Gemeinderat,
7. Sitzung vom 19.11.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 73 von 138
dem WWFF entwickelt. Ziel dieses neuen Naturschutzgesetzes
ist es, vom klassischen, ausschließlich bewahrenden, reagierenden Naturschutz
zu einem flächendeckenden, aktiven Stadtnaturschutz zu gelangen. Und viele
Beispiele sind in Wien hier zu nennen. Sie wissen sie, nur, ich habe sie nicht
gehört, und darum muss ich sie Ihnen sagen. Weil heute schon gesagt wurde, dass
über Umweltpolitik hier nicht gesprochen wurde, werde ich das tun, und zwar:
Der Nationalpark Donauauen, zwei Naturschutzgebiete Lobau, Lainzer Tiergarten,
auch die Lobau ist ein Biosphärenreservat, weitere fünf Landschaftsschutzgebiete,
vier geschützte Landschaftsteile, Schutzgebiete, Wald und Wiesengürtel auf
einer Fläche von rund 5 400 Hektar und auch weitere zahlreiche Projekte
für wirkungsvollen Artenschutz.
Fast ein
Viertel der Gesamtfläche Wiens wird in vielfältiger Weise landwirtschaftlich
genützt, wobei die Hauptproduktionszweige der Gartenbau, der Weinbau und der
Ackerbau sind.
Hier möchte
ich mich im Besonderen dem biologischen Landwirtschaftsbau widmen. Rund 900 landwirtschaftliche
Betriebe leisten durch ihre Tätigkeit nicht nur einen wichtigen Beitrag zur
Nahversorgung der Wiener und Wienerinnen, sondern sie bieten auch der
Bevölkerung qualitativ hochwertige Lebensmitteln, wie zum Beispiel frisches
Gemüse von den Wiener Gärtnern und Gärtnerinnen. Dies stellt auch eine Bewirtschaftung
und Pflege der Kulturlandschaft dar. Das Grüngebiet trägt auch wesentlich zum
hohen Erholungswert für die Wiener bei.
Mit der
Vegetationsperiode 2001 wurde zum derzeit schon bestehenden Stadtgut Lobau mit
180 Hektar ein weiterer Betrieb der Stadt Wien, Schafflerhof-Eßling, mit
zirka 400 Hektar auf biologischen Landbau umgestellt. Die Stadt betreibt
somit 50 Prozent der Flächen biologisch. Im Wiener Stadtgebiet sind das
75 Prozent der Flächen des landwirtschaftlichen Gebiets der MA 49.
Zum Vergleich: Bundesweit werden nur 9 Prozent der Landwirtschaft
biologisch bewirtschaftet. Interessantes Landwirtschaftsministerium, was das
betrifft. Die biologische Landwirtschaft ist für uns wichtig, und die
Gesundheit der Wiener Bevölkerung ist es uns wert, und das spiegelt sich auch
in dem Budget wider.
Im Besonderen
soll dadurch die Nahversorgung der Wiener und Wienerinnen sichergestellt werden
und die regionale Landwirtschaft soll im Vordergrund stehen. Die Stadt Wien als
Bäuerin ist wie keine andere vergleichbare Stadt Europas eine Musterstadt in
der Anwendung von biologischer Landwirtschaft. (Beifall bei der SPÖ.)
Erfrischendes
Wiener Hochquellwasser. Und alle Wiener und Wienerinnen schätzen es, nicht nur
wir hier im Gemeinderat, sondern auch die Wiener Stadtbevölkerung. Einzigartig
und auch nicht selbstverständlich. Das Wasser ist aus den Wiener Quellschutzgebieten,
und das ist wirklich international beinahe einzigartig, dass die Wiener und
Wienerinnen mit diesem Naturgut Wasser so versorgt werden wie von uns, von den
Wasserschutzgebieten der Quellschutzgebiete in den Wäldern.
Ich würde auch
meinen, dass es nicht nur uns so gehen sollte, dass wir dieses Wasser zur
Verfügung haben, das es wirklich schon lange gibt, mehr als 100 Jahre
schon, und weitere Generationen sollten so eine Qualität des Wassers haben.
Der
Verfassungsschutz für unser Wasser wurde am 4. Oktober im Landtag einstimmig
beschlossen. Die Ziele dieser Schutzbestimmung sind, das Wasser vor privatwirtschaftlichem
Verwertungsinteresse und damit verbundenen ökonomischen und ökologischen Risken
zu schützen. Eine Privatisierung des Wassers könnte zu einer Verknappung,
Verteuerung und Verschlechterung führen. Und diese Profitmaximierung, wo sich
private Unternehmen einkaufen möchten, wird die vorausschauende Sichtweise der
Wiener SPÖ sicher verhindern. Denn um dieses Ziel der Qualitätssicherung statt
Profitmaximierung für die nächsten Generationen zu sichern, wird die Wiener SPÖ
trotz der schwierigen budgetären Lage Quellschutzgebiete kaufen.
Wir stehen für die Sicherung
des Wiener Wassers für alle Generationen, um das lebensnotwendige Gut Wasser
keiner Gefährdung auszusetzen. Und auch im Konsens der EU bleiben die Wasserressourcen
in der Gebietshoheit der Mitgliedsstaaten. Kein EU-Gesetz zwingt einen Staat
zur Privatisierung von Wasserversorgung. Sie haben wahrscheinlich die Zeitungen
der vergangenen Tage nicht gelesen. Sie befinden sich hier vielleicht auch auf
einem anderen Kurs als Ihr Koalitionspartner in der Bundesregierung, denn ein
gewisser Herr Minister Molterer, aber auch ein Herr Leitl haben definitiv
ausgesagt, wie sehr es doch sinnvoll wäre, das Wasser zu verkaufen.
Ich weiß
nicht, ob auch Ihr Koalitionspartner dieser Ansicht ist, aber man kennt sich ja
leider nicht so aus, wie das bei der Bundesregierung geht, denn da gibt es
mehrere Meinungen, und das Chaos der Bundesregierung kennen wir ja.
Nichtsdestotrotz: Die ersten
Schritte wurden mit dem Verkauf der Wasserwerke in Großunternehmen ja bereits
gesetzt. Der Bund verkauft alles, was vor allem einmal Profit macht, denn ein
zweites Mal kann man ja die Sachen nicht mehr verkaufen. Das ist das Problem,
das Sie anscheinend nicht ganz begreifen. Und für diesen politischen Ansatz ist
es nicht möglich, dass man hergeht und Wasser oder auch die Quellschutzgebiete
dermaßen an Unternehmen weitergibt, damit zwar reiche Unternehmen etwas davon
haben, aber die Bevölkerung und vor allem die Wiener Bevölkerung Angst haben muss,
ob sie sich Wasser leisten kann.
Diese
Gewinnmaximierung, die Veräußerung hat man an Beispielen in Großbritannien oder
auch in Frankreich schon gesehen, wie dort das Wasser privatisiert wurde. Das
führte dazu, dass bei einigen Familien sogar das Wasser abgedreht wurde, nur
weil sie
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