Gemeinderat,
7. Sitzung vom 19.11.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 86 von 138
waren, wurden
gestrichen. Wir haben die Standorte dazu befragt. Das ist jetzt keine Erfindung
frei Jerusalem, sondern das ist die Auskunft der Standorte, was unter anderem
auch bedeutet, dass das, was jetzt in diesem Servicebuch, dem Schulführer,
steht, falsch ist und die Leute gefrotzelt werden, weil das, was als Angebot
der Schulen darin steht, wird es im kommenden Schuljahr nicht geben.
Es ist weiter
die Integration der behinderten Kinder massiv in Frage gestellt. Auch das
werden wir am Mittwoch noch diskutieren. Es ist im Bereich der Kinder mit nicht
deutscher Muttersprache stark gekürzt worden. Es haben zum Beispiel die
afghanischen Kinder, von denen viele an der einen Schule sind, statt fünfmal in
der Woche nur zweimal in der Woche Deutschunterricht. Das heißt, es gibt da
wirklich massive Kürzungen.
Eine
Hauptschule mit technischem Schwerpunkt musste acht Informatikstunden einsparen.
Eine andere Informatikhauptschule hat das Problem anders gelöst, nämlich hat
die alles, was "Informatik" heißt, weiter in ihrem Angebot, aber
alles andere gestrichen. Die Kinder erhalten nur mehr ein Informatikangebot.
Es gibt eine
Volksschule, die im Projekt "Gesunde Schule" einen Schulgarten
eingerichtet hat. Dieser kann nicht weiter betreut werden. Er wird gerade noch
vor dem Vertrocknen bewahrt.
Jetzt an Sie
die Frage: Ist es das, was Sie mit der Nulldefizitpolitik erreichen wollten?
Wollten Sie das erreichen oder ist Ihnen das passiert? - Wenn das das Ziel war,
dann kritisiere ich das schwer. Wenn es Ihnen nur passiert ist, könnte man es
im nächsten Jahr wieder reparieren. Dann sagt man: "Okay, das wollten wir
eigentlich nicht, dass das dabei herauskommt, machen wir das wieder gut!"
Ich hätte schon gerne, dass vielleicht der eine oder andere Redner sich
herausstellt und dazu Stellung bezieht.
Es ist dadurch
- das wird vielleicht die Sozialdemokratische Partei wieder mehr interessieren
- selbstverständlich die Privatfinanzierung im Vormarsch. Jetzt sind
verschiedene unverbindliche Übungen im Bereich von Sport, Theater, kreativem
Gestalten und Musik gestrichen worden. Natürlich gibt es an einer Reihe von Schulen
jetzt Eltern, die sagen, das finanzieren sie selber, nicht gerne, aber
finanzieren sie sich selber.
Das heißt, wir
sind sehr wohl damit konfrontiert, dass es reichere und ärmere Schulen gibt und
dass die Schere zwischen Arm und Reich nunmehr bereits in der Pflichtschule
auseinander geht.
Ein ärgeres
Beispiel ist es, wenn die selben Eltern beschließen, sie wollen nicht mehr in
die gemeinsame Elternvereinskasse einzahlen, sondern sie finanzieren ihren
Kindern das privat, die Kinder machen das privat am Nachmittag, außerhalb der
Schule.
Jetzt kann ich
mir wieder nicht vorstellen, dass das im Interesse sozialdemokratischer
Schulpolitik ist. Deswegen hatte ich gedacht (VBgmin Grete Laska: Es ist auch nicht in unserem Interesse!) - es
ist nicht in Ihrem Interesse, ich glaube, das kann ich auch so sagen, es ist
natürlich nicht in Ihrem Interesse -, dann wäre es viel gescheiter gewesen,
statt 2 Milliarden S einzusparen, zu sagen, wir finanzieren in Wien
für die Pflichtschulen unverbindliche Übungen im bisherigen Ausmaß weiter. Das
hätte ich mir erwartet. Ich bin doch sehr enttäuscht darüber, dass das nicht
stattgefunden hat und sogar jetzt nicht stattfindet, wo man sieht, dass die
Privatisierung tatsächlich im Vormarsch ist.
Alles andere
zum Thema "Schule", denke ich, werden wir am Mittwoch Gelegenheit
haben, in aller Ausführlichkeit zu diskutieren.
Ich möchte
ganz gerne ein paar Worte zur "Heimreform 2000" sagen. Aber
vielleicht vorher noch ein paar eingeschobene Sätze.
Das Budget
verweist mit Stolz in seinem Vorwort darauf, dass die Konsolidierung des Personalbereichs
fortgesetzt wird und ein Modernisierungsprozess stattfindet. Was, bitte, ist
darunter genau zu verstehen? - Das Budget gibt darüber keine Auskunft, was
darunter genau zu verstehen ist. Mich würde aber interessieren, wie die
Konsolidierung und Modernisierung des Personalbereichs im Bereich des Jugendamts,
der Kindertagesheime, des Sozialamts und der Schulen zu verstehen ist.
Ich möchte
Ihnen ein Beispiel aus der Heimreform liefern, und zwar deswegen aus der
Heimreform, weil ich die Entscheidung, diese Heimreform zu machen, für sehr gut
gefunden habe. Das war eine gute und eine richtige Reform, aber jetzt muss man
dafür sorgen, dass auch der Vollzug gelingt. Ich möchte Ihnen Sparbeispiele
bringen, die aus einem Budget gar nicht herauslesbar sind, die aber ein
deutlicher Hinweis dafür sind, dass auf dem Rücken der Kinder, nämlich der
ärmsten Kinder dieser Stadt, enorm gespart wird. Ich gebe Ihnen einzelne
Beispiele.
Während im Eingangsstatement
zur Heimreform steht, man müsste früher erkennen, kürzer betreuen und
differenzierter helfen, findet jetzt ziemlich das Gegenteil statt. Um früher
erkennen zu können, ob eine Familie sich in einem Zustand befindet, sodass
möglicherweise eine Heimeinweisung eines Kindes der Fall sein könnte, müsste
das Jugendamt so viel Personal haben, dass es nicht immer nur als Feuerwehr
unterwegs ist, sondern tatsächlich präventiv arbeiten und sehr viel mehr
aufsuchende Sozialarbeit stattfinden kann. Fragt man beim Jugendamt ein
bisschen herum, dann sagen nahezu alle unisono, präventiv zu arbeiten, ist bei
diesem Personalstand im Grunde genommen nicht möglich.
Gehen wir nun
in diese einzelnen Wohngemeinschaften, in denen sich acht Kinder befinden. Zu
diesen acht Kindern gehören immer vier SozialpädagogInnen. Sie können Person für
Person abfragen, das Problem Nummer eins in diesem Bereich zu nennen, die
Antwortet lautet faktisch immer, es gibt keine Springer, es ist keine Personalreserve
da.
Wie schaut das jetzt
aus? - Wenn einer von den vieren auf Urlaub ist und eine andere Person krank
ist,
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