Gemeinderat,
7. Sitzung vom 19.11.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 34 von 138
Klubobmann Oxonitsch
vertreten wurde, nämlich zu sagen, der Bund ist schuld.
Ich will schon
darauf hinweisen und möchte den Herrn Vizebürgermeister daran erinnern, dass
die viel geschmähte Bundespolitik schließlich zur einnahmenseitigen
Budgetsituation der Stadt Wien sehr positiv beitragen wird, auch wenn das hier
sehr bedauernd festgestellt wurde, weil der Bogen dazu gespannt wurde, dass der
Minister die einnahmenseitige Sanierung durch Absahnen der Steuerbeiträge
herbeiführt.
Ich komme noch
einmal auf aktuelle Befunde der Wirtschaftsforschungsinstitute zurück. Wien
hängt natürlich sehr maßgeblich an der allgemeinen, vor allem auch an der
internationalen Situation, aber es gibt auch ein Stärken- und Schwächenprofil
von Wien. Zum Beispiel gibt es da die Exportschwäche. Die Exportschwäche war
schon in früheren Wirtschaftsberichten als Hemmschuh dargestellt worden,
weswegen Wien das Wachstum nicht in dem Maß erhöhen kann, als es notwendig wäre.
Ich erinnere daran, meine Damen und Herren, dass wir hier, ich glaube, es war
im September, ein Grundsatzprogramm für die neuen Wirtschaftsförderungen,
geltend ab 2002, beschlossen haben, wo jetzt gerade die Detailrichtlinien
erstellt werden. Da war unter anderem auch eine Exportinitiative drinnen. Ich
weiß auch, dass an den Detailrichtlinien zu dieser Exportinitiative gearbeitet
wird. Nur bedauerlicherweise habe ich im gedruckten Budgetbuch
"Exportinitiative" nicht gefunden, obwohl alle anderen Wirtschaftsförderungsschienen,
einzeln dargestellt sind. Ich hoffe, dass das nur ein Irrtum meinerseits ist.
Ich hoffe, dass sich das irgendwo anders verbirgt. Ich hoffe hier auf die
Nebelbombe, wo sich dann herausstellt, dass wir für diese Exportinitiative sehr
wohl Geld zur Verfügung haben.
Aber sicher
ist die Situation der Bauwirtschaft - und das ist ja mehrfach zum Ausdruck
gebracht worden - für die Abschwächung des Wirtschaftswachstums sehr
maßgeblich. Daher ist der richtige Schluss gezogen worden: Investitionen.
Investitionen sind die richtigen Maßnahmen gegen diese Schwäche. Ich sage:
Investitionen sind doppelt nützlich, nicht nur um die Wirtschaft zu stützen
oder Wirtschaftszweige maßgeblich zu stützen, sondern auch um die
Standortqualität des Wirtschaftsstandorts Wien zu heben. Da könnte ich mir
verschiedene Maßnahmen vorstellen, die derzeit offensichtlich von der
Stadtregierung noch nicht in Erwägung gezogen werden. Nämlich anstatt über die
Bundessituation ununterbrochen herzuziehen und zu klagen, könnte ich mir
vorstellen oder müsste sogar Wien als Teil dieses Bundesstaates jetzt in sehr
ernste und vehemente Verhandlungen mit dem Bund treten. Was will denn Wien? Was
verlangt denn Wien vom Bund? Und das aber auch mit Nachhaltigkeit verhandeln
und nicht immer nur sich hierher zu stellen und zu klagen, der Bund streicht
und der Bund vernachlässigt Wien oder benachteiligt Wien und alle große
Infrastrukturvorhaben, die uns wichtig wären, kommen nicht zustande! Bitte
meine Herren der Stadtregierung, gehen Sie hin zum Bund und verhandeln Sie.
Verhandeln Sie so wie es der Stadt Wien angemessen wäre! (Beifall bei der ÖVP.)
Aber
investieren in Infrastruktur kann die Stadt Wien natürlich auch aus Eigenem
ohne Abhängigkeit vom Bund, und zwar zum Beispiel in den öffentlichen Verkehr,
Herr Kollege. (GR Franz Ekkamp: Wird
gemacht! Wird gemacht!) In den öffentlichen Verkehr, dort, wo es um
Vorhaben geht, die nicht gemeinsame Finanzierung mit Bund sind, also etwa
Straßenbahnen, aber auch zum Beispiel in einen Cable Liner. Es wird ja immer
wieder davon gesprochen, nur tut sich da nichts. Cable Liner könnte die Stadt
Wien aus eigenem initiieren, mitfinanzieren mit Privaten, aber jedenfalls als
Investitionsvorhaben realisieren. Da gäbe es mehrere Ansätze dazu, wo es notwendig
und sinnvoll ist. Außerdem hat der Cable Liner noch den Vorteil, dass mit
relativ geringen Vorlaufzeiten so ein Projekt bis zur Investitionsreife
gebracht werden kann. Wir alle wissen, dass ein großes Straßenprojekt wie die
B 301 jahrelange Vorlaufzeiten hat. Ein Cable Liner könnte viel rascher
und wirkungsvoller in die Tat umgesetzt werden.
Ich kehre zum
so genannten Reformbudget zurück. Eben gerade die notwendigen Reformmaßnahmen
und vor allem die mittelfristig wirksamen Strukturmaßnahmen lässt dieser Voranschlag
vermissen.
Welche
Stichworte fallen einem dazu ein? - Zum Beispiel die Verwaltungsreform. Da
wurde vor drei Jahren mit großem Engagement in der damaligen
Koalitionsregierung eine Durchleuchtung angeordnet. Es wurden von dem Institut,
das die Durchleuchtung vorgenommen hat, Vorschläge erbracht, und nun ist es
still geworden. Der Recherche einer Zeitung ist zu entnehmen, dass der Herr
Magistratsdirektor die Verwaltungsreform für einen permanenten und langwierigen
Prozess hält. Es ist also in keiner Weise zu erkennen, dass diese
Verwaltungsreform mit Vehemenz durchgezogen wird. Und ich meine, dass die
Verwaltungsreform ja auch eine Aufgabenreform innerhalb der eigenen Aufgaben
sein muss, nämlich zum Beispiel Konzentration von Verfahren.
Ich will Sie gar
nicht langweilen, meine Damen und Herren, weil ich das hier schon so oft
gebracht habe, wie viele von diesen kleinen Genehmigungsverfahren, die
tagtäglich von der Verkehrsbehörde, und von jener Behörde, die die
Gebrauchsabgaben-Bewilligungen erteilt, abgewickelt werden und wie viele von
diesen Verfahren aufwendig und langwierig sind und sicher vereinfacht werden
könnten oder auch zusammengelegt werden können. Dann gibt es die elektronischen
Erledigungen, die erstens einmal vom Bürger erledigt werden können, aber auch
Erledigungen zwischen den Ämtern im Verfahrenslauf. Das muss Vereinfachungen
bringen und das muss Einsparungen bringen. Aber auch - und da stoßen wir immer
wieder nur auf taube Ohren - zum Beispiel die Übertragung von gewissen Aufgaben.
Nun weiß ich schon, das kann ein heikles Thema sein, aber es gibt ja
Übertragung von Aufga-
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