutet nicht, dass das ersatzlos
ausläuft, sondern es wird auch im kommenden Jahr natürlich aufgearbeitet, und
bis dahin wird das neue Konzept vorliegen und greifen.
Was ist der
Grund, warum wir meinen, dass wir zu einer Änderung kommen müssen? - Es gibt
eine Bundesförderung, die ungefähr 400 Millionen ausmacht.
0,5 Prozent der Unternehmungen, die sich daran beteiligten, sind Wiener
Unternehmer. Das kann es doch nicht sein, dass sich die Bundeshauptstadt Wien
und die Wiener Wirtschaft nur mit einem Bruchteil - quasi sozusagen, wir haben
ohnehin unsere eigene Wiener Förderung - daran beteiligt. Daher gibt es mit den
Bundesförderungsstellen, insbesondere mit der Kommunalkredit Austria, derzeit
Verhandlungen, die in die Richtung gehen, dass man sich stärker in die Bundesförderung
einbringt, sodass wir ein gemeinsames System zustande bringen.
Zweitens: Es hat sich gezeigt, dass der Öko-Business-Plan
und die ausgeschütteten Geldbeträge zu einem hohen Maß Großunternehmungen
zugute kommen, was ja auch nicht der Sinn ist. Wir wollen ja nicht, dass die
großen Unternehmungen das Geld verwenden, um die ihnen zumutbaren ökologischen
Veränderungen herbeizuführen, sondern wir wollen ja in Wirklichkeit die Klein-
und Mittelunternehmungen ansprechen. Das spricht auch dafür, das zu überdenken,
und gerade in diesem Zusammenhang ist es sinnvoll, sich zu überlegen, ob da
nicht auch eine größere Beratungskomponente dazu gehört. - Das zu diesem Punkt.
Es ist auch,
insbesondere vom Kollegen Schock, ein sehr wichtiges Thema angesprochen worden,
nämlich die Frage: Wie konzipieren wir unsere Zukunft als Wirtschaftsstandort?
- Das kann man nicht mit der Gießkanne machen, das kann man nicht machen, indem
man ziellos dahintaumelt, sondern man muss sich ein konkretes Ziel setzen, und
das ist die geopolitische Lage Wiens im Hinblick auf den neu entstandenen
Wirtschaftsraum in den mittel- und osteuropäischen Ländern. Das ist unsere
Herausforderung und darauf haben wir uns auszurichten.
Drittens: Mit
Recht setzen wir voll und ganz auf das Thema Technologie. Ein Beispiel ist
Grundig. Grundig hat seinen Standort der Fernsehgeräteerzeugung in Nürnberg
geschlossen, hat das herübertransferiert nach Grundig Wien, aber gleichzeitig
natürlich unter Benützung der Kooperation von Grundig Wien mit den ungarischen
Niederlassungen. Ein Teil der Fernseherzeugung findet dort statt, aber die
technologische Komponente und die Schaltstelle ist Grundig Wien.
Das ist ein
Konzept, das sinnvoll ist. Wir verbinden damit nicht automatisch die Erwartungshaltung,
dass wir alles das auffangen können, was hier an Entwicklungen in der Strategie
der großen Konzerne gegeben ist, aber wir wollen die Zentralen zu uns bringen,
weil damit die Forschungsstellen verbunden sind, ebenso die Umwegrentabilität
von Wirtschaftsberatung, von Bankgeschäft und so weiter. Ich kann das jetzt gar
nicht alles im Detail aufzählen. Das ist eine zentrale Herausforderung.
Natürlich geht
es auch in der Frage der Wirtschaftsförderung - nicht nur bei diesen
660 Millionen, sondern ich füge hinzu, mit vielen anderen
100 Millionen, etwa Investitionen, weiterer Ausbau der Bohrgasse in ein
Private Partnership und vieles mehr - darum, eine Entwicklung zu festigen, die
hochwertige Arbeitsplätze, und zwar Spitzenarbeitsplätze, in Wien sichert, aber
nicht nur die, sondern im Gefolge natürlich auch viele andere.
Dieses
Technologienetzwerk ist bisher sehr erfolgreich gewesen. 40 000 der in Österreich
vorhandenen 60 000 Technologiearbeitsplätze befinden sich in Wien. Allein
im Vienna Biocenter arbeiten 700 Wissenschafter aus 40 Ländern der
Welt. Ich kann nur sagen: Jede Politik der Regierung, die den Zugang von
Wissenschaftern gerade aus dem osteuropäischen Raum erschwert oder verhindert,
ist ein Anschlag auf den Wirtschaftsstandort Wien. (Zwischenrufe bei der FPÖ.) Das muss man mit Nachdruck bei jeder
Gelegenheit sagen, insbesondere an die Adresse der Freiheitlichen, Herr Dr
Serles. (Beifall bei der SPÖ.)
Kollege Schock
hat hier die Entwicklung bei der Firma Philips angesprochen. Es war nur die
halbe Wahrheit, die Sie gesagt haben. Möglicherweise kennen Sie die volle
Wahrheit nicht. Ich möchte sie daher auch Ihnen hier zur Kenntnis bringen. Ich
zitiere aus einem Brief, den der Generaldirektor von Philips Austria nach einem
Gespräch mit mir an mich gerichtet hat, in dem er mir mitteilt - ich fasse das
zusammen und nehme den wesentlichen Teil heraus, um hier nicht zu lange zu sein
-: "Entsprechend der weltweiten Strategie von Philips, seine Stärken als
Technologiekonzern mit stärkerem profitablem Wachstum auszubauen, forciert
Philips Austria seine High-Tech-Aktivitäten. Der Schwerpunkt sind dabei neben
den österreichweiten Vertriebsaktivitäten die Erweiterung der bereits sehr
starken Entwicklungskompetenzen und die hochautomatisierte Herstellung von
zukunftsweisenden Produkten."
Dann führt er
weiter fort: "Die bereits bestehenden global bedeutsamen Entwicklungsaktivitäten
werden am Standort Wien um die zukunftsreiche Technologie für digitale
Recorder, kurz DWRAW, erweitert."
Wer in Erinnerung
hat, Herr Kollege Schock, welche Parole auf der internationalen Funkmesse in Berlin,
die vor nicht allzu langer Zeit stattgefunden hat, ausgegeben worden ist - die
digitale Revolution des Wohnzimmers war sozusagen die Parole -, der weiß,
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