Gemeinderat,
7. Sitzung vom 19.11.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 56 von 138
mel, seine
Wurstsemmel, das Achtel Wein oder die Schachtel Zünder, übertrieben gesprochen,
mit einer 5 000-S-Banknote bezahlen, um entsprechendes Wechselgeld in Euro
zurückzuerhalten, was enormes zusätzliches Wechselgeld - also Barmittel, die
finanziert werden müssen - erfordert.
Neben
diesen Kosten werden aber auch Belastungen im Bereich der Organisation und
Investitionen entstehen, zum Beispiel im Bereich der EDV, der Automaten, aber
vor allem im Kassenbereich für Euro-taugliche Registrierkassen. Die Anschaffungskosten
für solche Kassensysteme bewegen sich zwischen 10 000 S und
100 000 S und darüber.
All
diese Kosten, meine sehr geehrten Damen und Herren, sind für die Klein- und
Mittelbetriebe, also für den Motor der Wiener Wirtschaft, eine zusätzliche Belastung.
In den Bundesländern Niederösterreich, Burgenland und Oberösterreich werden die
Investitionen, die direkt mit der Euro-Umstellung im Zusammenhang stehen, mit
einem 30-prozentigen Zuschuss gefördert, wobei der Förderungsgeber das jeweilige
Bundesland ist.
Anhand
dieses Vorbilds habe ich im Juni anlässlich der Rechnungsabschlussdebatte einen
diesbezüglichen Antrag gestellt. Leider, sehr geehrter Herr Vizebürgermeister,
wurde diesem Antrag die Annahme im Gemeinderat auf Grund Ihrer Empfehlung
verwehrt. Ich darf Ihre damaligen Ausführungen hiezu, sehr geehrter Herr
Vizebürgermeister, im Folgenden zitieren:
"Was
Ihren Antrag zur Frage der Unterstützung von Kleinst- und Kleinbetrieben bei
dem Problem der Euro-Umstellung betrifft, bin ich durchaus offen. Ich halte nur
Ihren Antrag nicht für zielführend, daher könnte ich dem nicht zustimmen. Aber
es gibt mit der Wirtschaftskammer bereits Gespräche darüber und wir werden im
Rahmen des Wirtschaftsförderungsfonds über dieses Thema reden, weil es nahe
liegend ist, dass hier auf Klein- und Kleinstbetriebe Kosten zukommen, die
vielleicht anderswo in dem Maß nicht gegeben sind." - So damals Ihre
Ausführungen.
Sehr
geehrter Herr Vizebürgermeister! Nach dieser Antwort war ich zuversichtlich,
dass es, obwohl dieser freiheitliche Antrag abgelehnt wurde, doch in irgendeiner
Form zu einer Förderung auf diesem Gebiet kommen würde. Darf ich Sie fragen,
sehr geehrter Herr Vizebürgermeister, was das Ergebnis des Gesprächs mit dem
Wirtschaftsförderungsfonds war? - Mir sind jedenfalls keine Förderungsaktionen
im Zusammenhang mit der Euro-Umstellung seitens der Gemeinde Wien oder des Wirtschaftsförderungsfonds
bekannt. Das, sehr geehrter Herr Vizebürgermeister, ist traurig: traurig für
den Motor der Wiener Wirtschaft, traurig für die Betriebe Wiens. (Beifall bei der FPÖ.)
So
darf es Sie auch nicht verwundern, wenn immer mehr Betriebe in das Wiener
Umland abwandern. Unser Appell an Sie, sehr geehrter Herr Vizebürgermeister:
Ändern Sie diese Haltung im Sinne einer finanziellen Zukunft der Klein- und
Kleinstbetriebe Wiens!
Im
Zusammenhang mit der Euro-Umstellung sind weiters Betreiber von Automaten
benachteiligt. Besonders Automatenkaufleute und Gastronomen leiden unter den
herrschenden Belastungen, weil die Automaten nicht gleichzeitig mit Schilling
und Euro betrieben werden können. Erschwerend tritt hinzu, dass das
Euro-Bargeld erst sehr spät komplett umgetauscht sein wird, also relativ spät
zur Verfügung stehen wird, die Umrüstungskosten etwa 300 bis
400 Millionen S betragen werden und die Skepsis gegenüber der neuen
Währung bei den Menschen am Anfang besonders ausgeprägt sein wird. Die
Kumulation dieser Nachteile, besonders in den Anfangsmonaten Jänner und Februar
2002, wird zu erheblichen Umsatzeinbrüchen bei den Betroffenen führen, die
viele Betriebe in ihrer Existenz gefährden werden.
Eine
finanzielle Unterstützung in der Höhe der Hälfte der Vergnügungssteuer für den
Monat Jänner würde eine Entspannung der Situation herbeiführen. Ich stelle
daher mit den Mitunterzeichnern folgenden Beschlussantrag:
"Der
Wiener Wirtschaftsförderungsfonds soll eine einmalige Aktion im Rahmen der
Euro-Umstellung durchführen, um die dadurch verursachten Belastungen für die
Automatenbetreiber zu reduzieren. Die Dotation des WWFF soll aus der halben im
Jänner 2002 von den Automatenbetreibern zu leistenden Vergnügungssteuer erfolgen."
In
formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung dieses Antrags gefordert.
Sehr
geehrter Herr Vizebürgermeister! Ich bin überzeugt davon, dass Ihre Fraktion
diesem Antrag zustimmen wird, denn wie hat Ihr Herr Klubobmann Oxonitsch in der
Generaldebatte so schön gesagt: Wer Hilfe braucht, bekommt sie auch.
Große
Erwartungen, meine sehr geehrten Damen und Herren, setzten die Klein- und
Mittelbetriebe in die Liberalisierung des Strommarkts. Auf diesen enormen
Vorteil durch eine EU-Mitgliedschaft wurde vor dem EU-Beitritt Österreichs ja
immer hingewiesen. Durch die stufenweise Öffnung des Strommarkts auch für
andere Stromanbieter sollte es, so wurde angekündigt, zu drastischen
Strompreissenkungen um bis zu 30 Prozent und mehr kommen. Und in der Tat,
in den ersten Stufen der Liberalisierung sind die Stromtarife für Sonderkunden,
also für die Großabnehmer, deutlich gesunken. Ziel war es, diese Kunden um
jeden Preis zu halten. Hatten Industriekonzerne vor der Liberalisierung 55 bis
60 Groschen pro Kilowattstunde bezahlt, lag der Preis 1999 plötzlich bei
25 Groschen pro Kilowattstunde - eine Preissenkung um satte
58 Prozent.
Diese Preissenkungen
spiegelten sich aber auch in den Bilanzen der EVU wider, zum Beispiel beim Verbundkonzern,
Österreichs größtem Stromproduzenten. Dieser verkaufte zwar, inklusive
Handelsgeschäften, etwa doppelt so viel Strom wie vor der Liberalisierung,
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