Gemeinderat,
7. Sitzung vom 19.11.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 11 von 138
Struktur des
Magistrats führen wird.
Achtzehntens -
ich möchte das auch erwähnen -. Stabile Personalpolitik. Wir werden - das sage
ich jetzt auch mit allem Nachdruck - nicht dem Beispiel des Bundes folgen, sich
durch eine Frühpensionierungswelle Strukturreformen zu erkaufen, sondern ich
glaube, dass die Strukturreformen auch bei einer stabilen Personalpolitik
durchführbar sind. (GR Michael Kreißl:
Das macht ja die Gemeinde Wien schon seit Jahrzehnten!) Es geht auch in
Wirklichkeit eigentlich nicht, wenn wir alle diese Aufgaben, die wir in der
Verwaltungsreform vom Bund übernehmen, auch tatsächlich umsetzen sollen. Wir
haben bisher die zusätzlich benötigten Dienstposten für das Meldewesen, im Bereich
der Kindertagesheime und in den Geriatriezentren durch Reduktionen in anderen
Bereichen ausgleichen können. Dem Voranschlag 2002 liegen 59 329 volle
Bezüge, wie das heißt, zugrunde, gegenüber 59 455 im heurigen Jahr. Der
Personalmehrbedarf, der sich aus der Aufstockung des Unabhängigen
Verwaltungssenats ebenso wie aus der Übernahme des Passwesens und des
Fundwesens ergibt, ist dabei nicht berücksichtigt. Also gleichzeitig, wie das
auch von Seiten einzelner Oppositionsabgeordneter geschehen ist, einerseits
eine Personalreduktion einzufordern und andererseits den Katalog der Aufgaben
der Stadt zu erweitern, das wird sicherlich nicht auf einen Nenner zu bringen
sein.
Neunzehntens.
Im Voranschlag 2002 weisen wir einen höheren Investitionsbetrag aus als heuer.
Er macht 1 Milliarde 225 Millionen EUR aus. Damit steigt auch die
Investitionsquote von 12,2 auf 13,2 Prozent. Dazu kommen aus dem
Zusatzrahmen, der 80 Millionen EUR ausmacht, der mit einer Sperre
versehen ist, noch ungefähr 29, 30 Millionen, die investitionsorientiert
sind, sodass quasi in dem Bereich eine deutliche Erhöhung der Investition nicht
nur quotenmäßig, nicht nur im Prozentsatz, sondern auch tatsächlich von den
eingesetzten Mitteln her gegeben ist. Das ist - ich unterstreiche es einmal mehr
- gerade auch für das Bau- und Baunebengewerbe wichtig. Hier geht es vor allem
um die Investitionen für Hochbau und Haustechnik, die mit
1,34 Milliarden EUR ausgewiesen sind. Das bedeutet gegenüber dem
heurigen Jahr eine Steigerung von 4,7 Prozent plus 38 Millionen EUR
aus dem erwähnten Zusatzrahmen. Sie sehen, es wird ein deutlicher Akzent in
diesem Bereich gesetzt, um der Konjunktursituation zu entsprechen.
Zwanzigstens.
Zu den im Voranschlag 2002 ausgewiesenen Investitionen kommen - das wird
gelegentlich vergessen - die großen Investitionen des U-Bahn-Baus, die vom Bund
und der Stadt Wien gemeinsam finanziert werden. Für die dritte Ausbaustufe sind
für die nächsten Jahre 1,7 Milliarden EUR vorgesehen. Dazu kommen auf
Grund des Personennahverkehrs- und -finanzierungsvertrags, den wir jüngst
abgeschlossen haben, fast 4 Milliarden EUR für Investitionen laufend.
Ich möchte bei dieser Gelegenheit nur am Rande vermerken, dass das Europäische
Parlament vor wenigen Tagen durch den von ihm gefassten Beschluss zum
Verordnungsentwurf der Kommission zum Personennahverkehr der von Wien
ausgegangenen Initiative - und ich möchte das auch personifizieren: der von Bgm
Dr Michael Häupl ausgegangenen Initiative - voll und ganz Rechnung getragen
hat.
Es haben sich dieser Initiative im Laufe der letzten
Monate praktisch fast alle großen Städte angeschlossen. Sie haben einen
derartigen Umdenkprozess erzeugt, der dazu geführt hat, dass in dieser
Stellungnahme des Europäischen Parlaments all diesen Liberalisierungseuphorien
und diesen Trends, sozusagen alles über den Wettbewerb regeln zu wollen, eine
deutliche Absage erteilt wurde.
Das war für den Finanzstadtrat und für den für die
Stadtwerke zuständigen Stadtrat eine wichtige Unterstützung, und ich möchte
mich bei dieser Gelegenheit auch persönlich bei dir für deine Initiative, die
überhaupt nicht selbstverständlich war und die lange Zeit auch von der
Opposition belächelt worden ist, herzlichst bedanken. (Beifall bei der SPÖ.)
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich möchte das
- nicht, um noch einmal nachzulegen - als ein gutes Beispiel hinstellen, wie es
gelingen kann, in der Europäischen Union Freunde zu gewinnen, und wie es
möglich ist, aus einem Einzelinteresse, wie es zunächst erschienen ist, eine
gemeinsame Sache zu machen. Das ist ein deutlicher Unterschied zum Agieren der
Bundesregierung, deren manche Mitglieder den sattsam bekannten Elefanten im
Porzellanladen wie einen talentierten Balletttänzer erscheinen lassen. Das muss
man schon sagen.
Es ist hier eine grundsätzlich andere Politik gemacht
worden, und ich denke, dass das eine wichtige Entscheidung des Europäischen
Parlaments war, weil es ja auch eine Reihe anderer Trends gibt, die in die
Richtung gehen, alles über den Wettbewerb regeln zu wollen, doch wir wissen
mittlerweile, dass das in vielen Bereichen der Daseinsvorsorge einfach nicht
funktioniert.
Es ist aber auch noch etwas Zweites festzustellen:
Diese Entscheidung des Europäischen Parlaments gibt uns auch Recht im Abschluss
unseres Finanzierungs- und Personennahverkehrsvertrags. Wir haben diesen
Vertrag mit dem richtigen Inhalt und zur richtigen Zeit abgeschlossen. Das sei
ins Stammbuch mancher Kassandrarufer und Privatisierungsfans geschrieben, die
sich auch in den Oppositionsbänken des Wiener Gemeinderats finden.
Noch eine Feststellung an die Adresse der ÖVP -
übrigens hat dies auch Herrn Dr Franz Endler bewegt, wie ich am Sonntag einem
Radiobeitrag entnehmen konnte -: Die Politkämpfer um die Linie 5 können
sich beruhigt entspannen. Die WIENER LINIEN haben nicht die geringste Absicht,
die Linie 5 einzustellen. Das nur sozusagen am Rande.
Schließlich kommen zu diesen Investitionen im
Verkehrsbereich noch die Investitionen der Energieun-
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