Gemeinderat,
7. Sitzung vom 19.11.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 50 von 138
Es zählt daher dieses Märchen von der Wiener
Wirtschaftsförderung und vom Rekordwert zuallererst zu diesen Märchen, die es
nicht einmal geschafft haben, bis zur heutigen Budgetdebatte zu überleben.
Herr Stadtrat! Wir fordern Sie auf: Nehmen Sie im
Interesse der Wiener Wirtschaft diese geplanten Kürzungen zurück! Verzichten
Sie auf diese geplante Halbierung der Wiener Wirtschaftsförderung! (Beifall bei der FPÖ.)
Das letzte Märchen ist jenes von der Alten- und
Behindertenhilfe. Da ist auf den grünen Seiten und in den Pressekonferenzen
nachzulesen, dass Wien 1 Milliarde S mehr für die Alten- und
Behindertenhilfe zur Verfügung stellt. Auch dieses stolze Gegenmodell ist -
meine Damen und Herren, wir wissen es mittlerweile alle - ein Märchen.
In Wahrheit hat es bei der MA 47 bloß eine neue
Budgetierungstechnik gegeben. Früher hat nämlich der Krankenanstaltenverbund,
der KAV, selbst von den Patienten in den Pflegeheimen die Beiträge eingehoben.
Jetzt macht das nicht mehr der KAV, sondern die MA 47 hebt diese Beiträge
der Patienten ein. Diese machen 1 Milliarde S aus. Die MA 47
überweist dann genau diese Milliarde der Patienten an den KAV. Dadurch steigen
rein rechnerisch die Ausgaben in diesem Bereich um 1 Milliarde S an.
Herr Stadtrat! Jetzt herzugehen - wie Sie das in dem
grünen Vorwort und in den Pressediensten getan haben - und uns das als
sozialpolitischen Erfolg in der Höhe von 1 Milliarde S verkaufen zu
wollen, weist Sie endgültig als Märchenerzähler aus. Sie wollen uns in Wahrheit
die Beiträge der Patienten, die Sie nur einheben und dann an die Pflegeheime
weiter überweisen, als Ihren eigenen Erfolg, als Ihre Budgetmittelaufstockung
verkaufen. Es ist dies das sechste Märchen vom Gegenmodell, von dem bei
genauerer Betrachtung überhaupt nichts übrig bleibt.
Meine Damen und Herren! Es ist wirklich interessant,
dass der Finanzstadtrat auch dieses letzte, sechste Märchen vom Gegenmodell
heute Morgen mit keinem Wort mehr erwähnt hat. Auch Herr Klubobmann Oxonitsch
hat, abweichend von den früheren Pressekonferenzen und Pressediensten, dieses
Gegenmodell heute mit keinem Wort mehr erwähnt, dieses Gegenmodell in der Höhe
von 1 Milliarde S mehr für die Alten und die Behinderten.
Man ist heute sehr ruhig, und man ist heute im Großen
und Ganzen, würde ich sagen, sehr kleinlaut geworden, was dieses sozialistische
Gegenmodell anbelangt. Vor allem dieses sechste Märchen hat es überhaupt nicht
bis zur Budgetdebatte geschafft.
Meine Damen und Herren! So schaut also dieses
sozialistische Gegenmodell aus. Die Stadt baut angeblich ihre Schulden ab - in
Wahrheit steigen unsere Schulden wegen der Kursverluste.
Das Märchen Nummer 2: in Wien gibt es keine
neuen Belastungen. - In Wahrheit wurden bereits die Mieten für neue Wohnungen
durch die Kürzung der Wohnbauförderung massiv erhöht. In Wahrheit wurde bereits
eine neue Stromsteuer eingeführt, die mit 10 Groschen weit über der
Kostendeckung liegt. In Wahrheit sind kräftige weitere Erhöhungen geplant: bei
den WIENER LINIEN, bei Wasser, bei Kanal und bei Müll.
Das Märchen Nummer 3: keine Leistungskürzungen.
- In Wahrheit kommen gerade im Bereich der Spitäler massive Kürzungen auf uns
zu.
Das Märchen von der Rekord-Investitionsquote: Bereinigt
man um diese Doppelt-Budgetierung der Spitäler, bereinigt man um diese
Doppelt-Verbuchung der Investitionen der Spitäler, dann sinken natürlich auch
im nächsten Jahr die Investitionen der Stadt um 650 Millionen S. Auch
von diesem Märchen bleibt überhaupt nichts übrig.
Das Märchen Nummer 5: die Wirtschaftsförderung
erreicht einen Rekordwert. - In Wahrheit muss der Wirtschaftsförderungsfonds ab
1. Jänner seine Förderungen massiv einschränken, er muss seine Förderungen
im Volumen ungefähr um die Hälfte kürzen. Schon im Dezember-Gemeinderat wird
dieses Märchen unseres Finanzstadtrats von der Wahrheit eingeholt werden.
Das letzte Märchen ist die Milliarde für die Alten
und die Behinderten. Für die Bedürftigen gibt es leider keinen Groschen mehr
Geld, meine Damen und Herren! Die zusätzliche Milliarde resultiert
ausschließlich aus einer neuen Budgettechnik. In Wahrheit bleibt auch von
diesem Märchen überhaupt nichts übrig.
Meine Damen und Herren! Dieser Wiener Voranschlag beweist,
dass das angebliche Gegenmodell zu dieser Bundesregierung überhaupt nicht
existent ist. Er beweist, dass das Gegenmodell nur ein Märchen ist. Dieses
Wiener Budget beweist, dass es zur Politik dieser Regierung in Wahrheit
überhaupt keine Alternative gibt.
Wir Freiheitliche sind zu einem Zeitpunkt in diese
Regierung eingetreten, als Österreich bereits das Schlusslicht in der
Finanzpolitik war. Wir haben uns daher eine schrittweise Senkung des Defizits
zum Ziel gesetzt, eben mit dem Ziel, im nächsten Jahr erstmals keine neuen
Schulden mehr für Österreich zu machen.
Da möchte ich abschließend noch einen kleinen Irrtum
des Herrn Finanzstadtrats korrigieren. Für heuer gilt natürlich schon der
Stabilitätspakt. In diesem Stabilitätspakt, in diesem Stabilitätsprogramm ist
aber für heuer noch ein geringes Defizit vorgesehen, weil wir schrittweise
abbauen und das Nulldefizit im nächsten Jahr erreichen wollen. Die heurigen
Mehreinnahmen, diese unerwarteten Mehreinnahmen, ermöglichen uns jedoch
unerwarteterweise schon heute die Erreichung des Nulldefizits.
Wir werden diese Einnahmen ganz sicher nicht gleich wieder
ausgeben. Aber der Herr Finanzstadtrat hat genau dies gefordert: Er hat es als
"Körberlgeld" bezeichnet und gefordert, diese Mittel gleich wieder auszugeben.
Aber wir werden sicherlich nicht in diese alte sozialistische Manier
zurückfallen - wie gewonnen, so zerronnen! - und das Geld gleich wieder aus-
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