Gemeinderat,
6. Sitzung vom 25.10.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 12 von 100
Rückstau auf der Spittelauer
Lände in den Spitzenzeiten kommen werde und es heißt dann darin so schön,
"auftragsgemäß wird mitgeteilt, dass die Verkehrsmaßnahme auf Probe mit
einer begleitenden Vorher-/Nachheruntersuchung mittels Videoaufzeichnung festgehalten
wird." - Also, da ich ja vor Ort tätig war, konnte ich von dieser
Videoaufzeichnung nichts feststellen.
Aber eines ist
für mich ganz klar: Auftragsgemäß heißt, es bestand hier ein politischer Wille,
das durchzuführen, auch gegen die Meinung der Experten und diese Experten haben
ja auch festgehalten, dass drei Fahrspuren vor der Friedensbrücke unbedingt
erhalten bleiben müssen, um diesen Verkehrsfluss in Spitzenzeiten zu
gewährleisten.
Meine Frage
daher: Wenn die Verkehrsexperten so unterschiedliche, oder so klare Meinungen
haben, die unterschiedlich zu dem konkreten politischen Willen stehen, wann
sind dann Sie, Herr Bürgermeister, ganz konkret von diesen Bedenken und von den
Absichten des Herrn StR Schicker informiert worden?
Vorsitzender
GR Rudolf Hundstorfer: Bitte,
Herr Bürgermeister.
Bgm Dr Michael
Häupl: Nun ja, Herr
Landesparteisekretär, ich kann mir schon vorstellen, dass Sie die Beobachtungen
dort unter eingeschränkten Möglichkeiten gemacht haben. Sie waren wahrscheinlich
mit dem Flugzettel verteilen so beschäftigt, dass Sie die Verkehrssituation
selbst nicht beobachten und beurteilen konnten, wofür Sie letztendlich ja
zumindest zum Teil auch bezahlt werden, also ich nehme Ihnen das in keiner
Weise übel, das ist schon richtig. Sie sind ja nicht zur Verkehrsbeobachtung
bezahlt worden, sondern fürs Flugzettel verteilen der ÖVP. Das ist schon in
Ordnung und durchaus auch entsprechend zu akzeptieren.
Nur, die
begleitende Kontrolle, wenn man so will, und das ist ja auch ein Wesenselement
eines Projekts, sagt eben anderes. Sie besagt, dass in der Tat das, was man
beabsichtigt hat oder was als Idee dahinter war und was sich hier auch im Beschluss
der Bezirksvertretung des 9. Bezirks niederschlägt, nämlich hier Parkraum
zu schaffen für die Anrainer, misslungen ist. Und dies war der Grund, warum man
das abgebrochen hat.
Sie dürfen mir
auf der anderen Seite glauben, dass ich mich um die Fragen von
Verkehrsorganisationen im Detail angesichts der Größe dieser Stadt, der Straßenkilometer
dieser Stadt, der Unzahl von Verkehrsschildern in dieser Stadt und angesichts
vieler anderer Dinge erst dann kümmere, wenn es zu besonderen Situationen
kommt.
Denn es gibt
viele andere, die sich mit diesen Detailfragen auch zu beschäftigen haben. Es
haben daher nach Beginn dieses Experiments und nach den ersten Beobachtungen,
die es dazu gegeben hat, selbstverständlich der Herr Verkehrsstadtrat und ich
ein Gespräch geführt, auch über die Vor- und Nachteile, denn ich weiß nicht, ob
es in diesem Protokoll drinnen steht, aber in der Stellungnahme und in der
Meinung der MA 46 gibt es ja nicht nur die Bedenken, die Sie geäußert
haben, sondern auch die Pro-Argumente, was ja nur darauf hinweist und was Sie
jetzt verschweigen, was ich auch verstehe, dass natürlich diese geteilte
Meinung vorhanden war. Und das war ja mit ein Grund, warum der Herr
Verkehrsstadtrat einem Probebetrieb, einem Experiment zugestimmt hat, nicht
aber bereits einer Dauerlösung.
Vorsitzender
GR Rudolf Hundstorfer: Danke.
- Die vierte Zusatzfrage stellt Herr GR Mag Kabas.
GR Mag Hilmar Kabas (Klub der Wiener Freiheitlichen): Herr Bürgermeister!
Sie haben aber jetzt heute festgestellt, es werde dieses Experiment
nicht weitergeführt und ich glaube, das sollten wir jetzt einmal als eine positive
Antwort nehmen und Sie machen das ja jetzt auch und natürlich auf Grund der
Entwicklung, die während dieser Phase des Experiments stattgefunden hat. Die
Wahrnehmungen, auch von Fachleuten, haben überhaupt keinen Zweifel gelassen,
dass es hier natürlich zu einem größeren Stau, als es vorher der Fall war, gekommen
ist.
Daher ist das, was ich als selektive Wahrnehmung der GRÜNEN
bezeichnen würde, von niemandem
anderen sonst beobachtet worden, auch
nicht von denen, die die Erfinder waren oder die den Auftrag gegeben haben,
denn sonst würde das ja jetzt nicht abgebrochen werden.
Ich glaube nur trotzdem, dass man, wenn man vorher wirklich
alle Faktoren und auch Meinungen der Fachleute abgewogen hätte, hätte
draufkommen können, dass es so ausgeht, wie es ausgegangen ist, auch wenn Sie
sagen - natürlich, nachher ist man dann immer gescheiter, es waren aber schon
vorher welche gescheiter -, jetzt ist dieses Experiment beendet. Ich möchte
jetzt vielleicht doch zum Grundsätzlichen zurückkommen, weil man ja nicht
ausschließen kann, denn der Bezirksvorsteher
des 9. Bezirks hat ja das nicht zum
ersten Mal getan, und es gibt ja in diesem Bezirk noch sonstige, sehr
umstrittene verkehrstechnische Maßnahmen ...
Vorsitzender
GR Rudolf Hundstorfer (unterbrechend): Darf ich Sie bitten,
zur Frage zu kommen!
GR Mag Hilmar Kabas (fortsetzend): Ich komme
schon zur Frage.
Werden Sie Maßnahmen und welche Maßnahmen werden Sie
treffen, dass man sich in Zukunft nicht auf solche Abenteuer einlässt, die ja
letztlich zu Lasten der Bürger gehen, oder zumindest in dieser Phase zu Lasten
der Bürger gegangen sind, weil sie noch mehr im Stau gesteckt sind als sonst?
Vorsitzender
GR Rudolf Hundstorfer: Bitte.
Bgm Dr Michael Häupl: Also, Herr Klubobmann,
ich will jetzt nicht weiter philosophieren über das Wissen vorher und nachher.
Ich wiederhole es nur mit einem Satz: Es hat sich vorher unbestreitbar so dargestellt,
dass es hier höchst unterschiedliche Meinungen dazu gegeben hat, dass im
Verlauf des Experiments und
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