Gemeinderat,
7. Sitzung vom 19.11.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 12 von 138
ternehmen der Stadt. WIENGAS hat in den letzten fünf Jahren
mit 930 Millionen S die Modernisierung und die Sicherung des Gaswerks
bewerkstelligt. Im September ist diese Erdgassteuerungszentrale in Betrieb
genommen worden, was auch beachtliche Kostenvorteile bringt. Vor wenigen Tagen
ist im Kraftwerk Donaustadt der Block 3 in Betrieb gegangen. Dieser
Kraftwerksblock ist mit 153 Millionen EUR errichtet worden - also
eine gigantische Investition - und er ist mit der weltweit modernsten
Gasturbinenanlage ausgestattet.
Damit hat das Unternehmen WIENGAS einen wichtigen
Beitrag zur Versorgungssicherheit geleistet, und ich denke, dass die
österreichische Energiepolitik gut beraten wäre, gelegentlich der Frage der
Sicherheit der Versorgung mehr Aufmerksamkeit zuzuwenden, statt immer nur vom
Billigstpreis zu reden, denn so absoluten Schutz gegen kalifornische
Verhältnisse gibt es in dieser Frage auch bei uns in Mitteleuropa und im
Besonderen in Österreich nicht.
Der zweite Teil, der aber genauso wichtig ist, ist,
dass mit dieser Inbetriebnahme der Anlage durch Stilllegung anderer Anlagen ein
beachtlicher Beitrag zur Erreichung des Kyoto-Zieles geleistet worden ist.
330 000 Tonnen CO2-Emission werden auf diesem Weg erspart,
und ich denke, dass mit dieser Kombination - Versorgung von
800 000 Haushalten mit Strom und 180 000 Haushalten mit
Fernwärme - eine enorme Leistung erbracht worden ist. Es ist ein technischer
Sprung nach vorne, aber auch ein ökologisch wichtiger Sprung.
Ich glaube, meine sehr geehrten Damen und Herren,
dass das Unternehmen damit die richtige Antwort auf die in den letzten Wochen
und auch in den letzten Tagen wieder hochgezogene Kritik an der Höhe des
KWK-Zuschlags gegeben hat. Es ist in den letzten Wochen von verschiedener Seite
sowohl an der Strompreisgestaltung durch das Unternehmen WIENSTROM als auch an
der Höhe des KWK-Zuschlags, die durch Verordnung des Landeshauptmanns
festgesetzt worden ist, Kritik geübt worden, zum Teil mit einer Ferndiagnose,
die mich merkwürdig anmutet. Wie jemand ohne Kenntnis der Gutachten - es sind
ja auch Zusatzgutachten, externe Gutachten eingeholt worden - wissen kann, was
der KWK-Zuschlag bedeutet, ist mir ein Rätsel. Aber es liegt auf der Hand, meine
sehr geehrten Damen und Herren, dass dieser Zuschlag umso höher ausfallen muss,
je kleiner der Kreis der Abnehmer bestimmt wird, auf den die Mehrkosten
überwälzt werden dürfen. - Das an die Adresse der Bundespolitiker, die Kritik
geübt haben.
Denn während nämlich die Mehrkosten für die Sicherung
ökologisch wichtiger Kleinwasserkraftwerke auf alle Stromabnehmer in Österreich
überwälzt werden und während beispielsweise die stranded costs für ein
Kohlenkraftwerk weitgehend überwälzt werden, sind die im Osten konzentrierten
KWK-Kraftwerke, die einen wesentlichen
Beitrag zur Erfüllung des Kyoto-Zieles leisten, in ihrer Überwälzung begrenzt
auf den unmittelbaren Kreis der eigenen Abnehmer. Das bedeutet im Klartext,
dass der Osten Österreichs zwar mitzahlt für die im Westen befindlichen
Kleinwasserkraftwerke, aber ausschließlich zahlen muss - und das ist die
wirkliche Wettbewerbsverzerrung, die hier passiert -, was im eigenen Bereich
aus ökologischen Gründen zur Unterstützung für die Umwelt geschieht.
Das kann so nicht sein! In
Wirklichkeit muss die Forderung dahin gehen, sämtliche Zusatzleistungen zur
Sicherung und Entwicklung ökologischer Alternativen zur herkömmlichen
Stromentwicklung generell für ganz Österreich zu regeln.
Zweitens - dies sei bei
dieser Gelegenheit noch einmal erwähnt -: Wenn wir uns nicht absolut der
Versorgung und dem damit verbundenen Risiko der Versorgung mit Atomstrom durch
internationale Konzerne ausliefern wollen, dann müssen wir alles unternehmen,
um neben dem einen Standbein Wasserkraft, das jetzt merkwürdigerweise zum Teil
ans Ausland abgegeben wird, uns unsere kalorischen Kraftwerke, die ökologisch
in hohem Maße hervorragend ausgerüstet sind, zu erhalten. Das ist nicht nur
eine Frage der Ökologie, das ist auch eine Frage der Versorgungssicherheit.
Gäbe es die kalorischen Kraftwerke in Wien nicht, dann wäre die
Versorgungssicherheit allein von der Durchleitungskapazität im Osten
Österreichs und in Wien im Besonderen nicht gewährleistet.
Das muss man dazusagen, um
einmal klarzustellen, worum es bei diesem KWK-Zuschlag geht.
In dieser Situation haben
natürlich die Wiener Oppositionspolitiker - einzelne aus der ÖVP, einzelne aus
der Freiheitlichen Partei - nicht schweigen können. Wie könnten sie?! Kabas hat
zum Beispiel von einer völlig überzogenen Stromsteuer gesprochen und hat sich
bemüßigt gesehen, zu erklären, er werde in dieser Frage den
EU-Wettbewerbskommissar Mario Monti anrufen. Ich kann es ihm nicht ersparen,
aber der Obmann einer Partei, die im Zusammenhang mit der internationalen
Kritik an der Regierungsbildung der Freiheitlichen und der ÖVP dem
Bundespräsidenten vorgeworfen hat, er sei ein Nestbeschmutzer (GR Kurth-Bodo
Blind: Das ist er ja!) Das ist er ja? (GR Kurth-Bodo Blind: Das ist er
ja!), der findet im selben Atemzug nichts dabei, in einer Frage,
die man auch innerstaatlich überprüfen kann, sofort nach dem EU-Kommissar zu
schreien. Da sieht man, wie Ihre Mentalität wirklich ist, meine sehr geehrten
Damen und Herren. (GR Mag Hilmar Kabas: Entweder wir sind in der EU oder wir
sind nicht in der EU! Weitere lebhafte Zwischenrufe bei der FPÖ. - Amtsf StRin
Mag Renate Brauner: Das ist ja ungeheuerlich!)
Das Zweite ist: Ich möchte die Damen und Herren der
Freiheitlichen Partei und ein bisschen auch die ÖVP doch daran erinnern, dass
entgegen der Aufregung jetzt um dem KWK-Zuschlag in der Höhe von
10 Groschen die schwarz-blaue Bundesregierung und die Abgeordneten dieser
beiden Parteien nichts daran gefunden haben, als am 1. Juni 2000 die
Stromabga-
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