Gemeinderat,
6. Sitzung vom 25.10.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 11 von 100
bieren, weil die
Meinung war viel geteilter vor diesem Experiment als bei Ablauf des Experiments
und nachher - das ist die Weisheit des Rückblicks, das ist gar keine Frage -
und viele von denen, die ja Recht behalten haben in der vorherigen Diskussion,
können jetzt natürlich auch sagen, also, wir haben ja Recht gehabt. Gut, das
liegt in der Natur von Dingen, die man ausprobiert, dass es dann Leute gibt,
die dabei falsifiziert werden und Leute, die verifiziert werden.
Aber
es ist nichts Rechtswidriges daran zu erkennen und ich kann daher natürlich
nicht ausschließen, dass dieses Experiment aus Steuergeldern bezahlt wird.
Vorsitzender
GR Rudolf Hundstorfer: Danke.
- Die zweite Zusatzfrage stellt Herr GR Mag Chorherr. - Bitte.
GR Mag
Christoph Chorherr (Grüner Klub im Rathaus): Herr Bürgermeister!
Angesichts der Berichterstattung - und ich möchte jetzt
bewusst sagen, auch in der Erregung um die Frage eine Parkspur, zwei
Linksabbiege-Spuren - fragt man sich ja, was diejenigen, die sich ohnedies
schon unendlich echauffieren, da irgendwie treibt.
Ich habe das Gefühl, wenn Herr Kabas meint, die halbe Stadt
sei ins Verkehrschaos gestürzt, dass jedes Maß für eine zu diskutierende
Maßnahme verloren wurde und habe weiters das Gefühl, da wird irgendwie an
speziellen männlichen Dingen herumgefuhrwerkt, denn sonst kann man ja diese
Form des Echauffierens nicht verstehen.
Was ich aber überhaupt nicht verstehe, ist - und das ist
meine Frage an Sie -, nach welchen exakten Analysen jetzt dieser Versuch
abgebrochen wird? - Bis heute haben wir auf der einen Seite die Kritiker, wie
Kabas, ÖAMTC und ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien und Co, die vom täglichen
Wahnsinnsstau sprechen. Dann schicken wir Leute hin, die finden dort alles, nur
keinen Stau. Jetzt gebe ich schon zu, dass so ein GRÜNER Lokalaugenschein auch
nicht unbedingt ein objektiver ist,
aber welche objektiven Zahlen liegen
Ihnen vor, die Sie dazu bringen, jetzt vorzeitig diesen Versuch abbrechen zu
lassen?
Vorsitzender
GR Rudolf Hundstorfer: Bitte,
Herr Bürgermeister.
Bgm Dr Michael
Häupl: Sehr geehrter Herr Klubobmann!
Ich bin da
wahrscheinlich gegenüber diesen Beurteilungen ein bisschen gelassener. Denn
selbstverständlich erinnere ich mich auch daran, wie es darum gegangen ist, die
so genannte Platte vor dem UNO-Zentrum zu errichten, und dort eine lange
zurückliegende, aufgelassene Deponie beseitigt werden musste, dass Peter Pilz
auf einem Baumstumpf stehend verkündet hat, dass ich den ganzen Bezirk der Donaustadt
und Floridsdorf vergifte.
Also, es liegt
offensichtlich in der Natur der Sache, wenn es solche Diskussionen gibt, dass
dann vielleicht der eine oder andere überzogene Vergleich gebracht wird und von
uns ist wahrscheinlich niemand, und auch ich selbst nicht, frei davon, dass in
der Hitze der Diskussion auch solche Argumente verwendet werden, daher sehe ich
das auch etwas gelassener.
Was die Zahlen
betrifft, so waren sie ja sehr einfach verifizierbar. Es haben die Leute, die
dieses Experiment begleitet haben, die Mitarbeiter der MA 46 - wobei ich
nicht verhehle, dass man durchaus darüber hätte reden können, dass man hier
externe Verkehrsexperten mit einer Begleitung dieses Experiments beauftragt -,
dann durchaus auch nachgewiesen, dass diese Parkspur mehr oder weniger in
Anspruch genommen wurde, aber jedenfalls das völlig falsche verkehrspolitische
Signal gesetzt hat, indem sie als zusätzlicher Park-and-ride-Platz für Pendler
angenommen wurde und dies hat von der Sache her gesehen auch den Herrn
Verkehrsstadtrat veranlasst, dieses Experiment abzubrechen.
Aber ich
verhehle auch auf der anderen Seite in keiner Weise, ja in keiner Weise, dass
man zur Kenntnis nehmen muss, dass sich hier zu einer bestimmten Maßnahme in so
massiver Art und Weise - und da geht es ja nicht um die Frage von Parteien, die
sich hier dagegen ausgesprochen haben - die Bevölkerung dagegen ausgesprochen
hat.
Das muss man
dann auch zur Kenntnis nehmen, denn schließlich und endlich geht es ja darum,
dass man zwar im Sinne von "Politik ist das Bohren von harten
Brettern" durchaus meinungsbildend wirkt, aber man auf der anderen Seite
Stimmungsbilder und Meinungsbilder der Bevölkerung als gewählter Mandatar
ebenso zur Kenntnis zu nehmen hat und das scheint mir auch ein ebenso wichtiger
Aspekt zu sein, wie der rein sachliche, in welchem gezählt wurde und wo die
entsprechenden Feststellungen getroffen wurden.
Also, ich denke,
es war gut, dass man so etwas ausprobiert, aber es war auch gut, dass man in
der Erkenntnis dessen, das funktioniert nicht, es auch wieder abbricht. Dass
man dazwischen eine Phase der Erregung und der Befindlichkeitsdiskussionen hat,
das muss man in Kauf nehmen.
Vorsitzender
GR Rudolf Hundstorfer: Die
dritte Zusatzfrage stellt Herr GR Mag Gerstl.
GR Mag
Wolfgang Gerstl (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Herr Bürgermeister!
Ich bin froh,
dass Sie in Ihrer Erklärung nunmehr klar und deutlich gesagt haben, dass Herr
StR Schicker seine Zustimmung zu diesem Projekt gegeben hat, damit man mit
dieser Mär aufhören kann, es sei eine alleinige Angelegenheit des Bezirksvorstehers
und eine Sache der Dezentralisierung und der Herr Stadtrat habe damit überhaupt
nichts zu tun.
Denn Sie werden ja wahrscheinlich auch wissen, oder vom
Herrn Stadtrat informiert worden sein, dass sich auch die zuständige MA 46
sehr kritisch gegenüber diesem Projekt geäußert hat. Sie hat in der
Verhandlung am 24. Juli klar die Nachteile aufgezeigt. Das steht auch im
Verhandlungsprotokoll, wo sie konkret darauf hinweist, dass es zu einem
verstärkten
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