Gemeinderat,
7. Sitzung vom 19.11.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 60 von 138
aus Turin, ein
Auftrag über 80 Millionen S an die Wiener Betriebe ergangen, bei dem
80 Prozent der Wertschöpfung in Wien stattfindet. Das, meine sehr verehrten
Damen und Herren, sind, glaube ich, wegweisende Eckpfeiler der Wiener
Wirtschaftspolitik! (Beifall bei der
SPÖ.)
Wien
setzt auch auf Forschung und Entwicklung, und Wien wird den
Biotechnologie-Cluster, insbesondere in der Bohrgasse und natürlich auch durch
die Errichtung am Standort in der Muthgasse, weiterentwickeln und vorantreiben
müssen.
Und
was macht der Bund? - Das würde jetzt eine spannende Diskussion ergeben, aber
ich schaue immer auf die Uhr, weil 20 Minuten ja nicht sehr lange sind. -
Es ist heute schon gesagt worden: Er spart. Er spart sich zu Tode. Er kürzt, er
streicht und er investiert fast nichts, meine sehr verehrten Damen und Herren!
Vor der angespannten wirtschaftlichen Situation, in der wir uns befinden, kann
sich der Bund von seiner Aufgabe nicht lossagen. Die Arbeitslosigkeit steigt,
insbesondere bei den Jugendlichen; dafür verdoppeln wir in der Gastronomie die Quote
für die Saisonniers und verlängern die Aufenthaltsdauer auf ein Jahr. Der
Lohndruck steigt. - Ob das die Politik für die Kleinen ist, lasse ich
dahingestellt sein.
Weiters
kürzt der Bund die Investitionen für Industrie und Gewerbe um
400 Millionen EUR, meine sehr verehrten Damen und Herren. Wien
dagegen wird im Jahr 2002 für die Wirtschaftsförderung und für Maßnahmen zur
Aus- und Weiterbildung 175 Millionen EUR bereitstellen. Das, meine
sehr verehrten Damen und Herren, ist eine aktive Wirtschaftspolitik!
Noch
ein anderer Vergleich im Bereich der Investitionen - es wurde dies heute schon
mehrfach angesprochen -: Während der Bund auf 1,2 Milliarden EUR, den
niedrigsten Wert in der Nachkriegszeit, kürzt, beträgt die
Nettoinvestitionsquote für Wien 1,24 Milliarden EUR, und dies obwohl
das Bundesbudget sechsmal so hoch ist! Wen wundert es da noch, wenn der
Wirtschaft die Aufträge fehlen und die Arbeitslosigkeit steigt? - Die
schwarz-blaue Bundesregierung feiert ein - so sagen es auch Wirtschaftsforscher
- nicht nachhaltiges Nulldefizit mit Millionen-Anzeigen, die aus unseren
Steuergeldern bezahlt werden, und schröpft die Arbeitnehmer dieses Landes im
Jahr 2002 um sage und schreibe 41,3 Milliarden S oder
3,02 Milliarden EUR.
Meine
sehr verehrten Damen und Herren! Gerade im Bereich der Infrastruktur wäre
vieles zu erledigen, aber die schwache Infrastrukturministerin bringt halt
nicht viel weiter. Für Mitte 2002 wäre das Road-Pricing-System, eine Lkw-Maut,
angekündigt gewesen. Den genauen Einführungstermin weiß bis heute noch niemand.
Aber wahrscheinlich brauchen wir es nicht, denn wir haben sowieso die
Geldbörsen der Kleinen geplündert.
Die
Infrastrukturministerin setzt keine Akzente bei den ÖBB - außer, dass sie
Vorstände austauscht. Wo ist die versprochene Bahnhofsoffensive, meine sehr
verehrten Damen und Herren? Wo ist der Generalverkehrsplan, bei dem Milliarden
in Infrastruktur, Schienenwege und Straßenausbau fließen sollen? (GR Kurth-Bodo Blind: Jetzt habt ihr
30 Jahre lang nichts gemacht!) Das, meine sehr verehrten Damen und
Herren, wäre auch für die Wirtschaft sehr positiv. Aber wir hören immer nur:
Wir sollen, sollen, sollen. - Außer Ankündigungen nichts gewesen. (GR Kurth-Bodo Blind: Ihr habt 30 Jahre
lang nichts gemacht! Nichts habt ihr zusammengebracht! Die Straßen sind hin!
Alles ist hin! Es schaut aus wie im Ostblock!)
Aber,
meine sehr verehrten Damen und Herren, die FPÖ-Minister in diesem Ressort waren
schon immer ein Problem. Dem ersten Infrastrukturminister - und das muss man
sich auf der Zunge zergehen lassen, denn das ist nicht eine Diktion von
irgendjemandem hier herinnen, sondern das sind seine persönlichen Worte! - sind
nach kurzer Zeit "die Batterien leer geworden". - Aber die derzeitige
Infrastrukturministerin dürfte schon mit kaputten Batterien gestartet sein. Und
es ist eben wie bei einem Auto: Ohne Batterie oder mit kaputter Batterie kann
man sich nur sehr mühsam bis fast gar nicht fortbewegen. Das kennzeichnet
anscheinend die Politik der freiheitlichen Infrastrukturministerin. (Beifall bei der SPÖ.)
Die
Auswirkungen dieser Bundespolitik auch auf Wien sind natürlich fatal. Die
Arbeitslosigkeit - das habe ich schon gesagt - steigt drastisch an, während sie
in anderen EU-Ländern sinkt. Mit der Inflation sind wir immer im unteren Feld
gelegen, heute liegen wir europaweit gesehen im Spitzenfeld. Die Steuerbelastung
hat fast irrwitzige 45 Prozent erreicht. Die Kaufkraft wird geschwächt. Es
ist keine Rede mehr von der "Flat tax", bei der alle in Österreich
fast keine Steuern mehr bezahlen. Bei der Entwicklung der realen Einkommen wird
Österreich im Jahr 2002 das Schlusslicht in Europa sein - nona net: Bei diesem
Steuerdruck kann ja kaum mehr etwas herauskommen. Und das Wirtschaftswachstum
erreicht wahrscheinlich einen Stillstand - ganz stehen wir noch nicht, aber
fast stehen wir schon - und fällt unter jenes der zwölf EU-Länder.
Meine
Damen und Herren! Keine Reaktion von Schwarz-Blau: Wir feiern weiter ein
Nulldefizit mit Millionen-Anzeigen auf Kosten unserer Steuerzahler. Derweil
wäre das die Hauptaufgabe dieser Bundesregierung, in diesen Bereichen endlich
zu agieren! Es wäre die Aufgabe dieser Bundesregierung, die Kaufkraft zu
erhöhen und den Steuerzahler etwas zu entlasten - und nicht mit ihrem
Maßnahmenprogramm die sehr schwache Konjunktur noch weiter abzuschwächen.
Auch die
Pensionisten, eine sehr große Gesellschaftsgruppe in unserem Land, werden mit
1,6 Prozent - aus, basta! - ganz einfach abgespeist: Wir haben nicht mehr
Geld, mehr kriegt ihr nicht! Völlig egal, was ihr dazu sagt! - Diese Politik,
meine Damen und Herren, ist, gelinde gesagt, ein wirklich
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