Gemeinderat,
6. Sitzung vom 25.10.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 33 von 100
gegeben, es hat
Einsprüche von der Polizei gegeben, es hat Einsprüche gegeben von der Handelskammer,
und sogar die MA 46 hat davor gewarnt, dass es zu einem enormen Rückstau
auf der Roßauer Lände kommen wird. Sie haben sich, aus welchen Gründen immer,
darüber hinweggesetzt. Sie haben fahrlässig gehandelt, Sie haben die politische
Verantwortung zu tragen! (Beifall bei der ÖVP.)
Und nun komme
ich zur dritten Person, die Verantwortung trägt und auf Grund ihrer Funktion in
dieser Stadt eigentlich die Hauptverantwortung, die politische Hauptverantwortung
trägt.
Sehr geehrter
Herr Bürgermeister! An anderer Stelle berühmen Sie sich oft der Wiener
Stadtverfassung, welche Rechte sie Ihnen nicht einräumt und wie stark der
Bürgermeister nicht ist und was er nicht alles machen kann. Sehr richtig. Nur,
Sie haben sich schuldig gemacht durch Unterlassen. Sie haben nicht eingegriffen,
obwohl wir eine Bürgermeisterverfassung haben, die Ihnen alle Möglichkeiten
gegeben hätte, dieses Stauchaos und diese Millionenverschwendung zu verhindern.
Und ich darf
auf § 91 der Wiener Stadtverfassung verweisen, wo es in zwei Sätzen heißt:
"Der
Bürgermeister ist Vorstand des Magistrats, für dessen Geschäftsführung er
verantwortlich ist.
Ihm sind die
amtsführenden Stadträte, die Bezirksvorsteher, die sämtlichen Beamten und sonstigen
Angestellten untergeordnet."
Sehr geehrter
Herr Bürgermeister! Wenn Sie so eine Verfassung haben, dann erwarte ich mir von
Ihnen nicht nur das, was Sie in der Fragestunde gesagt haben, nämlich dass
jeder die Weisheit des Rückblicks hat, sondern von einem solchen Bürgermeister
erwarte ich mir auch ein Mindestmaß an Weisheit der Vorausschau. (Beifall
bei der ÖVP.)
Letztendlich
ist es aber ein unglaublich erfreulicher Tag heute, und es ist tatsächlich ein
guter Tag für die Verkehrspolitik, es ist aber vor allem ein guter Tag für die
Wienerinnen und Wiener, denn heute feiern wir einen unglaublichen Sieg der
Bürgergesellschaft. Wir brauchen uns gar nicht zu streiten, so wie es in den
Medien steht, wer mehr Anteil hat an diesem Erfolg, die FPÖ oder die ÖVP, weil
beide Fraktionen dort gestanden sind. Die Wienerinnen und Wiener haben
gewonnen. Die Bürgergesellschaft hat sich durchgesetzt gegen Bürokratie, gegen
Selbstherrlichkeit und gegen Arroganz der Macht. (Beifall bei der ÖVP und
bei Gemeinderäten der FPÖ.)
Sehr geehrte
Damen und Herren! Heute haben sich die Bürgerinteressen durchgesetzt. Dass sich
die Bürgerinteressen auch weiterhin durchsetzen, dafür werden wir als ÖVP alles
machen.
Wenn unser
dringlicher Antrag heute zum Erfolg geführt hat, ohne dass wir den noch
debattieren müssen, dann freut es uns immer mehr. Nicht immer ist einem Antrag
so ein Erfolg beschieden. Wir können daher mit Freude diesen dringlichen
Antrag, weil er voll zum Erfolg und zum Ziel geführt hat, zurückziehen. (Beifall
bei der ÖVP.)
Vorsitzende GR
Mag Heidemarie Unterreiner: Als nächster Redner ist Herr GR Mag
Hilmar Kabas gemeldet. Ich erteile ihm das Wort.
GR Mag Hilmar Kabas
(Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Herr
Stadtrat! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Wir können den
Wunsch des Herrn Stadtrats nicht erfüllen, der in seiner Mitteilung gemeint
hat, man soll doch nicht über die Roßauer Lände diskutieren. Ich verstehe
schon, dass Sie diesen Wunsch äußern, Herr Stadtrat. Aber genau das werden wir
nicht tun, nämlich zur Tagesordnung übergehen und sagen, es war nichts, denn es
war sehr wohl was, auch wenn in der kommenden Nacht diese Maßnahmen wieder
zurückgenommen werden. Denn das, was sich hier abgespielt hat und was der
Bezirksvorsteher und der Verkehrsstadtrat auf der Roßauer Lände getan haben,
ist exemplarisch für die sozialistische Verkehrspolitik, nämlich - ich
bezeichne das als Steinzeitsozialismus; dabei war eigentlich schon der Glaube
vorhanden, dass das überwunden wäre - der Grundsatz, der Individualverkehr soll
an sich selber ersticken. Das ist genau die Vorgangsweise, die Sie dort gewählt
haben, und daher muss man diskutieren. Wir nehmen gerne zur Kenntnis, dass Sie
es jetzt, wo hier wirklich ein Volksaufwand stattgefunden hat, wieder zurücknehmen,
aber es muss dieses Thema abgehandelt werden. Und wenn Sie nicht wollen, dass
solche Themen in Zukunft diskutiert werden, dann machen Sie bitte nicht mehr
solche Mutwillensaktionen zum Schaden der Bürger. (Beifall bei der FPÖ.)
Es war kein
Meisterstück - Sie haben zwar heute den Masterplan vorgelegt -, sondern es war
eben eine Mutwillensaktion aus verschiedenen ideologischen Erwägungen heraus.
Das ist schief gegangen, und es ist gut so, dass es schief gegangen ist, denn
es war letztlich zum Nachteil der Bürgerinnen und Bürger, der Menschen in
unserer Stadt. Und es ist keine Kleinigkeit, wenn man in der Rushhour zusätzlich,
obwohl es nicht notwendig wäre, noch einmal 10 Minuten, 15 Minuten,
20 Minuten Zeit verliert. Und da entsteht auch ein großer volkswirtschaftlicher
Schaden. Und die einfache Anwendung der Grundrechnungsarten hätte einen
eigentlich von vornherein daran hindern müssen, geradezu diese Verengung
herbeizuführen.
Und es wurde schon
von meinem Vorredner gesagt: Der, der das vorgeschlagen hat, war der dortige
Bezirksvorsteher. Und der ist genau auf dieser ideologischen Schiene, die wir
heute auch schon von grüner Seite gehört haben. Das ist eine Autofeindlichkeit,
ist also sozusagen der Standpunkt: Eigentlich wollen wir die Autos nicht. Nur,
selbst wenn Sie sie nicht wollen, müssen Sie zur Kenntnis nehmen, dass das Auto
ein Zweckgegenstand ist, der gesellschaftliche Realität hat und ohne den wir
auch nicht mehr auskommen können. Da können Sie sich auf den Kopf stellen, da
können Sie noch so versuchen, solche Aktionen zu machen, oder noch so viel
reden: Es ist Realität. Und
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