Gemeinderat,
7. Sitzung vom 19.11.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 16 von 138
Feudalstadt, das ist eine Feudalstadt, das hat nichts mit
einer entwickelten, lebendigen Demokratie zu tun, und das ist das eigentlich
Schlechte und fast Verheerende an einer absoluten SPÖ-Mehrheit, die - noch
einmal sei daran erinnert - nicht die absolute Mehrheit der Stimmen, sondern
die Mehrheit nach einem Wahlrecht hat, das bewirkt, dass auch mit einer nicht absoluten
Mehrheit absolut regiert wird.
Es wird weiterhin Aufgabe der Opposition, vor allem
der grünen Opposition sein, die Bundesregierung dort vehement zu kritisieren,
wo sie falsche, schlechte Politik macht, aber nicht nur in dieses Horn zu
blasen, sondern auch die Wiener SPÖ in Verantwortung zu nehmen. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Nur irgendwie als Drüberstreuer - es fällt ja schon
niemandem mehr auf, weil wir diese Haltung der SPÖ schon so gewöhnt sind -: die
Konstruktion des neuen Technologiefonds. Da habe ich zuerst gedacht: Das gibt
es nicht! Dann habe ich mir gedacht: Okay, dort, wo auch die ÖVP irgendwie noch
ein bisserl mitmischen darf, bekommt sie es auch.
Wir erinnern uns: AVZ im Nahbereich der Stadt Wien.
Jetzt gibt es im Rahmen des Wirtschaftsförderungsfonds eine - so habe ich das
Gefühl - sich durchaus entwickelnde Technologiepolitik, und dann gibt es diese
AVZ-Stiftung. Man hört nichts, im Ausschuss fragen wir nach: Wie wird das
konstruiert? Wird das eingebunden? Rieder sagt: Das ist bitte außerhalb der
Verwaltung, darauf kann ich nicht antworten. Auf einmal, schwuppdiwupp, gibt es
die Feudalkonstruktion AVZ. In dieser Feudalkonstruktion sitzen vier von wem
immer ernannte Universitätsprofessoren sowie Herr Bgm Häupl und Herr Görg, die
als Vorstand belieben - ich habe es nur gelesen -, heuer oder im nächsten Jahr
140 Millionen S zu vergeben.
Man kommt gar nicht auf die Idee, dass es so etwas
wie einen Gemeinderat gibt, der vielleicht Leitlinien für Technologiepolitik in
Abstimmung mit dem Wirtschaftsförderungsfonds macht. Nein, da wird eine schöne
Feudaleinrichtung geschaffen, und wer sich brav verneigt, wer sich tief
verneigt und sagt, die SPÖ ist gut und die ÖVP auch ein bisserl - denn man darf
irgendwie die ÖVP nicht vergrämen -, wer sagt, ja, wir machen ganz brave
Politik und ihr werdet sicher alle zu unseren Veranstaltungen eingeladen, der
bekommt Geld.
Hallo, wo sind wir? - Wem auch immer ich das erzähle,
der sagt: Das gibt es nicht, das kann nicht sein! Das heißt SPÖ- mit ein
bisserl ÖVP-Drübersteuer-Politik, das heißt Tanker, das sind die Punkte, wo
jegliche Innovation vermessen ist.
Einige Punkte noch. Aus Zeitgründen werde ich es
nicht so lange machen wie Kollege Rieder, obwohl ich hier fünf Stunden über
vergleichbare Dinge sprechen könnte, die sich eingeschlichen haben und die der
SPÖ überhaupt nicht mehr auffallen. Wenn sie wenigstens irgendwie ein
schlechtes Gewissen hätte und sagen würde: Das müssen wir so machen, das geht
nicht anders! Nein, das ist irgendwie selbstverständlich, schön nach Gratz: Die
natürlichen Verhältnisse werden wiederhergestellt, die natürlichen Verhältnisse
einer absoluten SPÖ-Regierung. Aber in ihren eigenen Reihen weiß man es, vor
allem jene, die es betrifft, wissen und spüren es, wie das bei der Bevölkerung
ankommt. Also einige Punkte nur, was passieren könnte, was passieren müsste, wenn
dieser Tanker eine Spur wendiger wäre oder sich zumindest im Selbstverständnis
als wendig verstehen könnte.
Kollege Mailath ist hinausgegangen, dennoch: Andere
Städte haben einen großen Wirtschaftsschwerpunkt im Kontext mit dem Film
gemacht. Seit Wochen höre ich vom Kollegen Mailath, hier würde etwas Großes
vorbereitet. Ich harre dieser Dinge. Dass der österreichische Film trotz
österreichischer Politik international so reüssiert, steht auf einem anderen
Blatt, aber hier wäre eine Möglichkeit, stark und innovativ einzusteigen.
Nächster Bereich: neue
Medien. Wir haben Weltfirmen in Wien, die mit einigen wenigen Impulsen von
Seiten der Stadt hier Leitprojekte initiieren könnten - die Projekte liegen auf
dem Tisch -, die wirklich Internationales nach Wien ziehen könnten, das, was
Wien braucht: nicht den internationalen Transitverkehr auf staatlich
subventionierten Straßen, sondern die international kreativsten Köpfe, wo es
eines Bruchteils, was heißt, eines Bruchteils, wo es eines My bedürfte, um das
entsprechend anzuregen. Hier passiert nichts oder wenig.
Darum werden wir wieder unseren Vorschlag einbringen,
wie das alles zu finanzieren ist oder wie ein Teil davon zu finanzieren ist:
durch die Aufhebung der Zweckbindung der Parkometerabgabe. Wir werden einige
Anträge einbringen, und - ja! - wir erlauben uns auch, Abänderungsanträge zum
Budget einzubringen, die in einigen Bereichen Mehrausgaben bedürfen. Und
ordentlich, wie wir sind, sagen wir auch, wie das zu finanzieren ist. Viel,
viel mehr könnte finanziert werden, wenn man die Parkometerabgabe von ihrer
Zweckbindung enthebt. Das heißt nicht, dass man nicht dort, wo es sinnvoll ist,
mal da, mal dort auch eine Garage subventionieren kann, aber vielleicht ist
einmal ein großer Impuls für ein Multimediaprojekt oder ein großer Impuls
Richtung Film oder ein großer Impuls Richtung Bildung wichtiger, als die eine
oder andere Volksgarage öffentlich zu unterstützen.
Nächster Bereich: die Erweiterung. Was hat hier Wien für
eine Bilanz vorzulegen? Welches sind die Leitprojekte, mit denen Wien zeigt,
dass die Erweiterung wichtig ist, dass mit den Technologien, die es in Wien
gibt, Kooperationen im Umweltbereich möglich und denkbar sind? Wo wird hier der
Boden bereitet für eine Erweiterung, die kommt? Warum ist es nach wie vor so,
dass Iren und andere weitaus mehr EU-Mittel in Erweiterungsländern beantragen
als Österreich? Wieso ist das möglich? - Es war ja interessant, und Herr StR
Rieder hat es richtigerweise gesagt: Wien wird sich bemühen, in Zukunft mehr
EU-Anträge zu stellen. Kunststück! Eine Verdoppelung von 1 auf 2 ist
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