Gemeinderat,
7. Sitzung vom 20.11.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 12 von 125
vom Herrn
Vizebürgermeister gehört: Wo sind denn die Gelder für die Sanierung der
Bahnhöfe? - Ja, meine sehr geehrten Damen und Herren, was heißt: Wo sind die
Gelder? Sind die Bahnhöfe seit März 2000 bis zum heutigen Tag eingestürzt, sind
sie in eineinhalb Jahren so desaströs geworden? - Na, doch überhaupt nicht!
Diese Bahnhöfe sind verfallen, sind verkommen, sind verludert unter Ihrer
Regentschaft, unter Ihrer Koalition - so muss man das sehen -, und jetzt ist es
billig zu sagen, die neue Bundesregierung soll die Bahnhofsinitiative und die
Sanierung vornehmen. Wir werden das schon machen auf Grund unserer finanziellen
Möglichkeiten, die allerdings beschränkt sind, weil Sie uns ein finanzielles
Desaster überlassen haben. Also, die Frage ist vollkommen daneben! (Beifall bei der FPÖ.)
Zum
Nordbahnhof sage ich diesmal überhaupt nichts, Herr Stadtrat. Über den
Nordbahnhof brauchen wir eigentlich nicht lange zu reden. Da ist nichts passiert,
da passiert nichts, da wird nichts passieren, da ist die Situation vollkommen
verfahren. Ich möchte mich eher mit dem so genannten Zentralbahnhof beschäftigen.
Der
Zentralbahnhof ist im Jahre 1986 - ich habe das recherchiert - das erste Mal
aufgetaucht, und zwar interessanterweise mit den Erstplanungen des so genannten
damals noch "Wildschwein"- und jetzigen Lainzer Tunnels. Dieser
Zentralbahnhof stand ganz eindeutig im Zeichen eines Zusammenspiels zwischen
Lainzer Tunnel und eben diesem Zentralbahnhof. Da gibt es eine Menge von
Gutachten, eines davon von Univ Prof Dr Schopf, der schon damals gesagt hat -
ich zitiere -: "Der Vorschlag zum Bau eines Lainzer Tunnels tauchte
erstmals 1986 im Zusammenhang mit der Realisierung eines Zentralbahnhofs für
Wien auf. Untersuchungen zum Zentralbahnhof zeigten jedoch, dass dieser weder
für den Hochleistungsverkehr noch für den Regionalverkehr noch für den innerstädtischen
Verkehr von wesentlicher Bedeutung wäre."
Wir haben an
sich auch immer diese Meinung vertreten, haben immer gewartet auf Pläne des
Zentralbahnhofs, und wenn ich mir jetzt den Masterplan anschaue -
Seite 17, Herr Stadtrat -, dann lese ich dort unter anderem über die
Bahnhofsinitiative, und da gibt es: Bahnhof Wien Hauptbahnhof, erste Phase:
Nahverkehrsknotenpunkt Südtirolerplatz; Bahnhof Wien Hauptbahnhof, zweite
Phase: Durchgangsbahnhof; Bahnhofsoffensive Wien West, Wien Süd, Wien Meidling.
Ich vermisse hier die Aufzählung eines Zentralbahnhofs, denn Sie dürften jetzt
offensichtlich nach 16 Jahren oder 17 Jahren draufgekommen sein, dass
der Zentralbahnhof, überdimensioniert, wie er von Ihnen immer geplant wurde, überhaupt
keinen Sinn macht.
Und daher frage ich mich
schon: Gibt es eigentlich von Ihnen Alternativvorschläge, Sparvarianten, um dem
gerecht zu werden, was 1986 viele Fachleute schon gesagt haben?
Sind die Punkte 9 und 10 auf
Seite 17 - eine Frage an Sie - bereits eine abgespeckte Version eines
nicht mehr existierenden, auch in Gedanken nicht existierenden Zentralbahnhofs?
Oder was sollen diese Bahnhofsinitiativen eigentlich darstellen? - Ich habe
eher den Eindruck, dass hier eine Änderung der Linie plötzlich kommt. Ich habe
den Eindruck.
Da gab es einige
Veranstaltungen in letzter Zeit zum Westbahnhof und auch Gespräche mit Ihren Mitarbeitern
und Verkehrsplanern deuten plötzlich in die Richtung: Na gut, wenn es den Zentralbahnhof
nicht gibt in der Form, weil das nicht finanzierbar ist, dann bleibt uns ja
noch immer der Westbahnhof. Das heißt , wir kommen wieder zurück zum alten Westbahnhof.
Und dass diese
Richtung eingeschlagen werden könnte, hat ein hoher ÖBB-Mitarbeiter in einer
Diskussion auch zugegeben. Er hat nämlich gesagt, dass überhaupt kein Geleise
vom Westbahnhof im Zuge einer Neuplanung entbehrlich ist, im Gegenteil, sie
brauchen wahrscheinlich sogar noch ein oder zwei neue Gleise dazu. Er hat zwar
nicht gesagt, für was, aber es macht skeptisch, wenn die ÖBB bereits im Westen,
am Westbahnhof, plant, und alles andere, was Zentralbahnhof im Süden ist, ein
bisschen in Vergessenheit gerät. Da wird man skeptisch und ich würde gerne eine
Antwort von Ihnen haben: Ist geplant, dass man den Westbahnhof wieder zu dem
macht, was er eigentlich einmal war, alles andere vergisst im Süden, man macht
eine Sparvariante? - Ist nichts dagegen einzuwenden, ich will es nur gerne
wissen.
Nur, einen
Nachteil hätte es, und da wird morgen unser Kollege Kowarik darauf eingehen.
Der Nachteil wäre, dass sich die städtebaulichen Planungsvorstellungen im
Westen Wiens, im 15. Bezirk, wenn man den Westbahnhof abgesiedelt hätte
und nur einen etwas überregionalen Bahnhof beließe, erübrigt hätten. Es ist
schade darum, aber auf das gehen wir morgen ein.
Da im
Zusammenhang mit dem Zentralbahnhof auch der Lainzer Tunnel angesprochen ist,
werden Sie verzeihen, dass ich den noch einmal anspreche. Ich weiß, Sie hören
das nicht gerne. Nur, jetzt geht es ums Eingemachte, meine Damen und Herren.
Und so, wie
der Herr Bürgermeister es gesagt hat, die schleißigen oder schlampigen Beamten,
die diese Bescheide ausgestellt haben, die sollen endlich g’schwind arbeiten
und g’scheit arbeiten, na so geht es nicht. Denn ich erinnere Sie alle, dass
viele, angefangen von Bgm Zilk, Häupl, Minister Scholten, Klima, Einem bis zu
den StRe Swoboda und Görg, aber auch betroffene Bezirksvorsteher, mit
unterschiedlichem politischen Druck auf die Beamten - und da bin ich mir ganz
sicher, weil ich auch Gespräche geführt habe - eingewirkt haben, um die
Bescheide zum Lainzer Tunnel, nämlich alle vier Bescheide, weil es Einzelbescheide
waren, zu bekommen.
Heute stehen wir vor
einem Desaster, meine Damen und Herren, und ich werde darauf jetzt etwas
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