Gemeinderat,
7. Sitzung vom 20.11.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 4 von 125
ressat dessen? Ich
bringe sie ausführlich, weil es mir in dem Fall ein großes Anliegen ist und wir
- ich sage Ihnen das gleich jetzt -, so wie wir bei KDAG - das ist das bessere
Beispiel - dranbleiben, auch beim Höchstädtplatz dranbleiben wollen. Worum geht
es, auch von denen formuliert, die diesen Wettbewerb gewonnen haben?
Es geht einmal
ganz prinzipiell darum, nicht irgendwelche No-Names von Orten, sondern eine
Marke zu entwickeln, einen Ort, wo man gerne wohnt, der auch im Bewusstsein der
Bevölkerung verankert ist. Wer kümmert sich um eine gezielte Nutzungsmischung
dort? Wer kümmert sich insbesondere um die immer wieder auftauchende Frage: Was
ist mit den Freiräumen, was ist mit den Erdgeschossbereichen? - Da wird in den
Juryprotokollen immer wieder die großzügige Ausgestaltung der Erdgeschossbereiche
wunderbar gelobt. Na ja, das schreibt sich leicht in ein Juryprotokoll hinein.
Politik heißt, das sicherzustellen. Und wenn ich mir jetzt anhöre, welche
Planung es dort gibt, sage ich Ihnen: Den Müllraum im Erdgeschoss braucht man
zwar, aber bitte das ist kein großzügiger Erdgeschossbereich, dass es eine Fahrradabstellanlage
gibt, dafür bin ich total, aber das ist nicht die großzügige Erdgeschossnutzung,
ebenso wenig der Kinderwagenaufbewahrungsraum und all das, was zwar notwendig
ist, aber nicht eine Qualität einer Erdgeschossnutzung ausmacht. Wer übernimmt
die Finanzierung? Wer übernimmt das Development? Wer nimmt allenfalls dafür
auch Geld in die Hand? Wer sorgt dafür, dass es einen Branchenmix gibt? - Da
muss man dahinter sein, meine Damen und Herren, und wenn nicht einer dahinter
ist oder eine Institution, die auch mit einem gewissen Nachdruck ausgestattet
ist, passiert das nicht.
Es geht
zweitens - ich sage es noch einmal bewusst - um die Freiraumzonen. Ich habe
gestern extra telefoniert, um zu fragen, was aus der Beauftragung der Freiraumplanung
geworden ist. Ich sage Ihnen, was passiert ist. Der WWFF entwickelt das jetzt
mit sehr, sehr geringem Engagement. Als Beleg sage ich Ihnen auch: Wir führen
jetzt eine Stadtplanungs- und Stadtentwicklungsdebatte und selbstverständlich
ist vom WWFF niemand da, denn das gehört ja zu einem anderem Ressort. Und das
ist das Problem! Es war diese Freiraumplanung beauftragt, bis der WWFF gesagt
hat: Nein, das ist nicht unsere primäre Aufgabe, das tun wir nicht! Der WWFF
hat das unterlassen. Dann haben die Bauträger gesagt: Na hallo, wenn die Stadt
mit dem WWFF das unterlässt, dann machen wir auch nichts dafür!
Das heißt,
dass jener großzügige Freiraumbereich, dessentwegen ein städtebaulicher Entwurf
erst gewählt wurde, jetzt schrittweise den Bach runtergeht. Und dann werden wir
einmal mehr feststellen: Schaut her, das war der Entwurf, und schaut her, das
ist nun die Praxis!
Meine Damen
und Herren! Gehen Sie einmal mit dem Plan in der Hand über den Leberberg und
schauen Sie sich die Freiraumplanung im Entwurf und die Freiraumplanung in der
Wirklichkeit an. Überall dort, wo Sie die Sichtachsen haben, haben Sie jetzt
Entlüftungsschächte der Garagen. Ich bräuchte mehr als 40 Minuten, um
allein das zu schildern. Hier ist niemand verantwortlich. Wo ist das Zusammenführende?
- Ich meine, das wäre Aufgabe der Stadtplanung, aber ich kann es mir auch
woanders vorstellen. Wer hat eine Gesamtverantwortung für das Gebietsmanagement,
der wirklich diese Qualitäten Schritt für Schritt für Schritt für Schritt durchsetzt?
Ich spare mir
jetzt zu schildern, wie der Entwurf bei dem Hochhauskonzept hinübergerettet wurde,
aber ich komme zu einem weiteren ganz wichtigen rechtlichen Punkt, auch im
Bereich KDAG, und da habe ich mich extra schlau gemacht, wie das in der
Vergangenheit gehandhabt wurde. Zunächst ganz konkret zur Frage der Planwertabgabe
und wie man das administrieren könnte. Dort wurden durch den Gemeinderat deutliche
Aufzonungen vorgesehen. Das ist an diesem Standort auch vernünftig. Dort ist
auch ein Hochhaus vorgesehen: Ich füge hinzu: Auch das halte ich an diesem
Standort für vernünftig. Aber man kann jetzt nicht mit Nachdruck von den
Bauträgern verlangen, dass sie wegen der beträchtlichen Wertsteigerungen, die
durch diese vorgesehene Aufzonung entstehen - Beispiel Höchstädtplatz -, das
und das und das und das auch noch finanzieren.
Welche Beispiele von solchen
städtebaulichen Verträgen gibt es? - Ich gebe Ihnen eine Antwort: Keine! Sie
werden mir sagen: Na hallo, in der Vergangenheit hat es das doch gegeben! Ja,
das war so diese Wiener Art: Na ja, wir werden uns schon nicht die Augen
auskratzen. Wienerberg: Wir bauen euch eh einen Kindergarten, also dürfen wir
da hinauf. Das passiert so nebenbei.
Das sollte
man, so meine ich, auf eine saubere rechtliche Grundlage stellen und eines tun:
jemanden dafür verantwortlich machen, jemandem die Verantwortung übergeben und
ihm sagen: Du verhandelst jetzt für die Stadt. Ganz klare Vorgaben. Jetzt denke
ich bewusst auch mit dem Kopf der Bauträger, denen es legitimerweise um eines
geht, um Klarheit. Die Stadt sagt: Ja, du bekommst eine Aufzonung, wir wollen
das, das, das, das und das von dir, aber wenn du das einhältst, dann haut das
auch mit der Widmung hin, dann haut das mit anderen Fragen hin. Wo ist diese
Institution? Wo ist diese Person am Beispiel Höchstädtplatz? - Nirgendwo! Damit,
so fürchte ich, gehen die Qualitäten eines guten und richtigen städtebaulichen
Entwurfs schrittweise den Bach hinunter, wenn nicht der Planungsstadtrat oder
sonst irgendwer, der sich für Qualitäten verantwortlich fühlt, das Ruder in die
Hand nimmt.
Der Bezirk
sagt: Ja. wir können uns etwas wünschen, aber was haben wir denn zu reden? - Niemand
hat leider etwas zu reden, aber da geht es um ganz viele Fragen, auch Detailfragen.
Ich habe mir den
Entwurf angeschaut und da gibt
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