Gemeinderat,
7. Sitzung vom 19.11.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 15 von 138
ben ist.
Nächster Bereich: die Haltung, die politische Haltung,
die die Wiener SPÖ hat, seitdem sie die absolute Mehrheit hat. Jetzt bringe ich
etwas - ich bin froh, dass StR Schicker da ist, weil ich mich wirklich maßlos
darüber geärgert habe -: Sie erinnern sich - Herr Planungsstadtrat Schicker
wird dann gleich den "Standard" weglegen, wenn ich ihn hier anspreche
(Amtsf StR Dipl Ing Rudolf Schicker: Ich
höre schon!) -, vor einigen Wochen wurde hier ein Masterplan Verkehr
vorgelegt, ein wichtiger, diskussionswürdiger, relevanter Vorschlag, wie sich
die Stadt in Zukunft weiterentwickeln wird. Wir werden im Verkehrsbereich noch
im Detail darauf eingehen, jetzt geht es mir um die Haltung, wie die SPÖ vorgeht.
Letzte Woche wurde der Arbeitsausschuss Stadtentwicklungskommission
einberufen. Der Arbeitsausschuss! Da denkt sich ein prinzipiell positiv
denkender Mensch wie ich: Aha, jetzt werden wir das Punkt für Punkt durchgehen,
Vorschläge erarbeiten, dann wird eine weitere Vorgangsweise festgelegt und dann
wird ein Konsens gefunden oder nicht. Was wird als erster Zettel ausgeteilt? -
Eine Beschlussempfehlung, die besagt: Die Stadtentwicklungskommission nimmt die
beiliegenden Positionen zustimmend zur Kenntnis und ihre Mitglieder erklären
sich bereit, die darin enthaltenen Forderungen der Stadt Wien gegenüber Dritten
nach besten Kräften zu unterstützen.
Ich habe geglaubt, ich lese nicht recht. Das war ein
Arbeitsausschuss zur Stadtentwicklungskommission! Neben mir ist ein
SPÖ-Bezirksvorsteher gesessen, der noch nicht einmal die Langfassung gehabt
hat, aber er darf schon abstimmen. Es ist eh Wurscht, was drinnen steht,
Hauptsache wir nehmen es zustimmend zur Kenntnis. Unglaublich! Dann wurde noch
gesagt, bis zum nächsten Mal, bis zum 21. November, also in wenigen Tagen,
dürfen wir noch ein paar Änderungsvorschläge machen und dann muss das
zustimmend zur Kenntnis genommen werden.
Hallo, wo sind wir eigentlich? Heißt das neue Demut
der SPÖ, heißt das ... (Amtsf StR Dipl
Ing Rudolf Schicker: Christoph, wann hast du das bekommen?) Ja, ich habe es
an dem und dem Tag bekommen. (Amtsf StR
Dipl Ing Rudolf Schicker: Du hast Zeit gehabt, es zu lesen und Stellung zu nehmen!)
Okay, ich habe Zeit gehabt, es zu lesen. (Amtsf
StR Dipl Ing Rudolf Schicker: Das muss man halt lesen!) Jawohl, ich bin des
Lesens kundig, wie Herr Rieder so richtig gesagt hat. Es sei auch genehm, es
sei auch erlaubt, das Budget zu kritisieren und nicht nur Huldigungen hier
auszusprechen in der demütigen SPÖ. Ich erlaube mir, demütigst keine Huldigung
auszusprechen, ich erlaube mir - Entschuldigung! -, das zu kritisieren. Das
darf man schon noch in Wien, auch wenn es eine absolute SPÖ-Mehrheit gibt.
Ja, ich erzähle diese Geschichte jetzt im Detail. Es
wurde bei der Debatte - die Journalistinnen und Journalisten können sich
erinnern - als Lang- und Kurzfassung ausgeteilt. Ja, da hatte ich Zeit, es zu
lesen. Ich erlaube mir aber, die Frage zu stellen, ob es nur ums Lesen geht.
Ja, ich habe es gelesen (Amtsf StR Dipl
Ing Rudolf Schicker: Aber was hast du im Arbeitsausschuss eingebracht?) -
ich könnte auch ein paar Sachen erzählen - und dann habe ich eine Reihe von
Sachen eingebracht. (Amtsf StR Dipl Ing
Rudolf Schicker: Hast du was eingebracht?) Ja, ich habe etliche Vorschläge
eingebracht (Amtsf StR Dipl Ing Rudolf
Schicker: Keinen einzigen Vorschlag hast du eingebracht!), aber als ersten
Punkt auszuteilen und das dann nach einer Stunde zu beschließen, das ist jenseits
aller demokratischen Gepflogenheiten, die bisher hier genehm waren. (Amtsf StR Dipl Ing Rudolf Schicker: Hast du
irgendetwas eingebracht? Hast du irgendeinen Änderungsvorschlag eingebracht?)
Das ist absolute SPÖ, das heißt absolute SPÖ-Regierung. Gut schaut es aus! (Beifall bei den GRÜNEN. - Amtsf StR Dipl
Ing Rudolf Schicker - zur amtsf StRin Dipl Ing Isabella Kossina -: Keinen
einzigen Vorschlag hat er eingebracht!)
Nächster Punkt. Ich habe noch ein paar Punkte. Es
geht so weiter jetzt, denn was sich die SPÖ in den letzten Monaten erlaubt hat,
ist ja in der Tat kritikwürdig. Ich erlaube mir also, wenn es genehm ist,
weiter zu kritisieren. Es gibt in Wien - und Gott sei Dank ist Wien trotz
Politik eine lebendige, eine schöne Stadt; ich liebe diese Stadt unendlich, und
diese Stadt wird auch fünf Jahre SPÖ-Absolute irgendwie ertragen; ich bin da
durchaus optimistisch, dass diese Stadt in ihrer Vitalität trotz Politik ihre
Innovationskraft behält - unter anderem - ich komme wieder zur Kultur - eine
sehr lebendige Live-Szene, eine lebendige Kunst- und Kulturszene, die sich seit
Jahren, und zwar zu Recht, über eine steuerliche Knebelung durch die Vergnügungssteuer
beschwert. Da gab es Petitionen und Gespräche mit dem Finanzstadtrat und der Finanzstadträtin.
Da hieß es: Das können wir nicht abstellen, das sind so wichtige Einnahmen, das
müsst ihr verstehen. Sie haben es zwar nicht verstanden, aber, okay, das ist
halt SPÖ und Vergnügungssteuer und muss irgendwie erstattet werden, und zwar
25 Prozent des Umsatzes.
Auf einmal gibt es da eine spezielle Veranstaltung,
eine ganz spezielle Kulturveranstaltung, das Donauinselfest der SPÖ, die sich
einerseits 20 Millionen S Subvention holt und die andererseits - man
glaubt es ja nicht, wie viel hat denn die Vergnügungssteuer gezahlt, oder
eigentlich müsste man es glauben - gar nichts an Vergnügungssteuer zahlt. (GR Christian Oxonitsch: Die anderen auch
nicht!) Denn so ist einfach die Rechtssprechung oder so ist irgendwie die
Kultur in dieser Stadt: Es gibt Gleiche und Gleiche. Die Gleichen
"brennen" und die SPÖ-nahen Gleichen ersparen sich das.
Und jetzt wird noch dazu im Nachhinein, nachdem das
offenkundig geworden ist, eine kaschierende Änderung der Vergnügungssteuer eingereicht,
wodurch man nicht 25 Prozent, sondern weniger bezahlt. Das kann es nicht
sein! Das hat alle Eigenschaften einer
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