Gemeinderat,
7. Sitzung vom 19.11.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 33 von 138
Genauso entnehme ich
der APA-Meldung, die auf Grund der eineinviertelstündigen Budgetrede von
Stadtrat Rieder hinausgegangen ist, bereits wörtlich: "Die Einbrüche des
Wien-Tourismus durch die bedauerlichen Ereignisse im September sind
beträchtlich und wurden mit einer sofort eingeleiteten Sonderwerbekampagne von
7 Millionen S begegnet."
Meine Damen
und Herren! Diejenigen, auch aus den anderen Fraktionen, die Mitglied der
Tourismuskommission sind, werden auch wissen, dass diese 7-Millionen-Kampagne
nicht aus dem Wiener Budget kommt, sondern aus dem Budget des Tourismusverbands.
Es sei denn, man spannt den Nebelbogen so weit, dass man sagt: Na ja, das
Budget des Tourismusverbands kommt weitgehend aus den Mitteln der Wiener
Stadtverwaltung und daher kann man diese 7 Millionen S, die der
Tourismusverband jetzt zur Verfügung stellt, auch als Leistung der Stadt Wien
darstellen.
Dass
allerdings dieses Budget im Vorwort als Reformbudget bezeichnet wird, wirkt
meiner Meinung nach etwas kühn. Wenn man dann nämlich den Text weiter liest,
liest man als Charakteristik dieses Reformbudgets: dass es erstmals in EURO
dargestellt wird. Okay. Dass erstmals netto gerechnet wird. Dass die Tatsache,
dass der Personalaufwand und der Amtssachaufwand den einzelnen Ressorts
zugeschlagen wird, für mehr Transparenz sorgt, und dass die Möglichkeit der
Rücklagenbildung für einzelne Geschäftsgruppen den Wirtschaftlichkeitsanreiz
erhöht, auch okay. Das alles unterstützt meine Argumentation, dass es sich um
ein ordentliches Rechenwerk handelt. Aber man kann das bitte nicht als Reformbudget
bezeichnen, denn unter Reformen muss man sich nachhaltige und mit Fantasie
angesetzte strukturelle Weichenstellungen vorstellen und nicht technokratische
Ansätze!
Dann das große
Mirakel, obwohl es heute Herr StR Rieder relativiert hat - auf das komme ich
gleich. Da gibt es den Schlüsselsatz in den grünen Seiten dieses Buchs, wo
wörtlich steht: "Trotz Budgetüberschuss und Schuldenabbau gibt es mehr
Investitionen, mehr Wirtschaftsförderung, Maßnahmen für den Arbeitsmarkt, und
das alles ohne Sozialabbau." - Also doch ein wahres Wunder und so wurde es
ja auch schon vor Wochen vorverkauft, nämlich als die Quadratur des Kreises,
dass alles besser wird, mehr ausgegeben wird, trotzdem gespart wird, weniger
Schulden gemacht werden und so weiter.
Heute hat uns
der Herr Vizebürgermeister erklärt, es ist kein Schönwetterbudget, und hat
dazugesagt, er will das ausdrücklich auch hier bekannt geben, dass
selbstverständlich auch da und dort Einsparungen getroffen werden müssen, um
das zu erreichen.
Nur bitte,
meine Damen und Herren, wo diese Einsparungen jetzt getroffen wurden, ist heute
auch wieder nicht gesagt worden. Daher muss ich sagen, dass man mit einer
solchen Budgetvorlage eine Politik nicht darstellen kann beziehungsweise dass
das, was als Politik damit gemeint ist, jedenfalls nicht durchkommt. Aber auf
einen wesentlichen Aspekt dieser Stadtpolitik komme ich noch zu sprechen.
Das Wunder das
da vorliegt wird ja von Tag zu Tag größer. Es hat dieser Tage eine gemeinsame Pressekonferenz
von Bgm Häupl, StR Schicker und StR Faymann gegeben. Die Überschrift hat
gelautet: "Wiens Bauinvestitionen 2002 erstmals höher als die des
Bundes". Und das als Maßnahme gegen die Rezession in der Bauwirtschaft.
Ich sage es
ganz ausdrücklich, damit ich nicht missverstanden werde: Das vorgesehene
Investitionsprogramm ist sowohl für die Wirtschaft, als auch für die Bevölkerung
sehr, sehr wichtig und soll hier nicht abgewertet werden, meine Damen und
Herren. Aber einen kleinen Beitrag zur Entzauberung dieser Aussagen möchte ich
dennoch gerne leisten. Aus diesem langen Text der Veröffentlichung, den ich da
jetzt nicht im Einzelnen vorbeten möchte, möchte ich zusammenfassen: Die
Wohnungsneubauleistung bleibt gleich hoch mit 5 000 Wohnungen pro
Jahr, daran ändert sich nichts. Die Investitionen in die Sanierungsförderung,
die hier groß dargestellt werden, wobei die Gesamtsanierungskosten mit
7,55 Milliarden S angegeben wurden, wo ja, wenn man näher
recherchiert beziehungsweise nachliest, eine Hälfte aus Privatmitteln kommt,
die andere Hälfte in Form von Förderung von der Stadt Wien zur Verfügung
gestellt wird, sind die Weitergabe von Bundesmitteln. Das heißt, das ist die
Wohnbauförderung, die der Bund den Ländern zur Verfügung stellt und - das ist
heute schon gesagt worden und es wird unser Kollege im Wohnbauressort noch
näher ausführen - Wien legt von sich aus nichts zu den Bundesmitteln dazu.
Dann steht
weiters da: "Gemeinsam mit den Investitionen im Tiefbau und Verkehrsbereich
sind 2002 wirksam für Bau- und Baunebengewerbe sogar
21,3 Milliarden S vorgesehen." - Nun, da gibt es wieder eine
kleine Unklarheit mit dem Vorwort des vorliegenden Rechenwerks, weil dort noch
18,4 Milliarden S angeführt sind. Aber es freut uns, wenn es
21,3 Milliarden S sind. Für die Wirtschaft ist das gut. Aber dass die
Investitionen der Stadt Wien damit höher sein sollen, als die des Bundes,
verwirrt ein wenig. Ich habe es nicht nachgerechnet, weil ich auch glaube, dass
es müßig ist, denn es steht im Pressetext: "der Bund wird 2002 dafür nur
16,5 Milliarden S ausgeben". Ja, mag stimmen, es ist nur
verwunderlich, wenn ich in den Zeitungen, in allen Zeitungen dieser Tage lese,
dass die Infrastrukturministerin jährlich 25 Milliarden S in den
Neubau der Infrastruktur investieren will, und zwar aufgeschlüsselt
13 Milliarden S in den Straßenbau und 12 Milliarden S in
Schienenprojekte. (GRin Erika Stubenvoll:
Was ist bis jetzt gemacht worden von der Frau Infrastrukturminister?)
Ich fasse zusammen:
Das passt in die Politik, die hier von allen sozialdemokratischen Rednern, vom
Herrn Berichterstatter, vom VBgm Rieder und vom
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