Gemeinderat,
6. Sitzung vom 25.10.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 81 von 100
in einer APA-Aussendung gesagt hat. Denn wenn er es jetzt
wird, heißt es - so wie Sie es ja richtig angedeutet haben -, er wird es, weil
er einen Freund an bestimmten Stellen in der Sozialdemokratischen Partei hat,
wenn er es nicht wird, ist er beleidigt, weil er ein Jahr lang sozusagen im
Auftrag dieser Partei versucht hat, dieses Theater zu führen. Das heißt, er ist
genauso beschädigt wie viele andere.
Es ist der Kulturstadtrat beschädigt, weil er sichtlich
gezwungen ist, parteipolitische Zusagen einzuhalten, ohne sich wehren zu
können.
Und es ist meiner Ansicht nach auch der
SPÖ-Kultursprecher beschädigt, der ja, wie allgemein bekannt ist, im
Mittelpunkt dieser ganzen Abwicklung und dieser Zusagen, wie sie kolportiert wurden,
steht.
Ich möchte Ihnen ein Zitat aus dem "profil"
vorlesen, in dem es heißt: "Gegenüber 'profil' lässt Mailath-Pokorny nun
eine kulturpolitische Bombe platzen. Im Unterschied zu seinem Vorgänger Peter
Marboe will er die Schuldigen zur Verantwortung ziehen. Zitat: 'Ich habe mir
vorgenommen, die möglichen zivilrechtlichen Regressansprüche prüfen zu lassen',
erklärt Mailath-Pokorny. 'Es ist nicht selbstverständlich, dass ein
Privatunternehmen von der öffentlichen Hand aufgefangen wird, wenn auf Grund
offensichtlicher Unzulänglichkeiten ein zusätzlicher Bedarf notwendig ist. Man
kann in diesem Fall nicht einfach sagen, man gibt öffentliches Geld - und
Schwamm drüber!'"
Meine Damen und Herren! Es geht nicht um den Rabenhof,
wie man auf Grund dieses Zitats glauben könnte, sondern um die Josefstadt. Ja,
warum denn nicht Regressansprüche im Fall Rabenhof, Herr Kollege, wenn du es in
der Josefstadt androhst? Warum nicht einfach sagen, die SPÖ soll zahlen, die
uns nachweislich dieses Schlamassel eingebrockt hat? Warum nicht so wie hier
dem Lohner, dem Muliar, dem Jungbluth und all den anderen auch denen drohen,
deretwegen wir jetzt 9 Millionen S weniger Budget für die Freien
Gruppen beschließen müssen? - Ich bitte dich, diese Frage zu beantworten.
Es ist schon einmal vorgekommen. Es gab einmal einen
Verein, der sollte aus öffentlichen Geldern subventioniert werden. Uns war das
ein bisserl suspekt, wir haben uns das näher angeschaut, haben mit den Leuten
gesprochen, hin und her, und sind draufgekommen, dass es sich um einen Verein
gehandelt hat, der eine Publikation herausgeben sollte. Das war der ganze
Vereinszweck. Wir haben uns zu dem Entschluss durchgerungen, dass das ziemlich
parteipolitisch gefärbt ist, haben das dem Koalitionspartner gesagt, und -
siehe da! - der hat das eingesehen. Heute erscheint "Am Puls" nicht,
so wie schriftlich beantragt, subventioniert aus öffentlichen Geldern, sondern
die SPÖ zahlt das, weil es ein SPÖ-Kulturpublikationsorgan ist. Ja, warum nicht
auch beim Rabenhof, bei dem eine vollkommen vergleichbare Situation gegeben
ist, meine Damen und Herren?
Warum - das muss man den Kollegen Woller schon fragen
- um Gottes willen, hetzt ein SP-Kultursprecher einen Künstler in ein
Abenteuer, obwohl er doch wissen muss, dass es vorher schon schief gegangen
ist? - Das ist ja nicht die erste Entschuldung des Herrn Welunschek und der
Herr Woller weiß das genau. Das ist ja ein politischer Wiederholungstäter, der
das noch einmal macht und noch einmal. Warum macht man das, obwohl man schon
weiß, dass der entschuldet werden musste, und zwar um Millionenbeträge? - Dann
gehe ich doch nicht noch einmal her und hetze ihn noch einmal in ein solches
Abenteuer und sage - wenn man den Zeitungen glauben darf - gleichzeitig zu: Irgendwie
werden wir das nach der Wahl schon richten.
Wenn er schon als Welunschek-Protektor angesprochen
wird in den Aussendungen und auch in der APA, dann, glaube ich, dass er
aufpassen müsste mit der Angabe von unrichtigen Zahlen. Er schreibt hier in einer
APA-Aussendung - Zitat -: "Die Wiener Mittelbühnen, die Gruppe 80
oder Ensemble Theater, haben je 13 Millionen S. Das Schauspielhaus
bekommt viel mehr. Eine ordentliche Saison kostet mindestens
12 Millionen S."
Herr SPÖ-Kultursprecher, Sie müssen doch wissen, dass
die Gruppe 80 nur 8,4 Millionen S bekommt und nicht
13 Millionen S, Sie müssen doch wissen, dass das Ensemble Theater
8 Millionen S bekommt und nicht 13 Millionen S. Warum wird
hier mit so unrichtigen Budgetzahlen, die im Kulturbericht stehen, die jeder
nachlesen kann, operiert? Um für seinen Freund ein möglichst großes und
überdurchschnittliches Budget herauszuverhandeln? - Ich hoffe, dass diese Zahlen
dem Kulturstadtrat bekannt waren, wie er sich zu dieser Entscheidung durchgerungen
hat.
Dann sagt er etwas, wovon er glaubt, dass es kritisch
verstanden werden würde, was ich aber natürlich nur als großes Kompliment
empfinden kann. "Die Situation", so wird er in der APA zitiert,
"dass man nun Geld beschließen müsse, sei unter anderem auch deshalb entstanden,
weil sich Peter Marboe als Kulturstadtrat nicht zu einer politischen
Entscheidung durchringen konnte."
Jawohl! Ich habe diese Entscheidung nicht getroffen,
weil sie fahrlässig ist und falsch, weil es fahrlässig und falsch ist, aus dem
Kulturbudget gerade den Schwächsten 9 Millionen S wegzunehmen. Wir haben
sie auch gar nicht gehabt. Ich hätte eine solche Entscheidung, aus dem
Kulturbudget etwas zu nehmen, gar nicht treffen können. Daher bin ich froh,
dass Sie das selbst eingestehen, dass ich diese politische Entscheidung, diese
falsche politische Entscheidung nicht getroffen habe. (Beifall bei der ÖVP.)
Dazu kommt, meine Damen und Herren, dass es ein bisserl
wenig selbstbewusst wirkt, wenn man nach de facto neun oder zehn Monaten
politischer Verantwortung - denn seit Jänner trägt die Sozialdemokratie
Verantwortung; zuerst für die vorverlegten Wahlen und seit 27. April als
Alleinregierung ... (Zwischenrufe bei der
SPÖ.) Seit Jänner ist nichts mehr gegangen. Machen wir uns nichts vor! Da
kannst du
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