Gemeinderat,
5. Sitzung vom 21.9.2001, Wörtliches Protokoll
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zu machen und die
bereits bestehende Institution, nämlich das österreichische Filmarchiv, damit
zu beauftragen, dieses Projekt durchzuführen.
Es wäre
steuerschonend für den Steuerzahler gewesen, aber darum ist es Ihnen nicht
gegangen. Und ich sage Ihnen hier auch gleich meine Sorge und hier bin ich ein
bisschen, sage ich einmal, besorgter als es vielleicht meine Vorrednerin war,
wenn Sie dieses Modell auch bei anderen Institutionen fortsetzen. Ich sage jetzt
nur einmal, man könnte auf die Idee kommen, es gibt die Internationalen
Tanzwochen, dass man auch Tanzwochen machen könnte, die sich besonders mit dem
Arbeitertanz auseinander setzen. Sie könnten Arbeiter-Filmfestspiele machen im
Gegensatz zur Viennale, oder Sie könnten ein Arbeiter-Jazzfest machen im
Gegensatz zum Jazzfest.
Wenn Sie immer
eine Parallelinstitution zu den bereits bestehenden Institutionen gründen - das
heißt meiner Meinung nach, und bei dem Verein ist es ja sehr eindeutig -, dann
geht es Ihnen überhaupt nicht darum, etwas zur Archivierung des Arbeiterfilms
zu machen, sondern es geht Ihnen darum, eine Renaissance der guten alten, ich
sage besser gesagt, der schlechten alten SPÖ-Kulturparteipolitik durchzuführen,
und da spielen wir nicht mit. (Beifall
bei der ÖVP.)
Ich komme zum
personellen Aspekt, und das hat meine Vorrednerin ohnehin schon sowohl im Ausschuss
als auch hier gesagt. Das war also meiner Meinung nach ein bissel der
Intelligenztest für die Oppositionsparteien: Wer ist der Dr Zahnt? - Ich muss
dazusagen, alle drei Oppositionsparteien haben das geschafft. Das war
allerdings eher die Einstiegsfrage für die Millionenshow, würde ich sagen, der
Herr Dr Zahnt. Ich zitiere hier aus der "Presse" vom
14. November 1995: "Der, wie in seiner Verurteilung von einem
Drei-Richter-Senat drinnen steht, von überdurchschnittlich krimineller Energie
geprägt wurde. Es handelt sich um einen Fall von persönlichen Verflechtungen
und Verfilzungen mit gegenseitigen Vorurteilen." - Nach dem Motto
"Eine Hand wäscht die andere" wurde hier vorgeschlagen für welche
Position, für die des Finanzreferenten.
Jetzt habe ich
dem "Kurier" entnommen, dass der Herr Kulturstadtrat Woller, Entschuldigung,
dass der Herr Kulturstadtrat ...
(Heiterkeit bei der SPÖ und bei der ÖVP.), dass der GR Woller die Notbremse
gezogen ... (GR Harry Kopietz: Das war
früher vielleicht einmal, jetzt nicht!) Dass der GR Woller den Dr Zahnt
zurückgezogen hat. Der Verein hat mir das auch am nächsten Tag öffentlich mit
einem Fax mitgeteilt.
Ich habe aber
jetzt folgende Frage an den Sprecher der Sozialdemokraten: Ein Verein ist nach
dem Vereinsgesetz nur handlungsfähig, wenn er über einen Präsidenten, einen
Stellvertreter, einen Kassier und einen Schriftführer verfügt. Wer ist jetzt
der Finanzreferent des Vereins "Filmarchiv der Arbeiterbewegung"?
Wann hat die Generalversammlung stattgefunden, bei der dieser neue
Finanzreferent ordnungsgemäß gewählt wurde, und wann wurde der Vereinspolizei
Mitteilung darüber gemacht, dass es jetzt dort einen neuen Finanzreferenten
gibt?
Ich habe bei
der Vereinsbehörde nachgefragt. Bis dato ist der Vereinsbehörde weder vom
Rücktritt des Dr Zahnt etwas bekannt, noch dass es dort einen neuen
Finanzreferenten gibt. Unter der Voraussetzung, dass diese Fragen nicht ordnungsgemäß
beantwortet werden können, bin ich der Meinung, dass hier auch kein ordnungsgemäßer
Akt vorliegt, weil wir nicht einem Verein 1 Million S überweisen können,
über dessen Vorstand wir nicht genau Bescheid wissen.
Ich stelle
daher den Antrag, diesen Akt abzusetzen. Sollte - ich nehme an, der Dr LUDWIG
wird das machen - hier beantwortet werden können, wer der neue Finanzreferent
ist, wann der ordnungsgemäß gewählt wurde und wann das der Vereinsbehörde
bekannt gegeben wurde, dann werde ich nachher wieder herauskommen und werde
diesen Antrag zurückziehen. Wir werden aber in jedem Fall aus den bekannten
Gründen dagegen stimmen.
Die dritte
Frage ist die Frage der politischen Verantwortung. Ich habe am Beginn dieser
Periode gesagt, dass es ja an sich nicht sehr leicht ist, eine intelligente
Oppositionspolitik im Kulturbereich zu machen, weil Kulturpolitik etwas
Positives ist, weil es darum geht, etwas zu ermöglichen und noch dazu es uns
die SPÖ besonders schwierig gemacht hat, und jetzt zitiere ich, denn der
Begriff ist ja aus der SPÖ gekommen, dass man uns einen "roten
Marboe" vorgesetzt hat. Ich muss noch dazusagen, was mir bisher
aufgefallen ist: Die Gemeinsamkeiten des Dr Marboe und des Dr Mailath-Pokorny
beschränken sich vor allem auf die ersten beiden Anfangsbuchstaben des
Familiennamens. Und das erscheint mir doch etwas wenig zu sein, denn Sie sind
gleich Ihrer ersten wichtigsten Ankündigung - wir haben das heute ja schon in
der Fragestunde diskutiert, und da können Sie sich auch nicht herausreden -, nämlich
dass Sie alle Positionen, auf die Sie wesentlichen Einfluss haben, ausschreiben
werden, im Fall der Vereinigten Bühnen nicht nachgekommen. Das haben Sie dann
bei der Josefstadt getan, wo Sie dann die ehemalige Theaterleitung mit Klage
bedroht haben. Aber viel größer ist diese Blamage, die im letzten
Kulturausschuss passiert ist.
Jetzt möchte
ich vom letzten Kulturausschuss nicht wiedergeben, was dort gesprochen wurde,
weil ich mich hier an die Kultur des Kulturausschusses halte, die ich selbst versucht
habe mitzuprägen. Ich glaube, so viel kann man sagen, körpersprachlich habe ich
den Eindruck gehabt, ohne Sie oder was dort gesprochen wurde irgendwie zu zitieren,
dass Sie keine Ahnung hatten, wer der Dr Zahnt ist und worum es bei dem Dr
Zahnt geht.
Jetzt sage ich Ihnen,
und da bin ich sehr fair: Ich gestehe Ihnen das zu. Niemand und kein
politischer Profi erwartet von einem Kulturstadtrat, dass er sich in jedem Akt
bis ins kleinste Detail jeden Vorschlag anschaut. Was ich aber glaube, und ein
bisschen Mit
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