Gemeinderat,
6. Sitzung vom 25.10.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 56 von 100
wendig gewesen wäre und rechtlich hätte eingefordert werden
können, stattfindet.
Wenn Sie mir das nicht glauben, dann zitiere ich
Ihnen ein Schreiben der EU-Kommission "Binnenmarkt". Ich habe das
nämlich in Brüssel angezeigt, dass die Stadt Wien das nicht ausgeschrieben hat
und habe einen Brief zurückbekommen, allerdings schon voriges Jahr, wie das
aktuell war. Darin wird eindeutig festgehalten ... (GR Dr Kurt Stürzenbecher: Das ist ja lachhaft!)
Eigentlich sollte Ihnen das Lachen vergehen, weil Sie
wirklich derartig ungeniert bei den Gemeindebaumietern 50 Jahre lang
überdimensioniert abkassiert haben, weil die Wiener Städtische jetzt um
18 Prozent hinuntergeht. Wo ist denn Ihre moralische Verpflichtung, diese
18 Prozent der letzten zehn Jahre zurückzufordern? - Jetzt treten Sie mit
15 Millionen S groß auf! Das ist ja lächerlich! (Beifall bei der
FPÖ.)
Die EU-Kommission schreibt - ich werde es Ihnen vorlesen,
was die Stadt Wien falsch gemacht hat -: "Die Wahl der Berechnungsmethode
hat nicht die Absicht zu verfolgen, Anwendungen dieser Richtlinie zu
umgehen.", und stellt eindeutig fest, dass die Stadt Wien EU-Recht
gebrochen hat. Wissen Sie, warum die EU die Stadt Wien nicht mehr angezeigt und
das Verfahren eingestellt hat? - Weil die Stadt Wien in ihrer Antwort an die
EU-Kommission versprochen hat, im Jahr 2001 sowieso alles neu auszuschreiben
und die sechs Monate sich überhaupt nicht mehr ausgezahlt hätten, die Stadt
Wien hier zu belangen. In Wirklichkeit haben Sie seit dem EU-Beitritt, dort, wo
Sie die Chance gehabt haben, die EU-Gesetze gebrochen, zu Ihrem Vorteil oder
Ihrer Klientel, wie der Wiener Städtischen. Das nur am Rande.
Aber, meine Damen und Herren, schon 1994 haben wir
alle - Sie genauso wie wir - gewusst, dass sich die EU-Kommission seit vielen
Jahren als oberste Arbeitsmaxime Privatisierung, Liberalisierung und
Marktkonformität zum Ziel gesetzt hat und in all ihren Gesetzen und all ihren
Verordnungen versucht, das in den Mitgliedsländern durchzusetzen. Meine Damen
und Herren, wir haben das gewusst und jetzt ist das große Erstaunen da, auch
bei den Wiener Verkehrsbetrieben, die aber als Unternehmen wesentlich weniger
dafür können, als die verantwortlichen Politiker. Nun macht man einen Schnellschuss
nach dem anderen, um das eine oder andere noch zu flicken.
Wir haben an sich ein Glück, dass der Rat in der EU
jetzt selbstverständlich umzudenken beginnt, weil darin sitzen schließlich die
Verkehrsminister, die Bürgermeister und so weiter in eigenen Gremien, die
natürlich sehen, dass es nicht immer sinnvoll ist, alles zu liberalisieren und
alles zu privatisieren, vor allem im Bereich des Verkehrs. Das heißt, der
EU-Rat nähert sich ungefähr der Position Wiens, wenn man das so ins Unreine
sagen kann, trotzdem wird es noch einige Zeit dauern, wahrscheinlich ein drei
viertel bis ein Jahr, bis das EU-Parlament die erste Lesung für den
Richtlinienentwurf abgesegnet hat.
Wir wissen heute noch nicht, Herr Stadtrat, was darin
stehen wird, aber wahrscheinlich wird es Übergangsfristen von zwei bis vier
Jahren geben. Daher ist die Eile, mit der wir diesen Vertrag hier durchnehmen,
eigentlich nicht ganz verständlich.
Nicht ganz verständlich ist mir auch die Aussage des
sozialistischen Gewerkschafters der Straßenbahner, des Herrn Simanov, der unter
anderem im "Kurier", in
anderen Tageszeitungen und Medien als Oberster immer wieder seine
Stellungnahmen abgibt, dass wir diesen Vertrag ganz dringend brauchen, weil wir
sonst kein Budget für die WIENER LINIEN zusammenbekommen oder andere Sachen
betreffend Sicherheit. Dafür habe ich kein Verständnis, weil es einfach nicht
stimmt. Dies trägt nur zur Verunsicherung der Mitarbeiter bei, die auf Grund
der Diskussion, die wir hier führen, sowieso schon genug verunsichert sind.
Meine Damen und Herren, wenn wir jetzt kurz zurückgehen
und Sie sich an die dringliche Anfrage betreffend die Unfälle oder Defekte vor
allem in den U-Bahnen erinnern, so hat auch damals der Kollege von der
Gewerkschaft, Herr Franz Simanov, im "Kurier"
auf die Frage, ob denn der Sparstift an diesen vermehrten Pannen schuld ist,
ganz diplomatisch gemeint: "Ich kann es nicht bestätigen. Ich kann es aber
auch nicht ausschließen." Das ist an sich eine sehr diplomatische Aussage.
Er ist dann aber wesentlich zielgerichteter in seiner
Aussage gewesen, wo es darum gegangen ist, Kampfmaßnahmen zu setzen, wenn zum
Beispiel im Werkstattbereich und Materialbeschaffungsbereich Änderungen nicht
herbeigeführt werden. Es ist schon sehr interessant, wenn der oberste
Gewerkschafter der Wiener Straßenbahner sagt, es wird am falschen Fleck
gespart. Er hat gesagt: "Wenn das so weitergeht" - nämlich mit den
Pannen -, "dann werden wir hier gewerkschaftliche Kampfmaßnahmen ergreifen,
weil vor allem die Werkstättenbetriebe der WIENER LINIEN den Sparstift negativ
merken." - Das ist ganz richtig, was er gesagt hat. Daher ist es in
Zukunft ein wichtiger Punkt, dass man bei den WIENER LINIEN darauf schaut, dass
vor allem im Werkstättenbereich Maßnahmen gesetzt werden, um den Betrieb und
vor allem das Service wieder so durchführen zu können, wie in den Jahren davor.
Aber mir ist der Aufschrei der Gewerkschaft abgegangen,
als Frau Ederer im Jahr 1999 - das war nämlich sie, das sollten Sie sich auch
merken - eine Schweizer Unternehmensberatungsfirma herangezogen hat, um die
Werkstätten zu überprüfen und eine Lagerkontrolle zu machen, um zu schauen, wo
man einsparen kann. Das ging von Ihrer eigenen damaligen Stadträtin aus.
Diese Schweizer Firma hat festgestellt, es gibt
Doppelbestellungen und was auch immer. Ob es stimmt oder nicht, kann ich nicht
beurteilen, auf jeden Fall ist es seit diesem Zeitpunkt, seit diesem Gutachten
des Schweizer Unternehmens, mit der Sicherheit
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