Gemeinderat,
7. Sitzung vom 19.11.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 85 von 138
Nun zum Budget:
Hätten die amtsführenden Stadträte der Verwaltung Ende Juni gesagt: "Macht
einfach wie bisher weiter, aber es soll 5 Prozent billiger werden, wir
gehen einstweilen die Events eröffnen.", wäre auch kein anderes Budget
herausgekommen. Es ist einfach ein braves, fortgesetztes Budget ohne jegliche
Innovationen. Ich bin vor allem über eines sehr enttäuscht: Es ist nicht die
geringste Andeutung eines Gegenmodells zu Blau-Schwarz auf der Regierungsebene,
nicht die Andeutung, nicht ein Fuzerl (GRin
Erika Stubenvoll: Nein!) - Sie sind also der Meinung, es ist schon ein
Fuzerlfuzerl Sozialpolitik dabei -, dass es ein Gegenmodell sein könnte. Wir
können ja durchaus geteilter Meinung sein und schauen, wie wir da heute Abend
noch weiterkommen.
Sie hätten auf Ihren eigenen
Bürgermeister hören sollen. Ihr Bürgermeister sagt heute im
"Standard": "Das, was es braucht, ist ein Gegenmodell zu
Schwarz-Blau, ist Innovation und ist ein Alternativmodell.". Der Tipp ist
gut an die eigene Fraktion im Bund.
Was ist in Wien? - In Wien
haben wir das alles nicht. In Wien hat man nämlich genau darauf verzichtet. Da
wurde offensichtlich die Demut mit der Einfallslosigkeit verwechselt. Es kann
doch nicht so sein, wenn man gerade dasitzt, alle Viere von sich streckt und
vollkommen einfallslos ist, dass man dann sagt: "Heute war ich wieder
einmal anständig demütig." So kann es nicht sein. Das kommt bei uns nicht
gut an. Ich glaube, auch bei der Bevölkerung kommt es nicht gut an, denn was
die Bevölkerung will, ist, sehr wohl klare Konturen zu haben. Die Bevölkerung
will schon sehen, im roten Wien rennt es anders als im Bund. Deswegen geht es
auch darum, bei der nächsten Wahl anders zu wählen. Das ist aber nicht
vorhanden und das ist das, was wir kritisieren.
Ich möchte
gerne zu einigen wenigen Punkten Stellung nehmen, denn zu allen geht es natürlich
in diesem riesigen Ressort nicht.
Vielleicht
zunächst einmal zum Punkt "Schule", den vermutlich einige von Ihnen
auch behandeln werden.
Erster Punkt,
das neue Direktorenbestellungsmodell: Weil 6 Millionen S fehlen - und
was sind 6 Millionen S beim Budget dieser Stadt? -, wurde jetzt erneut
ein Direktorenmodell beschlossen oder fast beschlossen - es kommt demnächst -,
das nur ein einziges Ziel hat. Es kennt wirklich nur ein Ziel, nämlich rote
Schulen bleiben rot und schwarze Schulen bleiben schwarz. Das ist das Modell,
das wir wieder haben, auf das voll Stolz in der Öffentlichkeit hingewiesen wird
und das gepriesen wird. Da geht es um 6 Millionen S. Also, das kann
doch wirklich nicht wahr sein, dass der politische Wille für ein gescheites Modell
so sehr fehlt, dass einem dann 6 Millionen S zu teuer sind! Das
kritisieren wir.
Der Punkt, der
uns wesentlich wichtiger ist, ist ein inhaltlicher. Ich frage mich immer - und
jetzt frage ich auch Sie, von der sozialdemokratischen Fraktion -: Woher kommt
eigentlich diese wahnwitzige Angst vor der Demokratie? Woher kommt diese
fürchterliche Angst davor, dass es an einem Schulstandort - der GR Vettermann
lacht schon, aber es kommt jetzt natürlich - nicht möglich sein soll (GRin Renate Winklbauer: Er lacht nicht, er
schüttelt den Kopf!) - ach, er schüttelt den Kopf, das ist natürlich auch
eine Form der Äußerung -, warum nicht so viel Demokratie an unseren Schulen
sein soll, dass die Eltern, Schüler und Lehrer bei einer Direktorenbestellung
das entscheidende Wort sprechen können? Wovor haben Sie so viel Angst? - Wenn
man im Verlauf eines Bestellungsverfahrens alles tut, damit alle die
notwendigen Informationen über die Bewerberinnen und Bewerber haben, über
Gutachten, über Bewerbungsunterlagen, über ein Assessmentverfahren, über eine
computerunterstützte Potenzialanalyse, wenn die alles haben, was hindert uns
dann daran, ein wirklich großes Hearing zu veranstalten, an dem alle, die
betroffen sind, teilnehmen und dann auch ihre Stimme abgeben? Wo ist das
Problem? - Einmal möchte ich es noch erklärt bekommen, sodass ich zumindest
verstehe, was Sie meinen.
Man kann
unterschiedlicher Ansicht sein, ich sage auch nicht ... (GRin Mag Sonja Wehsely: Das haben wir doch besprochen!) - Nein,
wir haben diesen Punkt nie besprochen, aber wir werden demnächst im Stadtschulrat
Gelegenheit haben, das zu tun. Ich deponiere nur für die GRÜNEN, wir wollen
vorher objektivierte Verfahren, Entscheidungsgrundlagen für alle, dann
standardisierte Hearings und dann sollen die Eltern und Schüler und Lehrer
sagen können, wen sie zum Direktor oder zur Direktorin haben wollen. So lautet
die Forderung der GRÜNEN.
Zweiter Punkt
zum Thema "Schule" - und "Schule" wird auch am Mittwoch in
unserer Gemeinderatssitzung der erste Tagesordnungspunkt sein, wo wir darüber
reden können: Es wird im Bereich der Pflichtschulen durch die
Nulldefizitpolitik der Regierung - die Herrschaften auf der linken Seite sind
gefragt - in einer Form gekürzt, die vor allem den Schülerinnen und Schülern
schadet.
Wir haben eine
Telefonumfrage in sechs Wiener Bezirken an allen Volksschulen und an allen Hauptschulen
gemacht. Dabei ist herausgekommen, dass alle Schulen im Grunde genommen autonom
herumjonglieren und versuchen zu retten, was noch zu retten ist, und dass sich
an allen Standorten herausgestellt hat, gestrichen wird, was den Kindern Spaß
macht. Jetzt werden die zahlreich im Raum vertretenen Pädagoginnen und
Pädagogen wahrscheinlich alle samt und sonders nicht bestreiten, dass man das
besonders gut lernt, was einem auch Freude und Spaß macht. Da ist der Lernerfolg
besonders groß. Also, macht es nicht viel Sinn, genau das wegzustreichen, was
besonderen Spaß macht. Das ist der eine Punkt.
Die Kinder, die im
vorigen Jahr noch Sportangebote hatten, haben heuer teilweise keine
Sportangebote mehr. Der Chorgesang wurde teilweise gestrichen. Fremdsprachen
wurden gestrichen. Alle möglichen Dinge, die bei den unverbindlichen Übungen
angesetzt
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular