Gemeinderat,
6. Sitzung vom 25.10.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 32 von 100
getroffen, der eine
andere Meinung vorgebracht hätte. Es hat nicht einmal einen gegeben, der gesagt
hätte - und ich nehme an, es werden auch einige SPÖ-Wähler und Grün-Wähler
dabei gewesen sein -: Na ja, wisst ihr von der ÖVP, so arg ist es ja gar nicht!
Ihr tut euch was an, es sind ja nur ein paar Minuten länger!
Keine einzige
dieser Meldungen hat es gegeben, und letztendlich gibt es ja auch spät, aber
doch irgendeine Form der Reaktion jetzt durch Sie, Herr Stadtrat. Was die
Autofahrer unisono gesagt haben, das ist, dass sie im Schnitt 10 bis
30 Minuten länger im Stau stehen. Und wofür sie überhaupt kein Verständnis
haben, das ist, dass es Ihnen gelungen ist - aber Sie haben auch noch zwei
Helfer -, hier mutwillig ein Verkehrschaos anzurichten, wofür die Wiener sehr
wenig Verständnis haben.
Wie wenig
Verständnis, können Sie unter anderem auch diesen e-Mails entnehmen. Die Junge
ÖVP hat dankenswerterweise ein Ventil für den Unmut der Bürger eingerichtet und
auf ihrer Homepage die Möglichkeit geschaffen, Protest-e-Mails an SPÖ-Politiker
zu senden. (GR Godwin Schuster: Des ÖVP-Klubs! Für die Mitarbeiter des
ÖVP-Klubs!) So groß waren die Beschwerden und so groß war die Aufregung (GR
Christian Oxonitsch: Das war einfach ungesetzlich!), dass so viele e-Mails
an zuständige Rathauspolitiker gegangen sind, dass dem Rathaus nichts anderes
mehr übrig geblieben ist, als den JVP-Server abzuschalten. (GR Godwin Schuster:
Die haben den Server abgeschaltet!) Nichtsdestoweniger haben wir die
e-Mails hier mit und ich darf Ihnen diese Protest-e-Mails symbolisch übergeben.
In keiner wie immer rationalen Art und Weise haben Sie sich
mit dem Problem auf der Roßauer Lände auseinander gesetzt. Sie hätten dabei
nicht nur erkennen müssen, dass es sich, wenn der Durchlass bei einer Grünphase
der Ampel um ein Drittel reduziert wird, selbstverständlich wahnsinnig auf der
Roßauer und Spittelauer Lände stauen muss.
Sie haben auch
auf nahe liegendste Dinge nicht geachtet, wie auf die Verkehrssicherheit im
Zusammenhang mit dem eingeführten Parkstreifen. Anrainer haben mir gesagt, sie
denken überhaupt nicht daran, diesen Parkstreifen zu benutzen. Und tatsächlich
war es dann auch so, dass er nur ganz schwach benutzt wurde, weil es einfach
viel zu gefährlich ist. Es ist viel zu gefährlich, einzuparken auf dieser stark
frequentierten Durchzugsstraße, nach links einzuparken. Es ist viel zu gefährlich
für den Beifahrer, auf der rechten Seite die Türe zu öffnen. Die Wahrscheinlichkeit,
dass ihm die abgerissen wird, wie weiland in Kottans Filmen, ist einigermaßen
groß.
Und auf der
linken Seite besteht zwar nicht die Gefahr, dass dem Autofahrer die Türe abgerissen
wird, aber die Gefahr, dass er sich seine Türe zusammenhaut am Randstein, die
ist sehr groß. Ich habe das selbst dort einmal ausprobiert. Der Gehsteig hat
dort nicht einmal 50 cm. Ich rede gar nicht davon, dass man
selbstverständlich mit einem Kinderwagen diesen Gehsteig nicht passieren kann.
Es ist schon ein Problem, wenn einem ein anderer Fußgänger begegnet.
All diese
Dinge, selbstverständlich auch die Kosten, die durch so einen Stau entstehen -
der ÖAMTC hat einen Schaden von 1,5 Millionen S am Tag errechnet, das
ergibt bei 10 Tagen immerhin schon die erkleckliche Summe von
15 Millionen S -, all diese Dinge waren Ihnen bekannt, als die Entscheidung
für dieses, selbst vom Bürgermeister letztendlich als missglücktes Experiment
bezeichnetes Experiment getroffen worden ist.
Ich habe bei
der Rechnungsabschlussdebatte gewarnt vor der absoluten Macht, die nun die SPÖ
hat. Ich habe gesagt, absolute Mehrheit bedeutet absolute Macht und bedeutet
verkürzt Machtmissbrauch, weil absolute Macht den Machtmissbrauch schon in sich
trägt, den Keim dafür jedenfalls in sich trägt. Und dass dieser Keim zum
Austreiben kommt, das hat sich an der Roßauer Lände erwiesen.
Es gibt drei
verantwortliche handelnde Personen für dieses Stauchaos auf der Roßauer Lände:
den Bezirksvorsteher, den Stadtrat und den Bürgermeister.
Ich darf mit
dem Bezirksvorsteher beginnen und eine Organisation zitieren, die der SPÖ nicht
gerade ferne steht, nämlich den ARBÖ, der behauptet hat, dass der
Bezirksvorsteher ganz Wien in Geiselhaft genommen hat, nur weil er den
durchzugsfreien Alsergrund will. Und der Herr Bezirksvorsteher hat von sich
selbst in der "Presse" behauptet, gar kein so großes Sendungsbewusstsein
zu haben.
Herr
Bezirksvorsteher, mir genügt Ihr kleines Sendungsbewusstsein. Schlimmer wäre
es, wenn Sie tatsächlich ein großes Sendungsbewusstsein hätten, aber das ist
gar nicht der Punkt. Der Punkt ist: Sie haben kein Unrechtsbewusstsein. (Beifall
bei der ÖVP.)
Jedenfalls haben Sie der Dezentralisierung und allen Ihren
22 Bezirksvorsteherkollegen einen Bärendienst erwiesen.
Und dass die Autofahrer und die Anrainer auf der Roßauer Lände
mir natürlich gesagt haben, die 100 000 S oder 200 000 S,
die sollen Sie selbstverständlich aus Ihrem persönlichen Säckel leisten, das
ist nicht verwunderlich. Aber geradezu skurril ist, wenn Sie jetzt, wo Sie
diese Angelegenheit so verbockt haben, vom Bund verlangen, dass er die Kosten
für die Beseitigung dieser Maßnahmen tragen soll. Es handelt sich doch bei der
Stadt Wien um den Straßenerhalter und um den Straßenverwalter, und es kann
daher nur hoffentlich einer Ihrer letzten Ausrutscher gewesen sein, diese
skurrile Forderung zu erheben.
Aber nun komme ich
zum politisch Hauptverantwortlichen. Herr StR Schicker, Sie sind politisch verantwortlich
für diese Schikane. Tun Sie nicht so, als wäre das die Entscheidung eines, na
ja, sagen wir, etwas außer Tritt geratenen Bezirksvorstehers, für dessen
Entscheidung Sie überhaupt nichts können. Es hat ein Behördenverfahren gegeben,
es hat Einsprüche
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