Gemeinderat,
7. Sitzung vom 19.11.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 18 von 138
gesetzt hat, als mit dem, was hier unsere Aufgaben sind. Er
hat nur vergessen, darauf hinzuweisen, dass auf Bundesebene Bundeskanzler
Schüssel 109 Milliarden S Defizit übernommen hat und dass nunmehr ein
ausgeglichenes Budget für Österreich vorliegt. Das hat er nicht erwähnt. (Beifall bei der ÖVP.) Die SPÖ hat es eigentlich
von 30 Jahren SPÖ-Finanzministern.
(GR Karlheinz Hora: Und Sie waren nicht dabei? Die ÖVP war nicht dabei!)
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich verstehe
die Aufregung, es ist ein unangenehmes Thema (GR Dr Kurt Stürzenbecher: Für Sie unangenehm!), denn es ist
Bundeskanzler Schüssel gelungen, vieles für die Zukunft dieses Landes zu verändern.
(GR Dr Kurt Stürzenbecher: Sie haben die
meisten Schulden gemacht!) Sie haben es eigentlich sehr leicht, denn Sie
können hier mit diesem Budget an etwas anknüpfen, nämlich an die Arbeit einer
Koalitionsregierung, die in den letzten Jahren viel für Wien geleistet hat, und
wir werden auch überprüfen, inwieweit Sie diesen Maßstäben weiterhin gerecht
werden. Wir werden Sie messen am Schuldenabbau, an den Innovationen, die in den
letzten Jahren in dieser Stadt gelungen sind. Ich nenne nur die
Cluster-Bildungen im Bereich Biotechnologien, die Neugestaltung der Wiener
Stadtwerke oder vor allem den Weiterbau der U-Bahn.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Sie können
jetzt einige Früchte unserer Arbeit ernten und wir werden sehen, wie Sie damit
umgehen, vor allem im konkreten Budgetvollzug. Nach nur sieben Monaten
SPÖ-Alleinregierung sehen wir, dass sich einiges sehr verändert hat. Das ist
etwa der Umgang mit dem Steuergeld oder aus jüngster Zeit der ÖPNV-Vertrag, der
vor kurzem zu Lasten des Wiener Steuerzahlers, zu Lasten des Fahrgastes der Wiener Linien abgeschlossen wurde, oder
die Kulturpolitik, in der von der Entschuldung der Theater abgegangen worden
ist, eine Kulturpolitik, die in Sachen Rabenhof Theater einen negativen Höhepunkt
erlebt hat.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Die schlimmste
Fehlleistung war die Einführung einer Stromsteuer mit 1. November. Wenn
der Vizebürgermeister zu Anfang seiner Rede gesagt hat, es wird keine Gebühren-
und Tariferhöhungen geben, so gibt es etwas Schlimmeres, es gibt die Einführung
einer neuen Steuer, einer Steuer, mit der den Wienerinnen und Wienern jeden
Monat das wieder aus der Tasche genommen wird, was ihnen die Liberalisierung
vorher gegeben hat. (Beifall bei der
ÖVP.)
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Es besteht auch
die Gefahr, dass jene Strukturreformen, die in unserer Zeit, in der Zeit
unserer Regierungsbeteiligung im Bereich des Magistrats, im Bereich der Unternehmen
dieser Stadt, in Gang gesetzt worden sind, zu einem Ende kommen. Wir sollten
auch hier schauen, wie der Bund als Impulsgeber für eine umfassende Reform der
Verwaltungsstrukturen dieser Stadt, für eine Neuordnung der
Wirtschaftsbetriebe, die im Einflussbereich dieser Stadt stehen, wirken könnte.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir sind
derzeit mit einer wirtschaftlichen Situation konfrontiert, die sich weltweit in
Richtung Rezession bewegt. Gerade die Zahlen für Wien sprechen eine deutliche
Sprache: 17,6 Prozent mehr Arbeitslosigkeit im Oktober 2001 im Vergleich
zum gleichen Monat des Vorjahres, eine deutliche Korrektur des Wirtschaftswachstums
nach unten; 1,3 Prozent werden prognostiziert. Gerade das schlägt sich in
Wien besonders nieder. Hier wäre es notwendig, von Wien aus etwas für die
Infrastruktur dieser Stadt zu tun, nicht zuletzt auch im Hinblick auf die
EU-Osterweiterung. In diesem Budget fehlt es an der notwendigen Fantasie, an
den notwendigen Ideen. Alles beschränkt sich darauf: Brüssel ist schuld oder
die Bundesregierung ist schuld. Sie können handeln und Sie sollten handeln! (Beifall bei der ÖVP.)
Fantasie ist etwa gefragt im Wohnbau. Hier verlangen
wir als Volkspartei die Stärkung der Kernstadt, damit eben Wien als Wohnstadt
einen Stellenwert erhält und dieser noch deutlich ausgebaut wird, damit eben
Mittel im Finanzausgleich von Wien nicht wegfließen. Wir verlangen ein
gezieltes Bezirksaktionsprogramm zur Beseitigung der Substandards, eine Wohnbauintegrationspolitik,
eine Anreizschaffung zur Mobilisierung des privaten Kapitals durch befristete
Verkürzung der 15-jährigen ertragslosen Investitionszeit auf 10 Jahre oder
während der 15 Jahre zumindest Kategorie-C-Ertrag, neue Entwicklungen,
betreutes Wohnen im Althausbereich forcieren, Vorziehen von wohnungsbezogenen
Infrastrukturinvestitionen - beispielsweise zusätzlicher Bau von Volksgaragen -
und ein Förderungsprogramm an Stelle von Wohnen im Grünen.
Hier wären Sie gefordert, hier verlangen wir von
dieser Stadtregierung, dass sie nicht nur diese Möglichkeiten nutzt, sondern
dass sie sie schnell nutzt, dass die Programme noch im Jänner, Februar durchgezogen
werden, dass die Mittel, die vom Bund kommen, dazu auch genutzt werden. Diese
Mittel sind da. Tun Sie etwas für diese Stadt! (Beifall bei der ÖVP.)
Im Wohnbau ist 2001 ein Rückgang um 9 Prozent
festzustellen, 2002 sind 6 Prozent anzunehmen. Das bedeutet für das Wiener
Baugewerbe beziehungsweise Bauhandwerksgewerbe mit 61 000 Beschäftigten,
6 400 Betrieben, 4 600 Lehrlingen mit einem Bruttoproduktionswert von
60 Milliarden S leider 8 300 arbeitslose Bauarbeiter in diesem
Jahr. Das sind deutlich mehr als im Vorjahr. Wir haben damit einen hausgemachten
Negativrekord in dieser Stadt. Davon sind nicht weniger als rund 200 000
Familienangehörige direkt betroffen.
Es werden leider Investitionen bei der städtischen
Wohnhaussanierung, der thermischen Wohnhaussanierung und der Grünoffensive im
urbanen Raum zurückgehalten. Es fehlen eben die privaten Anreize im Wohnbau.
Auch die Bemühungen, Bürokratie im Wohnbereich abzubauen, sind sehr spärlich.
Hier wäre sehr vieles möglich.
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