Gemeinderat,
7. Sitzung vom 19.11.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 104 von 138
Ihren sozialistischen
Lehrergewerkschaftern darlegen, ist mir wirklich ein Rätsel, nachdem jetzt die
Bundesregierung dafür Sorge getragen hat, dass Ihre Zielsetzungen nicht zum
Tragen gekommen sind und diese Belastung von zwei zusätzlichen Stunden nicht
umgesetzt worden ist.
Ich möchte
aber natürlich auch zum jetzigen Geschäftsordnungspunkt kommen und einiges zur
Budgetdebatte sagen. Ich werde versuchen, mich kurz zu halten. Das wird
angesichts der vielen Punkte, die es zu erwähnen gibt, nicht so einfach sein,
aber ich werde es trotzdem probieren.
Ich möchte
dort beginnen, wo mein Gemeinderatskollege Hans Römer aufgehört hat, nämlich
bei den Subventionsanträgen. Wir wissen, dass viele Vereine, viele Sportler und
Persönlichkeiten Anträge stellen und bei Frau StRin Laska einbringen, dass
diese leider Gottes oftmals abgelehnt und schubladisiert werden, vielleicht
sogar ohne Eingangsstempel irgendwo verschwinden, und dass der Ausschuss nie
darüber informiert wird, welche dieser Anträge schubladisiert worden sind. Das
ist ein Umstand, der demokratiepolitisch nicht wirklich nachvollziehbar ist.
Es wäre doch
ein Leichtes, bei den Ausschussunterlagen, die zur Einsicht vorgelegt werden,
für den Ausschuss einen eigenen Akt hinzulegen, in dem man auch Vereine
auflistet, die Anträge gestellt haben, die aber nicht zur Genehmigung gekommen
und nicht einmal in den Ausschuss gelangt sind, damit wir Oppositionspolitiker
auch wissen, wie viele Anträge bis dato nicht einmal zur Beurteilung in den Ausschuss
gelangt sind. Das wäre wirklich etwas, was man nicht verstecken muss. Sie sind
ja hoffentlich für Transparenz und Sie sind hoffentlich für eine offene Gestaltung
dieser Antragsbehandlung.
Daher meine
ich, dass das wirklich ein Leichtes wäre - es sein denn, man möchte im Sinne
der Freunderlwirtschaft ein paar Dinge unter den Teppich kehren. Das wäre
natürlich ein Grund, warum man das nicht der Opposition vorlegt.
Da wir schon
beim Thema Freunderlwirtschaft sind, kommen wir auch gleich zu OSR Dr
Podkowicz, der heute angenehmerweise hier im Raum ist: der "clevere
Ferdl", wie er in diversen Medien auch genannt wird, von dem man ja weiß,
dass ohne ihn im Sportbereich eigentlich gar nichts geht. Man sagt auch, sein
Charme sei so gewinnend, dass manchmal nicht einmal die Frau Stadträtin sich
durchsetzen kann, sondern letztlich er derjenige ist, der das auf Grund seines
Charmes schafft.
Da munkelt man
jetzt in diversen Medien, dass Herr OSR Podkowicz eventuell als Chef zur Wiener
Holding-Neu gehen soll und dass wieder ein Nach-oben-Loben innerhalb der SPÖ
stattfinden soll. Ich kann nur sagen, viele Sportfreunde in dieser Stadt würden
in diesem Fall nicht eine Träne vergießen. Sie würden aufatmen und
wahrscheinlich würden auch einige aus den eigenen, sozialistischen Reihen
darüber aufatmen und erleichtert sein, weil dann wahrscheinlich in diesem
Bereich endlich auch einmal ein offenerer Zugang stattfinden würde und wir die
Möglichkeit hätten, wirklich ernsthaft über den Sportbereich zu diskutieren,
vielleicht auch die Sportförderung ernsthafter und offener als bisher leben zu
lassen und sie nicht nur auf gewisse Bereiche beschränkt zu lassen.
Ich möchte auf
einen weiteren Punkt zu sprechen kommen, nämlich den Punkt Behindertenpolitik.
Da möchte ich festhalten, dass es löblich ist, dass wir nach acht Monaten -
nicht nach acht Wochen; das wäre wirklich eine tolle Zeit gewesen, wenn Sie es
in acht Wochen geschafft hätten -, nämlich acht Monate nach der Wahl, die erste
Behindertenkommission abhalten. Das ist schon eine "starke" Leistung.
Ich habe mich sehr gefreut darüber, dass der Schwerpunkt dieser neuen
Stadtregierung auch im Behindertenbereich zu suchen sein wird. Die Behinderten
haben es auch so verstanden und fühlen sich natürlich schon ein bisschen im
Stich gelassen; ich sage das so salopp.
Aber es ist
löblich, dass jetzt wieder ein Arbeitskreis eingerichtet worden ist, der
darüber nachdenken wird, wo es in dieser Stadt Versäumnisse gibt und wo man für
die Behinderten im Bereich der Mobilität konkret etwas machen kann. Das ist
löblich, gut und richtig. (GRin Erika
Stubenvoll: Wird seit vielen Jahren getan!) Ich weiß, es gibt Arbeitskreise
schon seit Jahrzehnten, keine Frage. Ich halte es nur für notwendig, dass wir
auch in diesem Bereich ein bisschen vom Fleckerlteppich-Denken wegkommen und
endlich wirklich Prioritäten setzen, und zwar dort, wo sie notwendig sind,
dort, wo Behindertengruppen in den letzten Jahren vernachlässigt worden sind,
und dass wir vor allen Dingen endlich auch Missstände beseitigen, die es in
dieser Stadt gerade im Behindertenbereich gibt.
Dort gibt es
Missstände zuhauf. Es gibt Missstände im Bereich der Behindertenbetreuung und
-wohngemeinschaften, die Sie, sehr geehrte Kollegin, angesprochen haben, aber
inhaltlich in einer gänzlich anderen Tonalität angesprochen haben. Dort gibt es
Missstände derart, dass zwar auf der einen Seite immer vom "selbst bestimmten
Leben" gesprochen wird, weil dieses für Behinderte notwendig und wichtig
ist, gerade auch für Schwerstbehinderte, die in diesen Bereich hineinfallen,
dass wir aber oftmals eine Situation zu erleben haben - leider Gottes, weil es
keine Kontrollen gibt -, dass Menschen in ihrer eingenässten Bettwäsche liegen
bleiben müssen, weil sich keiner um sie kümmert, dass sie in ihrem eigenen
Dreck umkommen müssen, weil keiner diesen Dreck beseitigt und weil das offenbar
als selbst bestimmtes Leben betrachtet wird.
Ich meine, dass das
kein selbst bestimmtes Leben ist, sondern eine "Selbstbeschädigungshilfe"
darstellt. Deshalb hat sich in der Zwischenzeit auch die Volksanwaltschaft
eingeschaltet. Denn das ist eine Frage von Menschenrechten und da meine ich,
dass es notwendig ist, diese Missstände endlich auch in dieser
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