Gemeinderat,
7. Sitzung vom 19.11.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 119 von 138
Ich habe Ihnen schon
so oft gesagt, was es ohne Sonderdotierungen alles nicht gäbe - und ich sage
das ja anerkennend, Sie brauchen sich nicht immer angegriffen zu fühlen; es kam
ja in einer Koalitionsregierung, es kam ja von einem Stadtrat, der sich Sorgen
machte -: Schönberg-Center, Filmreform, Drei-Jahres-Verträge, die Josefstadt
wäre in Konkurs, es gäbe kein Tanzhaus, es gäbe keinen Theater-Dienstag, es
gäbe keine Entschuldung, weil wir seit 1997 immer nur aus Sondermitteln entschuldet
haben, es gäbe keine Kinoförderung ohne Sondermittel. - Um Sondermittel muss
man kämpfen, damit man das Budget auf diese Weise noch intensiver und erfolgreicher
gestalten kann, meine Damen und Herren!
Dass man den
Rabenhof aus dem Kulturschilling zahlt, das ist - das haben wir schon so oft
hier gesagt - wirklich einfach indiskutabel! Wir werden ja im Zusammenhang mit
der dringlichen Anfrage am Mittwoch Gelegenheit haben, darüber noch ausführlicher
zu reden. "Unsauberes Spiel" war der Rabenhof! - Herr Vorsitzender,
bevor Sie (GRin Renate Winklbauer: Aber
wer hat das unsaubere Spiel begonnen? Wer hat erklärt, dass ...? Das war der
StR Marboe!) das mit einem Ordnungsruf belegen: Das schreibt der
"Falter"! Die politische Verantwortung hätte darin bestanden, das
eben nicht zuzulassen, nicht unter Umgehung der MA 7 mit der Josefstadt -
was rechtlich in Ordnung war - einen Vertrag zu schließen, meine Damen und
Herren. (GRin Renate Winklbauer: Das ist
doch die Rechtslage!) Das wäre verantwortliche Kulturpolitik gewesen - und
nicht, parteipolitische Zusagen aus Steuergeldern zu honorieren! (GRin Renate Winklbauer: Das darf doch nicht
wahr sein! Sie ignorieren die Rechtslage! - Zwischenruf der GRin Inge Zankl.)
Wir haben das
schon so oft diskutiert. Der Herr Kulturstadtrat hat im Interview gesagt: Was
wäre die Alternative gewesen? - Soll ich es Ihnen sagen: Kleinkunst zu machen
für ein paar Jahre. Wir hatten den Bronner, wir hatten den Muliar, wir hatten
die Elfi Ott - die hätten herrliches Theater gemacht! (GRin Renate Winklbauer: Und was hätte es gekostet?) Es hätte der
Hirzenberger weiter inszeniert, so wie schon früher. Es wäre wesentlich
billiger gewesen! (GRin Renate
Winklbauer: Zuerst haben Sie erklärt ...!) Wir hatten Voranschläge. - Das
können wir alles am Mittwoch diskutieren. (GRin
Renate Winklbauer: Wir können es auch jetzt diskutieren!)
Was ich
wirklich nicht verstehe, meine Damen und Herren, ist, dass man im Rabenhof eine
Bedrohung und nicht eine Chance gesehen hat, nämlich eine Chance, den Nachweis
zu erbringen, dass einem Kulturpolitik vor Parteipolitik geht. Diese Chance ist
versäumt worden beim Rabenhof, meine Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP. - GRin Inge Zankl: Von Ihnen! - GR Godwin
Schuster: Ich frage Sie, wer die Chance und wer die Bedrohung sieht!)
"Er"
- Klammer: "Mailath", Klammer zu - "wird gut daran tun, zuerst
gegen die Ignoranz in der eigenen Partei entschlossen aufzutreten." - Das
sagt nicht die Opposition, das sagt der "Standard"!
Ist er das,
meine Damen und Herren? Ist er entschlossen aufgetreten gegen diese Ignoranz,
die immer wieder solche Zwischeneinwürfe macht, von denen wir wissen, dass sie
nicht zielführend sind? - Es wäre eine Chance gewesen zu zeigen, dass einem
Kulturpolitik wichtiger ist als Parteipolitik! - Diese Chance wurde fahrlässig
versäumt, meine Damen und Herren. (GRin
Renate Winklbauer: ... Ignoranz vorwerfen!) - Horchen Sie da einmal zu! (GRin Renate Winklbauer - sich zum Saalausgang
begebend -: ... beleidigen lassen!)
"Obwohl
die SP die Leitung der Mittelbühne bereits Welunschek, dem langjährigen
SP-Mitglied, versprochen hatte" - sagt nicht die Opposition, sagt der
"Standard", und er zitiert nicht jemanden, sondern er sagt es, er
schreibt es, meine Damen und Herren!
Diese Chance
wurde vertan und das ist eigentlich traurig. Es darf sich doch niemand
ehrlichen Herzens darüber wundern, dass die Szene in Aufruhr ist, dass die
Spaltung der Szene eingetreten ist, denn die verstehen das nicht. Wir haben
jetzt fünf Jahre lang Kulturpolitik vor Parteipolitik gehabt und plötzlich soll
es wieder umgekehrt sein? - Das erklären Sie einmal denen da draußen, meine
Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP.)
Public
Netbase, Rabenhof, Arbeiterkammer-Subvention, Filmarchiv der Arbeiterbewegung:
Wollen Sie wirklich wieder ein Ideologieressort in Wien haben? Wollen Sie
wirklich wieder mehr Parteipolitik in der Kultur anstatt weniger Politik in der
Kultur? (GRin Inge Zankl:
Unwahrscheinlich!) Ist das wirklich Ihre Absicht, meine Damen und Herren? -
Ich kann das nicht glauben! Ich kann einfach nicht glauben, dass das
Arbeitsmotto "Woller schafft an und Mailath zahlt" die neue
Arbeitsdevise der sozialistischen Kulturpolitik sein soll. (Beifall bei der ÖVP. - GR Ernst Woller: Das ist ja lächerlich!)
Jetzt geht der
Kultursprecher der SPÖ her und sagt vor Zeugen: Der Marboe - so sagt er - hat
beim Metropol genau dasselbe gemacht. - Das wurde mir von mehreren Zeugen
berichtet. Sie können das hier gleich dementieren und erklären, dass Sie das
nicht gesagt haben, aber Vorsicht: Es gibt mehrere Zeugen. - "Der Marboe
hat beim Metropol genau dasselbe gemacht wie ich beim Rabenhof"!
Meine Damen und
Herren! Sagen Sie so etwas doch nicht! Es gibt drei Unterschiede. Erstens: Das
Metropol wurde mit den Stimmen der Sozialdemokratischen Partei mehrheitlich
hier beschlossen. (GRin Inge Zankl: Weil
wir in der Koalition waren!) - Zweitens: nicht unter Umgehung der zuständigen
MA 7, wie Ihr Rabenhof, wo Sie uns umgangen haben und direkt mit der
Josefstadt den Vertrag vermittelt haben - was rechtlich okay ist, aber
politisch halt verantwortet werden muss. - Und drittens - und vielleicht am
wichtigsten -: aus Sondermitteln finanziert und nicht aus dem Kulturbudget wie
beim Rabenhof! - Diese drei Dinge sind ein solcher Unterschied, dass Sie so etwas
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